Schloss Gollwitz

Projekt koscher einkaufen

Ausgezeichnete Schüler Foto: Christine Schmitt

Das Projekt war dufte. Wenn es ginge – ich würde glatt noch einmal mitmachen», sagte Jonas Marotzke. Am Sonntag wurde in der Jugendbegegnungsstätte Schloss Gollwitz in Brandenburg der Rolf-Joseph-Preis verliehen.

Mit zwei Mitschülern hatte sich der Jonas, der das Evangelische Johanniter-Gymnasiums Wriezen besucht, auf Spurensuche begeben. Die drei forschten zum jüdischen Friedhof in Wriezen.

Ihr Beitrag hat den zweiten Platz beim diesjährigen Rolf-Joseph-Preis erhalten, der in diesem Sommer zum zweiten Mal an Acht- bis Zehntklässler vergeben wurde, die sich mit dem Judentum auseinandersetzen und ihre Ergebnisse in filmisch oder schriftlich festhalten.

Kultur Mit dem ersten Preis wurden die Schüler der achten Klasse des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster Berlin ausgezeichnet. Zusammen haben sie eine 23-Seiten dicke Zeitung mit dem Titel «You ish Life» herausgegeben, in der sie sich mit Themen wie Antisemitismus, Politik, Kultur und Sport befassten.

Sie interviewten beispielsweise eine zweifache jüdische Mutter, einen Organisator der European Maccabi Games (EMG), befragten Schüler des Jüdischen Gymnasiums und erfuhren auf dem jüdischen Friedhof Weißensee, warum Steine auf die Gräber gelegt werden.

Sechs Tage lang setzten sich vier Schülerinnen des Canisius-Kolleg Berlin mit jüdischem Leben auseinander. Sie gingen koscher einkaufen, kochten koscher, interviewten die Leiterin einer Jüdischen Grundschule, besuchten das Holocaust Mahnmal und feierten mit Grundschülern Schabbat. Etliche Momente hielten sie in dem 45-minütigen Film «Follow us around the Jewry» fest, wofür sie mit dem dritten Platz ausgezeichnet wurden.

EMG Mehr als 20 Beiträge waren von Schülern verschiedener Schulen eingereicht worden, sagte Simon Strauß von der Joseph-Gruppe. Zu der Preisverleihung kamen auch Josephs Witwe, Ursel Sikura, etliche Beter der Synagoge Pestalozzistraße und Eltern. Matthias Ell, Vater eines Teilnehmers, fand das Projekt auf Anhieb gut. Doch bis auf den Kauf der Eintrittskaten für die EMG hielt er sich raus. «Unsere Kinder haben das ganz alleine hinbekommen.»

Die sechs ehemaligen Schüler des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster, die sich heute die Rolf-Joseph-Gruppe nennen, hatten den Schoa-Überlebenden und engagierten Zeitzeugen 2004 bei ihrem Synagogenbesuch in der Pestalozzistraße kennen gelernt.

Josef berichtete ihnen immer wieder aus seinem Leben und von seinem Überleben in der Schoa. Sie fingen an, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Ihr damaliger Religionslehrer und heutiger Schirmherr des Preises, Albrecht Hoppe, staune noch heute darüber, was der Schulbesuch des Zeitzeugen ausgelöst hat, wie er bei der Preisverleihung betonte. 2008 brachten die Schüler im Eigenverlag die Biografie von Rolf Joseph unter dem Titel Ich muss weitermachen – Die Geschichte des Herrn Joseph heraus.

Gegenwart Als Rolf Joseph Ende 2012 starb, kam die Frage auf, was mit den Erlösen aus dem Verkauf des Buches geschehen solle. So kamen sie auf die Idee mit dem Schülerwettbewerb, bei dem Acht- bis Zehntklässler aufgerufen werden, sich mit der jüdischen Geschichte oder Gegenwart Berlins auseinanderzusetzen.

«Josephs Hauptanliegen und Herzenswunsch waren immer, seine Geschichte besonders bei jungen Menschen vor dem Vergessen zu bewahren. Und so überlegten wir, dass die Ausschreibung eines Preises Schüler auch weit­er­hin dazu motivieren kön­nte, sich mit dem Judentum damals und heute auseinanderzusetzen», sagt Simon Strauß. Rolf Joseph hätte sich über die guten Beiträge und deren Entstehungsprozesse sehr gefreut.

Buchvorstellung

Sprache, Fleiß und eine deutsche Geschichte

Mihail Groys sprach im Café »Nash« im Münchener Stadtmuseum über seine persönlichen Erfahrungen in der neuen Heimat

von Nora Niemann  20.10.2025

Chemnitz

Erinnerungen an Justin Sonder

Neben der Bronzeplastik für den Schoa-Überlebenden informiert nun eine Stele über das Leben des Zeitzeugen

 19.10.2025

Porträt der Woche

Leben mit allen Sinnen

Susanne Jakubowski war Architektin, liebt Tanz und die mediterrane Küche

von Brigitte Jähnigen  19.10.2025

Miteinander

Helfen aus Leidenschaft

Ein Ehrenamt kann glücklich machen – andere und einen selbst. Menschen, die sich freiwillig engagieren, erzählen, warum das so ist und was sie auf die Beine stellen

von Christine Schmitt  19.10.2025

Architektur

Wundervolles Mosaik

In seinem neuen Buch porträtiert Alex Jacobowitz 100 Synagogen in Deutschland. Ein Auszug

von Alex Jacobowitz  17.10.2025

Nova Exhibition

Re’im, 6 Uhr 29

Am 7. Oktober 2023 feierten junge Menschen das Leben. Dann überfielen Hamas-Terroristen das Festival im Süden Israels. Eine Ausstellung in Berlin-Tempelhof zeigt den Horror

von Sören Kittel  17.10.2025

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025