Lichterfest

New York, Berlin, Jerusalem

Schoa-Überlebende haben am Donnerstag vergangener Woche weltweit Chanukkakerzen entzündet. Mit der ersten »International Holocaust Survivors Night« ehrte die Claims Conference die noch lebenden jüdischen Verfolgten des NS-Regimes. So widmete die Organisation das dritte Chanukkalicht den Überlebenden der Schoa in aller Welt – zeitgleich in drei Zeitzonen in Berlin, Jerusalem und New York.

In New York fand das Kerzenzünden in der Park Avenue Synagogue und in Jerusalem an der Klagemauer statt, in Berlin entzündeten drei Überlebende und Mitglieder des Treffpunkts für Holocaust-Überlebende gemeinsam mit Freunden und Familienmitgliedern die Kerzen des Chanukkaleuchters im Gemeindehaus in der Charlottenburger Fasanenstraße. Parallel dazu wurden in Treffpunkten in Bremen, Freiburg, Hannover, München und Offenbach Chanukkakerzen zu Ehren der Schoa-Überlebenden entzündet. Insgesamt fördert die Claims Conference in Deutschland 26 solcher Treffpunkte.

engagement »Mit der International Holocaust Survivors Night machen wir darauf aufmerksam, dass weltweit noch Hunderttausende Überlebende unter uns sind«, sagte Rüdiger Mahlo, Repräsentant der Claims Conference in Deutschland. »Viele von ihnen leben heute unter bedrückend schlechten wirtschaftlichen und gesundheitlichen Bedingungen – oft in direkter Folge ihrer NS-Verfolgung.« Ihnen die benötigte Hilfe zukommen zu lassen, sei die »stärkste Form des Engagements für Überlebende und ein wesentlicher Beitrag für die Erinnerung und gegen das Vergessen«, betonte Mahlo.

Viele Mitglieder des Berliner Treffpunkts haben die Schoa in Osteuropa überlebt. Einige kamen in den 90er-Jahren als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland – so wie Assia Gorban und Rudolf Rosenberg. Assia Gorban wurde in der Ukraine geboren. Sie überlebte das Ghetto Mogilev-Podolski und das Konzentrationslager Petschora. Zusammen mit ihrer Mutter gelang ihr die Flucht. Bis zum Ende des Krieges lebte sie unter falscher Identität.

Rudolf Rosenberg wurde 1925 als Sohn eines russischen Vaters und einer ungarischen Mutter in Berlin geboren. Die Familie floh 1935 nach Leningrad, in die Heimatstadt des Vaters, wo Mutter und Sohn die Leningrader Blockade überlebten. Marlene Herzberg, die 1934 in Berlin geboren wurde, hat im Sudetenland im Versteck überlebt und kehrte nach Kriegsende nach Berlin zurück. Alle drei kommen regelmäßig im Treffpunkt für Holocaust-Überlebende der Berliner Gemeinde zusammen, der von der Claims Conference unterstützt wird.

bundestag Bereits vor dem Kerzenzünden hatte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) etwa 20 Holocaust-Überlebende im Bundestag empfangen. Er unterstrich bei dem Treffen, dass sich Deutschland seiner Verantwortung gegenüber den Überlebenden bewusst sei. »Die jüdische Bevölkerung und erst recht die Überlebenden genießen die Unterstützung Deutschlands«, versicherte Schäuble. Er begrüße die Initiative, »den Fokus zu Chanukka auf die Überlebenden zu richten und ihnen die Aufmerksamkeit zu widmen, die sie so sehr verdienen«.

Assia Gorban sagte, sie freue sich sehr, zusammen mit anderen Überlebenden eine der Chanukkakerzen zu entzünden. »Das Deutschland von heute ist nicht das Deutschland der Vergangenheit«, sagte die 84-Jährige. Trotz allen Leids, das sie erfahren habe, genieße sie ein erfüllendes Leben mit ihrem Sohn, drei Enkelinnen und einem Urenkel. »Ich bin fast 85 Jahre alt, aber mein Herz ist das einer 40-Jährigen«, sagte sie bei der Chanukka-Zeremonie.

Marlene Herzberg wünschte sich beim Kerzenzünden, »die Welt möge mit Licht erfüllt sein«, und Rudolf Rosenberg sprach wohl vielen der Anwesenden aus dem Herzen, als er sagte: »Wohl jeder hat einmal irgendwann in seinem Leben ein Wunder erlebt – meines ist, dass ich im Alter von zehn Jahren aus Berlin floh und nun wieder hier bin.« (mit epd)

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025

Solidarität

»Israel kann auf uns zählen«

Wie die Israelitische Kultusgemeinde München mit Spenden den Menschen vor Ort konkret helfen will

von Vivian Rosen  13.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025