Ludwigsburg

Professorin des Dialogs

Barbara Traub bei der Verleihung der Honorarprofessorenwürde Foto: Alexander Riek

Sichtlich bewegt steht Barbara Traub, die Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, auf der Bühne der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg (EH). Sie nimmt Blumen und Glückwünsche von Studierenden entgegen – eine kleine Geste der Anerkennung und gleichzeitig der persönlichste Moment der Feierstunde am Montagabend anlässlich der Verleihung der Honorarprofessorenwürde an die gebürtige Wienerin, die zugibt: »Sie erleben mich sehr gerührt und ergriffen.«

Seit rund zehn Jahren ist Barbara Traub EH-Lehrbeauftragte. In Seminaren und Vorlesungen widmet sie sich dem interreligiösen Dialog – gemeinsam mit muslimischen Lehrenden und Katja Baur, die die Laudatio hielt. Die Hochschule habe sehr von Traubs Engagement profitiert, Nichtjuden das Judentum nahezubringen, betonte die EH-Professorin. Nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene. Barbara Traub »vermittelt auch vieles, indem sie es vorlebt«, sagte Baur.

E-Mails
»Studierende sind oft beeindruckt von ihrer Authentizität. Sie lernen nicht nur in den Veranstaltungen, sondern auch dann, wenn sie feststellen, dass am Schabbat keine E-Mails beantwortet werden.« Dabei zeichne sich Traub auch durch die Fähigkeit aus, die Pluralität im Innern der eigenen Gemeinschaft differenziert wahrzunehmen und zu akzeptieren.

Traub räumt ein, sie habe zunächst gezögert, das Angebot der Hochschule für eine Lehrtätigkeit anzunehmen: »Zum einen hatten wir mit der evangelischen Kirche nicht nur gute Erfahrungen gemacht«, erinnert sie sich und verwies auf die Bestrebungen evangelikaler Kreise, Juden zu missionieren. »Dann überwog aber doch der Wunsch, die alten Muster zu überwinden. Schuldbekenntnisse auf der einen und die Opferperspektive auf der anderen Seite, das ist nicht mehr ausreichend.« Sie wünsche sich ein selbstbewusstes Judentum, das sich öffne, so die Sozialpädagogin und Psychotherapeutin.
Die Anwesenheit von Zentralratspräsident Josef Schuster wertete sie als Signal dafür, dass man in dieser Hinsicht auf einem guten Wege sei. Schuster unterstrich in seinem Redebeitrag die wachsende Bedeutung der interreligiösen Begegnung. »Wir brauchen den Dialog mit Andersdenkenden und Andersgläubigen – auch an den Hochschulen«, hielt er fest.

Angesichts zunehmender Tendenzen, gegen Minderheiten zu hetzen, gelte es, an einem Strang zu ziehen. »Was jetzt den Muslimen geschieht, kann schon bald auch Juden betreffen«, mahnte Schuster und forderte gleichzeitig einen kritischeren Umgang mit Judenhass von muslimischer Seite. Wo er sich äußere, dürfe er nicht tabuisiert werden.

Jewrovision

»Wir hatten den Süßheitsfaktor«

Die Juze-Leiter Sofia aus Aachen und Lenny aus Köln über Gänsehaut, ihren ersten gemeinsamen Sieg und eine NRW-After-Jewro-Party

von Christine Schmitt  19.06.2025

Illustratorin

Gemaltes Augenzwinkern

Lihie Jacob erhielt den Jüdischen Kinderbuchpreis 2025. Ein Besuch bei der Künstlerin

von Alicia Rust  19.06.2025

Sicherheit

Spürbare Sorgen

Infolge des Kriegs mit dem Iran wurde der Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt. In Mannheim wurde schon die »Meile der Religionen« abgesagt. Wie stellen sich Gemeinden auf die neue Bedrohungslage ein? Wir haben nachgefragt

von Christine Schmitt  19.06.2025

Erfurt

Neue Stücke eines jüdischen Schatzes aufgetaucht

Der 1998 in Erfurt gefundene jüdische Schatz gilt als der bedeutendste archäologische Fund der vergangenen 100 Jahre im Erfurter Stadtgebiet. Nun sind bislang unbekannte Stücke aufgetaucht

von Matthias Thüsing  18.06.2025

Jubiläum

Neue musikalische Pfade

Das Jewish Chamber Orchestra Munich unter Leitung von Daniel Grossmann feiert sein 20-jähriges Bestehen

von Ellen Presser  18.06.2025

Frankfurt am Main

Jüdische Gemeinde sagt »Resonanzräume«-Festival ab

Grund ist die »die aktuelle Eskalation der Situation zwischen Israel und dem Iran«, so die Kulturabteilung

 17.06.2025

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025