Frau Baum, zu Purim verschenkt man kleine Aufmerksamkeiten, Gebäck oder Süßigkeiten. Was empfehlen Sie?
Ich liebe eher das persönliche Geschenk. Und ich mag die Idee dahinter, dass Freundinnen oder Freunde sich darüber Gedanken machen, was mir gefallen könnte, dass sie etwas für mich backen oder selbst herstellen. Ich kenne und mag es am liebsten, befreundete Familien zu besuchen und etwas mitzubringen. Fast jede Frau backt Hamantaschen zu Purim. Es ist schön, wenn man zusammensitzt und dann untereinander probiert. Da lässt sich auch fachsimpeln, ob sie saftig genug sind, oder ob man noch etwas besser machen kann.
Worauf ist dabei zu achten?
Vorbildlich ist es, wenn Sie bei der Herstellung auch an die Umwelt denken. Ebenso muss die Kaschrut beachtet werden. Bevor Sie mit frisch gebackenen Hamantaschen bei Freunden aufkreuzen, empfiehlt es sich, vorher nachzufragen, ob derjenige sich vegan ernährt oder »alles isst«. Manch einer lehnt eventuell Gebäck ab, in dem beispielsweise Margarine verbacken wurde. Andere haben vielleicht eine Allergie und vertragen kein Mehl.
Es heißt, die Speisen sollen frisch und für den sofortigen Verzehr geeignet sein.
Das ist richtig. Aber es gibt mittlerweile Alternativen. Beispielsweise kann man Geschenke selbst herstellen. Ich denke dabei an Öle, die man mit Rosmarin oder anderen Kräutern versieht, oder an Sirups, die man auch selbst machen kann. Ebenso populär sind derzeit eingelegte Früchte, denen man einen salzigen oder süßen Geschmack verleihen kann.
Man soll zudem ärmeren Menschen Geld schenken. Welche Idee steckt dahinter?
Der Gedanke des »Matanot l’Ewjonim« ist, eine gute Tat zu vollbringen. Sollte man es aber nicht schaffen, Bedürftigen etwas zu überreichen, besteht noch die Möglichkeit, einer Synagoge Geld zu spenden.
Erzieher in jüdischen Schulen berichten, dass Mädchen sich zu Purim lieber Nagellack oder Make-up schenken.
Das kann man bestimmt tun, aber es sind nicht die klassischen Geschenke. Denn die sollen ess- oder trinkbar sein.
Das »Mischloach Manot« ist eine sehr alte Tradition. Ist es nicht erstaunlich, dass sie sich so lange hält?
Das hat etwas mit dem Fest der Freude zu tun. Juden haben nicht so viele Feste, die fröhlich sind oder von positiven Ereignissen berichten. Es gibt zwei nachbiblische Feste, zum einen Chanukka, zum anderen Purim. Das sind rabbinisch eingeführte Feste, die von Wundern und physischem Überleben zeugen. Man beschenkt sich, denn das ist der berühmte Brauch des »Mischloach Manot«. Nur dank ihres Zusammenhalts war es den Juden im babylonischen Exil gelungen, ihren schlimmsten Feind, Haman, zu besiegen. Purim ist ein Fest der Einheit und Freundschaft.
Mit der Koscher-Catering-Expertin sprach Christine Schmitt.