Ausstellung

Soldat mit Tefillin

Drei Männer in blauen Makkabi-Trikots: ein Jude, ein Moslem und ein Christ. Wer welche Religion hat, ist nicht ersichtlich. »Ist auch egal«, meint Rafael Herlich, denn »wenn sie verlieren, weinen sie alle.« Das Bild der drei Fußballer ist Teil der Ausstellung »Jüdisches Leben im Dialog. Respekt vor dem Menschen und seiner Religion«, die derzeit in Hessen (Frankfurter Bettinaschule) und Baden-Württemberg (Ravensburger Humpis-Schule) gezeigt wird.

Das Foto ist bezeichnend für den Ansatz Herlichs, der auch für die Jüdische Allgemeine fotografiert: Er will das Judentum nicht als exotisches Etwas präsentieren, sondern einfach dokumentieren und damit zeigen, dass es ein fast schon gewohnter Teil des Alltags in Deutschland ist. Und er will Schülern das Judentum näherbringen, um sie als Mitstreiter gegen Antisemitismus und Rassismus zu gewinnen.

Pausenhof
So erzählte er bei der Eröffnung seiner Ausstellung von einem Jungen, der die Schule wechselte, weil er als Jude permanent gehänselt worden sei. »Geht dagegen an und steht auf, wenn ihr so etwas mitbekommt!«, forderte Herlich die Schüler auf. Ebenso bat er darum, »es nicht zu dulden, wenn das Wort ›Jude‹ auf dem Pausenhof als Schimpfwort benutzt wird«.

Dass so etwas in der Bettinaschule passiert, dürfte indes selten sein. Denn traditionell gehen viele jüdische Schüler auf dieses Gymnasium. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, Schirmherr der Ausstellung, besuchte selbst zwar ein anderes Gymnasium, ihm sei jedoch während seiner Schulzeit »von einer Geheimsprache an der Bettinaschule berichtet worden«, erzählte der OB bei der Ausstellungseröffnung. Wie er später erfuhr, war damit Iwrit gemeint, das einige Schüler auf dem Pausenhof sprachen.

Brit Mila Die Bilder, die in der Aula der Schule ausgestellt sind, zeigen jüdisches Leben von der Brit Mila bis zur Beerdigung, Vertreter des Oberrabbinats bei Kanzlerin Merkel, Papst Benedikt XVI. mit Kantor Chaim Adler in der Kölner Synagoge, das Projekt Stolpersteine, einen Bundeswehrsoldaten beim Anlegen der Tefillin und Szenen von jüdischen Feiertagen.

Alle Fotos sind mit erklärenden Texten versehen. »Es ist für alle sehr interessant, einen Einblick in das jüdische Leben zu bekommen«, lobte Feldmann. Er hoffe, dass die Motive Neugier erweckten – ein Wort, dass ihm besser gefalle als das der Toleranz. Denn Toleranz bedeute »Duldung«, und es könne schließlich nicht nur darum gehen, den anderen zu erdulden. Außerdem wecke Neugier von einer Seite schließlich fast immer auch Interesse von der anderen Seite.

Seit dem 30. September ist Herlichs Ausstellung »Jüdisches Leben im Dialog« auch in der Ravensburger Humpis-Schule, St.-Martinus-Straße 77, zu sehen.

Oldenburg

Neue Ermittlungsansätze nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

In »Aktenzeichen XY... Ungelöst« war das Überwachungsvideo mit dem Wurf eines Brandsatzes sowie Bilder des Tatverdächtigen aus einem Regionalzug von Oldenburg nach Delmenhorst gezeigt worden

 23.01.2025

Holocaust-Gedenktag

Saiten der Erinnerung

Die Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin geben ein Konzert auf Instrumenten, die einst verfolgten Juden gehörten. Jüngst konnten sie diese zum ersten Mal spielen. Ein Ortsbesuch.

von Christine Schmitt  23.01.2025

Universität

»Eine tolle Chance«

Philipp Lenhard über seine Tätigkeit am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der LMU München, Forschungsschwerpunkte und die Zusammenarbeit mit der Gemeinde

von Luis Gruhler  22.01.2025

Schulen

Zwölf Punkte für die Bildung

In der Kölner Synagoge diskutierten Vertreter von Zentralrat und Kultusministerkonferenz über die Darstellung des Judentums in Schulbüchern. Entstanden ist eine Leitlinie für Pädagogen

von Stefan Laurin  22.01.2025

Lohheide

Vor 80 Jahren starb Anne Frank im KZ Bergen-Belsen

Blumen, Fähnchen, Stofftiere: Nirgendwo in der Gedenkstätte Bergen-Belsen werden so viele Gegenstände abgelegt wie am Gedenkstein für Anne Frank

von Michael Althaus  22.01.2025

Berlin

Sicher in der Kunst

Im Herbst 2024 wurde die Jüdische Kunstschule gegründet. Sie soll ein »Safe Space« für Kreative sein. Ein Besuch in zwei Workshops

von Katrin Richter  21.01.2025

München

Zeugnisse jüdischen Lebens

Das Landesamt für Denkmalpflege kartografiert die Friedhöfe in Thalkirchen und Freimann

von Ellen Presser  21.01.2025

Fundraising

In Rons Namen

Die Eltern eines ermordeten israelischen Soldaten widmen ihrem Sohn ein Tierheim und sammeln Spenden für das Projekt. In Berlin sind zwei Benefizkonzerte geplant

von Christine Schmitt  21.01.2025

Berlin

Margot Friedländer: »Die Demokratie schwankt«

Die 103-Jährige wurde von den Nazis ins KZ Theresienstadt verschleppt. Vor dem nationalen Holocaust-Gedenktag warnt sie: »Seid vorsichtig«

von Verena Schmitt-Roschmann  21.01.2025