Düsseldorf

Schutz von oben

Daniel Gold erklärt anhand von Videoaufnahmen, wie der von ihm entwickelte »Iron Dome« funktioniert. Foto: Jochen Linz / PiLi

Die Sicherheitsstufe in der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf war heraufgesetzt worden, die Fenster zugehängt. Doch von der Straße aus hörte man aus der ersten Etage Lachen. Grund für die Vorsichtsmaßnahmen und für die Freude war die Magbit-Eröffnung des Keren Hayesod Düsseldorf und Köln mit dem Ehrengast Daniel Gold.

Die Anwesenheit des Brigadegenerals der Reserve der israelischen Armee (IDF) lockte in der vergangenen Woche zahlreiche Gäste an, die mit dem Kauf der Eintrittskarten und Spenden die Arbeit der Vereinigten Israel Aktion unterstützten. Durch die Sammlung sollen in diesem Jahr mobile Schutzräume in Israel angeschafft werden, in denen die Bevölkerung bei Raketenbeschuss Sicherheit findet.

Kuppel Doch an diesem Abend stand ein anderes Projekt in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens im Mittelpunkt: der »Iron Dome«. Die »Eiserne Kuppel« hat bei den jüngsten Auseinandersetzungen in vielen Fällen verhindert, dass Raketen aus dem Gazastreifen in besiedeltem israelischen Gebiet einschlagen und die Menschen bedrohen. Gold, der Erfinder des Schilds, gewährte den Gästen im Leo-Baeck-Saal der Gemeinde einen Einblick in die Technik hinter dem »Iron Dome« und anderer modernster Systeme der IDF.

Wie bedeutend der »Iron Dome« für die Menschen in Israel ist, unterstrich Adrian Flohr, Vorsitzender des Magbit-Komitees Düsseldorf, in seiner Begrüßung. Dem Keren Hayesod sei es durch seine Arbeit in mehr als 45 Ländern gelungen, einerseits eine »Brücke zwischen den jüdischen Gemeinden weltweit und Israel zu schlagen«, andererseits auch jenen Menschen die Alija zu ermöglichen, die sich in anderen Staaten nicht mehr sicher fühlen. Zuletzt habe der Keren Hayesod zahlreiche französische Juden nach den Anfeindungen während des aufgeflammten Gaza-Konflikts nach Israel gebracht. »Sie fühlen sich unter dem ›Iron Dome‹ sicherer als auf den Straßen von Paris«, bemerkte Flohr.

bedrohung Doch die Raketen, die von Gaza nach Israel fliegen, seien gefährlicher geworden, warnte Rogel Rachman von der israelischen Botschaft in Berlin. Tausende hätten die Hamas und andere Gruppen seit Juli abgefeuert. »Jede Einzelne von ihnen«, erklärte Rachman, »hatte eine Bestimmung: so viele Zivilisten wie möglich zu töten.« Diese Bedrohung bestehe noch immer, sagte auch Dani Viterbo, Repräsentant des Keren Hayesod aus Jerusalem. Die Situation habe sich zwar nach der Einrichtung des »Iron Dome« geändert, doch könne das System keinen 100-prozentigen Schutz bieten. »Wir leiden noch immer unter den Raketen«, unterstrich Viterbo.

Der eiserne Schutzschild arbeite inzwischen mit einer Erfolgsquote von 90 Prozent, erklärte dann Daniel Gold in seinem Vortrag, doch auch das stelle schon einen Durchbruch dar. Mit weiteren Systemen wie »Arrow 2« und »Arrow 3« sowie »David’s Sling«, die zum Teil noch im Planungsstadium seien, könne diese Quote in Zukunft weiter verbessert werden. »Wir bereiten uns auch darauf vor, dass der Iran im Besitz von Atomraketen sein wird«, erklärte Gold. Diesen Raketen, die etwa zehn bis 15 Minuten in der Luft sein müssten, wolle man mit einem System begegnen, das im Weltraum stationiert wird.

Countdown Diese wenigen Minuten sind beinahe eine Ewigkeit im Vergleich zu der Zeitspanne, die den Geschützstationen des »Iron Dome« bleibt, um auf Geschosse zu reagieren. In Düsseldorf zeigte der Erfinder ein Video von einem Kindergeburtstag, der plötzlich von Sirenenalarm unterbrochen wird. Ein Countdown tauchte im Bild auf – 14 Sekunden, 13, 12 … Noch während die Menschen Schutz suchten, detonierte eine Rakete. »Dieses Video macht mich sehr wütend«, sagte Gold.

Die Motivation für seine Arbeit sei es, zu verhindern, dass sich so etwas wiederhole. Der »Iron Dome« sei auch in Zukunft in der Lage, den Menschen in Israel Schutz zu bieten, doch müsse das System auf immer neue Gefahren reagieren können. »Ungefähr alle neun Monate kommt ein neues iPhone heraus«, sagte Gold. »Wir müssen uns alle paar Tage verbessern, um uns auf ein neues Bedrohungsszenarium einzustellen.«

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025