Augsburg

Späte Heimat

Paul Ben-Haim gilt als besonders jüdischer Komponist. Von 1924 bis 1931 lebte der als Paul Frankenburger Geborene in Augsburg. Rund 250 Meter führt der Uferweg entlang der Wertach, der seit dem 4. Juli seinen Namen trägt. Für Oberbürgermeister Kurt Gribl hat Paul Ben-Haim damit seine Augsburger Heimat gefunden. Die Stadt habe ein Zeichen zur Wiedergutmachung gesetzt.

Frankenburger entstammte einer gut situierten liberalen jüdischen Familie, wurde 1897 in München geboren, studierte an der renommierten Akademie der Tonkunst und lernte den Dirigenten Bruno Walter kennen. In München vertonte er den Psalm 22. 1924 nahm er ein Engagement am Augsburger Stadttheater an, war Chorleiter und 3. Kapellmeister und wurde von der Presse gefeiert. Ab 1928 arbeitete er mit dem Komponisten Heinrich Schalit zusammen und vertonte unter anderem Psalm 126 für einen achtstimmigen Männerchor. In der Saison 1929/30 wurde er 1. Kapellmeister und lernte am Theater die junge Tänzerin Hely (Helene) Acham kennen, die er 1934 heiratete.

»Aufgrund der wirtschaftlichen Lage«, so Operndirektor Ralf Waldschmidt, hätte Frankenburger 1931 entlassen werden müssen. Dieser selbst schrieb in Briefen davon, dass antisemitische Äußerungen an der Tagesordnung seien. Während der Intendant Karl Lust-Preán das Theater noch bis 1931 gegen Angriffe von rechts bewahrte, entließ dessen Nachfolger Erich Papst die jüdischen Ensemblemitglieder, erinnert Gertrud Kellermann, Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Augsburg.

1933 emigrierte der 36-jährige Frankenburger nach Palästina, wo er den Namen Ben-Haim, »Sohn des Lebens«, bekam. Er komponierte zur 3.000-Jahr-Feier von Jerusalem die Partitur The Sweet Psalmist of Israel, die Leonard Bernstein 1959 in New York uraufführte. Die Stadt München ehrte ihn 1972. Sein Hauptwerk, das Oratorium Joram, wurde 2008 dort uraufgeführt. Das Stadttheater Augsburg würdigte Ben-Haims Werk im Herbst 2008 mit einem Konzert seiner Kompositionen und Lieder. Paul Ben-Haim starb 1984 in Tel Aviv. Zur Wegbenennung sang Gemeindekantor Nikola David eine von Ben-Haim vertonte Fassung des 30. Psalms.

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Neuer Staatsvertrag für jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt

Das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt soll bewahrt und gefördert werden. Dazu haben das Land und die jüdischen Gemeinden den Staatsvertrag von 2006 neu gefasst

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025