München

So klingt Tradition

Vielstimmig: der IKG-Synagogenchor bei seinem Konzert in der Bayerischen Staatsbibliothek Foto: Marina Maisel

Seit fünf Jahren haben die »Werkstatt-Konzerte« einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Bayerischen Staatsbibliothek. Sie werden in Kooperation mit der Münchner Hochschule für Musik und Theater realisiert und sollen die einzigartigen Bestände der Musikabteilung erlebbar machen. Bei der jüngsten Veranstaltung in der vergangenen Woche stand nun die Israeliten-Handschrift, ein Schatz der jüdischen Sakralmusik, aus dem Jahr 1832 im Mittelpunkt.

Die gebundene Handschrift mit 92 liturgischen Musikstücken in hebräischer Sprache wurde erst 2010 in der Bibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde vom Musikwissenschaftler Alon Schab von der Universität Haifa und dem Münchner Dirigenten und Historiker David Rees, der auch den Synagogenchor »Schma Kaulenu« leitet, entdeckt.

Besonderheit Die musikalisch und historisch bedeutende Handschrift hat die IKG der Staatsbibliothek zur Verfügung gestellt, um sie der Forschung zugänglich zu machen. »Diese Musikhandschrift ist eine Überlieferung der langen und reichen jüdischen Tradition in unserer Heimat und ein Ausdruck der Annäherung und Freundschaft zwischen Juden und Christen im 19. Jahrhundert«, beschreibt IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch die Besonderheit des Schriftstücks.

Das »Werkstatt-Konzert« trug den Titel »Unendliches Lied – die Israeliten-Handschrift« und zeichnete in einem Wechselspiel zwischen Vortrag und Chormusik von Franz Schubert, Salomon Sulzer, David Hessel und anderen Synagogenkomponisten die Entdeckung der Handschrift nach.

Diese reiht sich nahtlos in die bereits in der Staatsbibliothek vorhandenen wichtigen Quellen synagogaler Musiktradition ein, zu denen unter anderem Notenausgaben von David Hessel gehören, dem Sohn des ersten Münchner Rabbiners Hesekiel Hessel, oder Werke des Komponisten Max Löwenstamm (1814–1881), der ab 1847 als erster Kantor im Dienst der Kultusgemeinde tätig war.

kurzweilig Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, und IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch wiesen in ihren Grußworten auf die große Bedeutung der Handschrift hin. Den »roten Faden« hielten an dem kurzweiligen Abend die Entdecker der Schrift, Alon Schab und David Rees, in der Hand.

Mitwirkende waren außerdem der »Madrigal-Chor« der Hochschule für Musik und Theater München unter der Leitung von Professor Martin Steidler, der Synagogenchor der Kultusgemeinde und der Berliner Kantor Amnon Seelig.

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025