Potsdam

Schlüssel für die neue Synagoge

Schlüsselübergabe: Architekt Jost Haberland, Gerit Fischer vom Landesbaubetrieb, ZWST- Direktor Aron Schuster, Kulturministerin Manja Schüle und Finanzministerin Katrin Lange (v.l.) Foto: Uwe Steinert

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit soll die neue Potsdamer Stadtsynagoge am 4. Juli in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit einem Festakt eingeweiht werden. Das Gebäude wurde vergangene Woche in die Trägerschaft der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) übergeben. Mit der symbolischen Schlüsselübergabe erhalte die ZWST die Freigabe zur umfassenden Nutzung des Gebäudes, teilte Brandenburgs Kulturministerium mit. Der rund 16,5 Millionen Euro teure Neubau wurde vom Land Brandenburg finanziert.

In den zurückliegenden zwei Jahren sei es der ZWST gelungen, mit den sich beteiligenden vier jüdischen Gemeinden ein kooperatives Nutzungskonzept zu erarbeiten: der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam, der Synagogengemeinde Potsdam, der Gemeinde Adass Israel und der Gemeinde Kehilat. Sie werden es jetzt umsetzen. Dies teilte die ZWST am Montag in einer Presseerklärung mit.

Die ZWST ist für drei Jahre Trägerin der Synagoge.

Die ZWST ist für drei Jahre Trägerin der Synagoge. Danach soll sie den jüdischen Gemeinden übergeben werden. In Potsdam gibt es derzeit fünf Gemeinden mit rund 750 Mitgliedern sowie eine Studierendengemeinde. Das Synagogenzentrum mit religiösen, sozialen und kulturellen Angeboten der Gemeinden soll eine Anlaufstelle für alle in Potsdam und Brandenburg lebenden Jüdinnen und Juden sein. Ziel des Jüdischen Zentrums ist es, diese Angebote unter einem Dach zusammenzufassen. Durch das Bündeln der Aktivitäten innerhalb eines Zentrums werden neue Perspektiven und Möglichkeiten geschaffen und Hemmnisse abgebaut.

»Die Einweihung im Juli bedeutet einen Durchbruch für die jüdische Gemeinschaft in Potsdam und Brandenburg. Das neue Synagogenzentrum ist – gerade im Kontext krisenhafter Zeiten – ein Symbol dafür, dass jüdisches Leben sichtbar und unverrückbar in die Mitte der Gesellschaft gehört«, so ZWST-Präsident Abraham Lehrer.

Das Synagogenzentrum mit Raum für 199 Beter sei ein Gebäude mit einem besonderen Sicherheitsstandard, hieß es beim Brandenburger Kulturministerium. Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte bei der Schlüsselübergabe, es sei höchste Zeit, dass Jüdinnen und Juden »einen Ort bekommen, der Heimat und Zuflucht ist«. Die neue Synagoge sei ein »Symbol dafür, dass jüdisches Leben in Potsdam wieder dort präsent und sichtbar ist, wo es hingehört: im Herzen der Stadt, in unserer Mitte«.

Das Synagogenzentrum sei ein Ort der Religion, der Begegnung, des Gedenkens und der Verständigung. Der Direktor der ZWST, Aron Schuster, sagte, der zentrale Ort gebe der jüdischen Gemeinschaft in Zeiten großer Unsicherheit Rückhalt. Zugleich werde damit das Versprechen bekräftigt, dass die jüdische Gemeinschaft trotz aller Herausforderungen auch in Brandenburg einen festen Platz in der Gesellschaft habe.

Der Grundstein für das neue Synagogen- und Gemeindezentrum wurde im November 2021 gelegt.

Der Grundstein für das neue Synagogen- und Gemeindezentrum wurde im November 2021 gelegt. Nach Angaben des Architekten Jost Haberland ist das Gebäude mit Besucher-Café auf Wunsch der jüdischen Gemeinden als offenes Haus konzipiert worden. Der rund zehn Meter hohe Synagogenraum mit einer Frauenempore mit 50 Plätzen ist barrierefrei mit einem Schabbat­aufzug zu erreichen.

Bereits 2005 wurde das Bauvorhaben im Staatsvertrag des Landes mit dem damaligen jüdischen Landesverband festgehalten. Am Standort der alten Potsdamer Synagoge wurde zu DDR-Zeiten ein Wohnhaus errichtet. epd/ja

Auszeichnung

Die Frau mit den Blumen

Zwei Jahre lang ging Karoline Preisler auf anti-israelische Demonstrationen, um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen. Jetzt erhält sie den Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden

von Michael Thaidigsmann  30.10.2025

Nachruf

Gestalter mit Weitblick

Für Jacques Marx war die Gemeindearbeit eine Lebensaufgabe. Eine persönliche Erinnerung an den langjährigen ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen

von Michael Rubinstein  30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  30.10.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 29.10.2025

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Stuttgart

Whisky, Workshop, Wirklichkeit

In wenigen Tagen beginnen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Jüdischen Kulturwochen. Das Programm soll vor allem junge Menschen ansprechen

von Anja Bochtler  26.10.2025

Porträt

Doppeltes Zuhause

Sören Simonsohn hat Alija gemacht – ist aber nach wie vor Basketballtrainer in Berlin

von Matthias Messmer  26.10.2025