Frankfurt

Täglich auf der Baustelle

Die Ausstellung ist fertig, das Gebäude noch nicht: Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Frankfurt Foto: Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main

So lange wie die Fertigstellung des Berliner Flughafens wird es wohl in Frankfurt nicht dauern, aber auch hier gibt es Verzögerungen. Im Gegensatz zu Berlin hat die Frankfurter Verzögerung mit dem derzeitigen Bauboom zu tun. Gut für die Baubranche – schlecht fürs Museum. Die Wiedereröffnung des Jüdischen Museums Frankfurt verzögert sich deshalb um mindestens fünf Monate. Das bestätigte zumindest Museumssprecherin Sarah Mirjam Fischer der Jüdischen Allgemeinen. Verantwortlich seien »bauliche Gründe«.

Eigentlich war zuletzt geplant, den neuen Erweiterungsbau und den sanierten ersten Standort des Museums, das historische Rothschild-Palais am nördlichen Mainufer, im November dieses Jahres zu eröffnen. Nun sei April 2020 das Ziel. Einen genauen Termin gibt es aber noch nicht. »Wir wünschen uns Anfang April«, sagte Fischer.

Bauherr Die Probleme mit der Baustelle wurden erst vor Kurzem bekannt, als Erstes berichtete die »Frankfurter Rundschau« darüber. Die Direktorin des Jüdischen Museums, Mirjam Wenzel, wies in der Frankfurter Tageszeitung die Verantwortung für die Verzögerung von sich. »Ich bin nicht die Bauherrin, ich bin nur die Nutzerin«, sagte sie der Zeitung. Auch ihre Sprecherin Fischer betonte im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen: »Wir sind fertig. Wir könnten im November eröffnen.« Konzeption und Texte für die neue Dauer- und die erste Wechselausstellung im neuen Erweiterungsbau seien abgeschlossen.

Trotz des Umbaus bietet das Museum an anderen Orten Programm an.

Verantwortlich für den Bau ist die städtische MuseumsBausteine GmbH. Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) bedauere die Verschiebung der Eröffnung, teilte ihre Sprecherin Jana Kremin mit. »Angesichts der hochkonjunkturellen Lage im Bausektor lässt sie sich jedoch nicht vermeiden.« Es handele sich um ein »sehr ehrgeiziges Bauwerk, einen emblematischen Museumsbau«, und es gebe sehr wenige spezialisierte Baufirmen, die dafür geeignet seien.

Die Dezernentin tue alles, um eine Eröffnung im April zu ermöglichen, und habe dafür »zeitnah Maßnahmen ergriffen« und beispielsweise die »Präsenz auf der Baustelle erhöht«, sagte Kremin weiter. Man wolle im November so weit sein, die baulichen Arbeiten abzuschließen, damit anschließend die Museografie eingerichtet werden könne. Die Stadt rechnet mit Mehrkosten von drei Millionen Euro bei einem Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro. Diese hätten aber nichts mit der Verzögerung zu tun.

Ausstellungsfläche Die Ausstellungsfläche soll sich künftig verdreifachen. Der moderne Erweiterungsbau entsteht neben dem Rothschild-Palais, den das Museum seit der Gründung 1988 nutzt. Im Neubau sollen auch ein Café, ein Museumsshop und die neue Bibliothek Platz finden. Dort können dann Archivalien eingesehen werden, etwa die Dokumente des Familie-Frank-Zentrums.

Auch während der Arbeiten, die 2015 begonnen haben, macht das Museum weiter Programm, auch an anderen Orten in der Stadt. Der zweite Standort, das Museum Judengasse, ist zudem regulär für Besucher geöffnet.

Im September, also noch vor Rosch Haschana, werde man den neuen Vorplatz am Stammsitz mit einem Spätsommerfest eröffnen, kündigte Fischer an. Dabei sollen eine mehr als zehn Meter hohe Skulptur des israelischen Künstlers Ariel Schlesinger und ein neues Straßenschild enthüllt werden. Der Platz am Museum trägt künftig den Namen der jüdischen Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim.

eröffnung Die Bürgerinnen und Bürger dürften sich zudem auf eine »sehr fulminante Eröffnung« im April freuen, sagte Fischer. Man werde dann nicht nur die neue Dauerausstellung im sanierten Rothschild-Palais, sondern auch die erste Wechselausstellung im neuen Erweiterungsbau präsentieren. Sie widmet sich Juden in der Nachkriegszeit in Europa von 1945–1948.

Das Jüdische Museum Frankfurt ist nach eigenen Angaben das älteste eigenständige Museum in der Bundesrepublik, das sich »dem Sammeln und Bewahren deutsch-jüdischer Kulturgüter widmet und jüdische Geschichte und Gegenwart an eine breite Öffentlichkeit vermittelt«. 2018 feierte die Institution ihr 30. Jubiläum.

Ursprünglich hatte die Stadt einen weit früheren Termin für die Wiedereröffnung angedacht. Im Mai 2015, bevor die Bauarbeiten begonnen hatten, wollte sie das umgebaute Museum zum Jubiläum einweihen. Wird es April 2020, ist man immerhin schneller fertig als der BER in Berlin.

In diesem Artikel hieß es zunächst, die Stadt rechne mit Mehrkosten von drei Millionen Euro bei einem Gesamtvolumen von fünf Millionen Euro. Richtig wäre aber, dass das Gesamtvolumen bei 50 Millionen Euro liegt.

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025