Redezeit

»Purim ist ein Fest der Einheit«

Gaby Baum Foto: Uwe Steinert

Redezeit

»Purim ist ein Fest der Einheit«

Gaby Baum über Freude, Mischloach Manot und die Bedeutung von Tradition

von Christine Schmitt  27.02.2018 12:05 Uhr

Frau Baum, zu Purim verschenkt man kleine Aufmerksamkeiten, Gebäck oder Sü­ßigkeiten. Was empfehlen Sie?
Ich liebe eher das persönliche Geschenk. Und ich mag die Idee dahinter, dass Freundinnen oder Freunde sich darüber Gedanken machen, was mir gefallen könnte, dass sie etwas für mich backen oder selbst herstellen. Ich kenne und mag es am liebsten, befreundete Familien zu besuchen und etwas mitzubringen. Fast jede Frau backt Hamantaschen zu Purim. Es ist schön, wenn man zusammensitzt und dann untereinander probiert. Da lässt sich auch fachsimpeln, ob sie saftig genug sind, oder ob man noch etwas besser machen kann.

Worauf ist dabei zu achten?

Vorbildlich ist es, wenn Sie bei der Herstellung auch an die Umwelt denken. Ebenso muss die Kaschrut beachtet werden. Bevor Sie mit frisch gebackenen Hamantaschen bei Freunden aufkreuzen, empfiehlt es sich, vorher nachzufragen, ob derjenige sich vegan ernährt oder »alles isst«. Manch einer lehnt eventuell Gebäck ab, in dem beispielsweise Margarine verbacken wurde. Andere haben vielleicht eine Allergie und vertragen kein Mehl.

Es heißt, die Speisen sollen frisch und für den sofortigen Verzehr geeignet sein.
Das ist richtig. Aber es gibt mittlerweile Alternativen. Beispielsweise kann man Geschenke selbst herstellen. Ich denke dabei an Öle, die man mit Rosmarin oder anderen Kräutern versieht, oder an Sirups, die man auch selbst machen kann. Ebenso populär sind derzeit eingelegte Früchte, denen man einen salzigen oder süßen Geschmack verleihen kann.

Man soll zudem ärmeren Menschen Geld schenken. Welche Idee steckt dahinter?
Der Gedanke des »Matanot l’Ewjonim« ist, eine gute Tat zu vollbringen. Sollte man es aber nicht schaffen, Bedürftigen etwas zu überreichen, besteht noch die Möglichkeit, einer Synagoge Geld zu spenden.

Erzieher in jüdischen Schulen berichten, dass Mädchen sich zu Purim lieber Nagellack oder Make-up schenken.
Das kann man bestimmt tun, aber es sind nicht die klassischen Geschenke. Denn die sollen ess- oder trinkbar sein.

Das »Mischloach Manot« ist eine sehr alte Tradition. Ist es nicht erstaunlich, dass sie sich so lange hält?
Das hat etwas mit dem Fest der Freude zu tun. Juden haben nicht so viele Feste, die fröhlich sind oder von positiven Ereignissen berichten. Es gibt zwei nachbiblische Feste, zum einen Chanukka, zum anderen Purim. Das sind rabbinisch eingeführte Feste, die von Wundern und physischem Überleben zeugen. Man beschenkt sich, denn das ist der berühmte Brauch des »Mischloach Manot«. Nur dank ihres Zusammenhalts war es den Juden im babylonischen Exil gelungen, ihren schlimmsten Feind, Haman, zu besiegen. Purim ist ein Fest der Einheit und Freundschaft.

Mit der Koscher-Catering-Expertin sprach Christine Schmitt.

Auszeichnung

Strack-Zimmermann erhält Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit

Die FDP-Politikerin wird für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt

 29.06.2025

Erfurt

Ende eines Krimis

Seine Entdeckung gilt als archäologisches Wunder: Mehr als 25 Jahre nach dem Fund des Erfurter Schatzes sind vier weitere Stücke aufgetaucht

von Esther Goldberg  29.06.2025

Porträt der Woche

Heilsame Klänge

Nelly Golzmann hilft als Musiktherapeutin an Demenz erkrankten Menschen

von Alicia Rust  29.06.2025

Interview

»Wir erleben einen doppelten Ausschluss«

Sie gelten nach dem Religionsgesetz nicht als jüdisch und erfahren dennoch Antisemitismus. Wie gehen Vaterjuden in Deutschland damit um? Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Konversion und »jüdische Gene«

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  29.06.2025

Solidarität

»Sie haben uns ihr Heim und ihre Herzen geöffnet«

Noch immer gibt es keinen regulären Flugbetrieb nach Israel. Wir haben mit Israelis gesprochen, die in Deutschland gestrandet sind. Wie helfen ihnen die jüdischen Gemeinden vor Ort?

von Helmut Kuhn  26.06.2025

Meinung

Mannheim: Es werden bessere Tage kommen

Wegen Sicherheitsbedenken musste die jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der »Meile der Religionen« absagen. Die Juden der Stadt müssen die Hoffnung aber nicht aufgeben

von Amnon Seelig  25.06.2025

Frankfurt

Lust auf jüdisches Wissen

Die traditionsreiche Jeschurun-Religionsschule ist bereit für die Zukunft

von Eugen El  23.06.2025

Interview

»Jeder hilft jedem«

Eliya Kraus über schnelle Hilfe von »Zusammen Frankfurt« und mentale Unterstützung

von Katrin Richter  23.06.2025

Leipzig

Tausende Gäste bei Jüdischer Woche

Veranstalter waren die Stadt Leipzig in Kooperation mit dem Ariowitsch-Haus

 23.06.2025