Düsseldorf

Tannhäuser in der Gaskammer

Abgesetzt: Die Rheinoper führt die Wagner-Oper »Tannhäuser« nur noch konzertant auf. Foto: dpa

Die jüdische Gemeinschaft in Düsseldorf begrüßt die Absetzung der Wagner-Oper Tannhäuser, die am Samstag an der Rheinoper Premiere hatte. Die Entscheidung sei sinnvoll, sagte der Vorsitzende des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, Oded Horowitz. »Es besteht die Gefahr, dass das Leid der Opfer durch eine inflationäre Verwendung von NS-Symbolik bagatellisiert wird. Da muss man sehr sensibel sein«, sagte Horowitz. Er betonte jedoch, die Gemeinde wolle sich grundsätzlich nicht in künstlerische Belange einmischen.

Regisseur Burkhard C. Kosminski hatte schon bei der Ouvertüre nackte Statisten gezeigt, die in einer Gaskammer, die sich mit Nebel füllt, zu Boden sinken. Dann wurde die Musik gänzlich unterbrochen, eine Familie musste sich entkleiden, wurde rasiert und von Tannhäuser und SS-Männern erschossen. Schon nach 30 Minuten soll die Vorführung in Buh-Rufen ertrunken sein. Mehrere Zuschauer benötigten offenbar ärztliche Hilfe.

Empörung Auch der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Szentei-Heise, hatte sich über die Aufführung empört, die er am Samstag besucht hatte. Wagner sei zwar ein »glühender Antisemit« gewesen, so Szentei-Heise, aber dem Komponisten dies »auf der Bühne so um die Ohren zu schlagen, halte ich für nicht legitim«. Wagners grundsätzliche politische Einstellung spiegele sich nicht in seiner Musik und auch nicht im Libretto wider. Eine Absetzung hatte die jüdische Gemeinde jedoch nicht gefordert.

Nach massiven Protesten und Empörung wegen der krassen Darstellung von Nazimorden hatte die Oper schließlich am Mittwoch angekündigt, den Tannhäuser von Richard Wagner von Donnerstag an nur noch konzertant aufzuführen. Eine Änderung einzelner Szenen habe der Regisseur Burkhard C. Kosminski aus künstlerischen Gründen abgelehnt.

Vertreter der Düsseldorfer Kulturpolitik äußerten ebenso Verständnis, die Wagner-Oper in dieser Inszenierung nicht mehr zu zeigen. Der Rheinischen Post sagte Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU), er respektiere die Entscheidung: »Die Verantwortlichen werden das sehr genau abgewogen haben.«

Der Vorsitzende des Düsseldorfer Schauspiel-Freundeskreises, Hans-Michael Strahl, der selbst den Premierenabend besucht hatte, sagte der »Süddeutschen Zeitung«, es sei schade, dass Opernbesucher sich nun keine eigene Meinung mehr über das Stück bilden könnten. Es sei aber letztlich Sache der Oper, abzuschätzen, ob sie die Inszenierung mit ihrer starken psychischen Wirkung weiter verantworten könne.

Die Oper Tannhäuser war am 19. Oktober 1845 im Königlich Sächsischen Hoftheater in Dresden uraufgeführt worden. Richard Wagner hatte das Libretto selbst verfasst. Als Vorlage für seine romantische Oper in drei Akten diente die traditionelle Volksballade Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. ja

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Trauer

Mit gebrochenem Herzen

Die Israelitische Kultusgemeinde nahm Abschied von Rebbetzin Shoshana Brodman sel. A., die Anfang November nach langer Krankheit starb

von Esther Martel  02.12.2025

Kulturtage

»Weitermachen ist die einzige Chance«

»Jüdisches Leben in Deutschland – Heute und Morgen«: Ein Podium stellte die Frage nach gesellschaftlichen Dynamiken und Konsequenzen nach dem 7. Oktober

von Esther Martel  02.12.2025

Planegg

Historische Sensation

Eine Ausstellung erzählt vom Schicksal Jakob Hirschs, der 1818 als erster Jude in Bayern geadelt wurde

von Ellen Presser  02.12.2025