Köln

»Rheinlandtaler« für die Kippa Köpp

Auszeichnung für Karnevalisten Foto: Constantin Graf von Hoensbroech

Wenn 150 Gäste des jüdischen Karnevalsvereins »Kölsche Kippa Köpp« »Ov krüzz oder quer, ov Knäch oder Hähr – mer looße nit un looße nit vum Fasteleer« singen, dann heißt es, dass bald die Karnevalszeit beginnt. Denn genau das ist das Motto der Festivitäten im Februar. Verfasst hat das Lied im Jahr 1905 Emil Jülich, ein jüdischer Jeck.

»Das ist ein weiterer Beleg dafür, wie sehr Jüdinnen und Juden sich mit ihrer Vaterstadt Köln und dem Karneval verbunden gefühlt und hier eingebracht haben«, betonte Aaron Knappstein, Präsident des 2017 gegründeten Vereins, und fügte mit Blick auf den anwesenden Präsidenten des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, hinzu: »Das diesjährige Sessionsmotto ist gerade auch für uns Kippa Köpp ein gutes Motto.«

Sessionsheft Fröhlich und unbeschwert ging es im Festsaal der Synagogen-Gemeinde Köln (SGK) zu. Nach zwei langen Corona-Jahren konnten die Kölsche Kippa Köpp wieder ihre Tradition des karnevalistischen Frühschoppens unter dem Motto »Falafel & Kölsch« im Gemeindesaal aufnehmen. Auf den Tischen lag das Sessionsheft mit der in Deutsch und Hebräisch geschriebenen Überschrift »Das elfte Buch Moses«. Neben den rund 100 Mitgliedern des Vereins nahmen zahlreiche Ehrengäste teil.

An einem der Tische schunkelten zur Musik der Kölner Bürgermeister Ralf Heinen sowie der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck. Der höchste Repräsentant der Katholischen Kirche für das Stadtgebiet Köln, Dechant Robert Kleine, bekam das vereinseigene »Krätzchen«, so der Name der karnevalistischen Kopfbedeckung in den an Israel erinnernden Farben Blau und Weiß, überreicht.

Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie Vorstandsmitglied der Synagogen- Gemeinde Köln, sagte: »Es ist eine große Freude zu sehen, wie selbstverständlich und verbindend der Karneval die Vertreter unterschiedlichster Institutionen sowie die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft zusammenbringt.«

bereicherung Höhepunkt der Traditionsveranstaltung war die Verleihung des Rheinlandtalers in der Kategorie Kultur durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR) an die »Köpp«. »Das Wiederaufleben eines bewusst jüdischen Vereins ist eine Bereicherung und ein fester Bestandteil des Kölner Karnevals«, heißt es in der Begründung des Kulturausschusses der Landschaftsversammlung Rheinland zur Vergabe der renommierten Auszeichnung.

Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung des LVR, hob in ihrer Laudatio den Anspruch des Vereins hervor, an das Engagement von Juden im Kölner Karneval im Allgemeinen sowie im Besonderen an die Tradition des »Kleinen Kölner Klubs«, dem einzigen jüdischen Karnevalsverein in der Weimarer Republik, anzuknüpfen. Henk-Hollstein würdigte auch das gesellschaftliche Engagement des Vereins.

Die Verlegung von Stolpersteinen ist auch dem diesjährigen »Jan und Griet«-Paar wichtig. Sabine und Karl Heinz Wührer waren mit einer Abordnung des Reiter-Korps Jan von Werth in den Gemeindesaal einzogen. Sie überreichten Präsident Aaron Knappstein eine Spende für einen Stolperstein. Vielleicht für ein Gründungsmitglied des Traditionskorps, wie Karl Heinz Wührer vorschlug?

ehrenmitgliedschaft »Jan« und »Griet« sorgten noch für einen emotionalen Moment. Elfriede Bossewe, die an einem Tisch an der Seite saß, wurde zu ihrer eigenen Überraschung von Aaron Knappstein mit der Ehrenmitgliedschaft der Kölsche Kippa Köpp geehrt. Die 96 Jahre alte Kölnerin ist die uneheliche Tochter von Max Salomon (1886–1970). Als »de Pläät« (die Glatze) trat der Handelsvertreter in den 1920er-Jahren als Büttenredner auf und war Gründer sowie Präsident des ersten jüdischen Karnevalsvereins »Kleiner Kölner Klub«.

1939 emigrierte Salomon in die USA. Auf Vermittlung der Kölsche Kippa Köpp konnte über die dort lebende Urenkelin von Max Salomon ein DNA-Abgleich mit Elfriede Bossewe gemacht werden, der Gewissheit über die Verwandtschaft erbrachte. Vor über drei Jahren trafen sich die beiden Frauen in Köln zu einer herzlichen Begegnung. Ihre Verbundenheit pflegen sie bis heute.

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025

Porträt der Woche

Endlich angekommen

Katharina Gerhardt ist Schauspielerin und fand durch ihren Sohn zum Judentum

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.12.2025

Würzburg

Josef Schuster: Hoffnung und Zivilcourage in schwierigen Zeiten

In einem Zeitungsbeitrag verbindet der Präsident des Zentralrates Chanukka mit aktuellen Herausforderungen

 12.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025