Berlin

Persien als Projekt

Noch liegt das metergroße Wandbild ausgebreitet auf dem Fußboden. Zufrieden stehen die Teilnehmer des Kunst­ateliers Omanut um ihr Werk herum, das an eine persische Stadt aus der Vergangenheit erinnern soll. Ilka, Wladimir und Marius können den Blick kaum von ihrem Kunstwerk wenden.

»Den blauen Hintergrund habe ich mit einem Rasierpinsel gemalt«, sagt die 63-jährige Ilka, die seit einigen Jahren regelmäßig das Kunstatelier besucht. Ein Dromedar hat sie ebenfalls ausgeschnitten, koloriert und auf das braune Packpapier geklebt. »Jetzt bin ich über das Ergebnis glücklich«, freut sie sich.

Und das soll in den kommenden Tagen in der Synagoge Pestalozzistraße aufgehängt werden. Auftraggeber war der Verein »Mitzwa Express«. »Es wäre großartig, wenn wir den Familien die Möglichkeit bieten, ein tolles Erinnerungsfoto ihrer verkleideten Kinder vor einem schönen Purim-Hintergrund machen zu können«, heißt es seitens des Vereins, der zum Kinder-Purim mit Kostümwettbewerb am Sonntag in die Synagoge einlädt.

»Wir waren auf Anhieb von der Idee begeistert«, sagt Judith Tarazi, die als Kunsttherapeutin im Atelier Omanut arbeitet.

Bei der Planung hätten die Organisatoren sofort an Omanut gedacht und direkt dort angefragt. »Wir waren auf Anhieb von der Idee begeistert«, sagt Judith Tarazi, die als Kunsttherapeutin im Atelier Omanut arbeitet. Es ist ein künstlerisch orientiertes Projekt für Menschen mit geistiger Behinderung und psychischen Erkrankungen. Träger ist die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).

In den folgenden Tagen wurden gemeinsam die Tische in den Flur des Ateliers geschoben und zusammengerückt, damit alle drei Teile des Riesengemäldes Platz auf ihnen finden, Klebestifte, Farben und Pinsel wurden bereitgestellt. Und dann konnten alle loslegen. Das Bild ist so groß geworden, dass es nicht in einem Stück transportiert werden konnte. In der Synagoge werden die einzelnen Teile wieder zusammengeklebt.

»Glücklicherweise haben wir im Atelier auch eine Architektin, die die Stadt auf dem Papier konstruieren konnte«, so Judith Tarazi. Die Teilnehmer konnten sich aussuchen, ob sie Sterne ausschneiden und anmalen, Mosaike für die Fenster, Kamele, Palmen oder den Hintergrund gestalten wollten. »Für uns ist es wichtig, dass alle etwas finden, wozu sie Lust haben.«

So hat der 38-jährige Wladimir beispielsweise einige Palmen, Türen, Fenster und viele Sterne gestaltet. Die Monde hat hingegen der 44-jährige Marius aufgeklebt. Das habe ihm große Freude bereitet. »Gruppenarbeit bringt einfach viel Spaß«, bestätigt Judith Tarazi. In der Synagoge wird die Schauspielerin Adriana Altaras aus der Megillat Esther lesen. Anschließend können die Eltern ihre verkleideten Kinder vor dem Wandbild fotografieren.

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025

Berlin

Gegen den Strom

Wie der Ruderklub »Welle-Poseidon« in der NS-Zeit Widerstand leistete und bis heute Verbindung zu Nachfahren seiner jüdischen Mitglieder pflegt

von Alicia Rust  23.11.2025

Porträt

Glücklich über die Befreiung

Yael Front ist Dirigentin, Sängerin, Komponistin und engagierte sich für die Geiseln

von Alicia Rust  22.11.2025

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Spremberg

Gegen rechtsextreme Gesinnung - Bürgermeisterin bekommt Preis

Rechtsextreme sprechen im ostdeutschen Spremberg vor Schulen Jugendliche an. Die Schüler schütten ihrer Bürgermeisterin ihr Herz aus - und diese macht das Problem öffentlich. Für ihren Mut bekommt sie jetzt einen Preis

von Nina Schmedding  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Interview

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Was beschäftigt Misrachim in Deutschland? Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025