Hamburg

Neuer Landesrabbiner für die Hansestadt

Shlomo Bistritzky Foto: Andre Lenthe

Nach mehr als drei Jahren Suche hat die Jüdische Gemeinde in Hamburg endlich einen neuen Landesrabbiner gefunden. An diesem Montag übernimmt Shlomo Bistritzky dieses Amt. Er tritt damit die Nachfolge von Dov-Levy Barsilay an, von dem sich die Gemeinde 2008 im Streit getrennt hatte. Seitdem war der Posten des Landesrabbiners unbesetzt geblieben. Der 34-jährige Bistritzky war bisher als Gesandter von Chabad Lubawitsch tätig.

Konflikt Die Zugehörigkeit ihres neuen Rabbiners zu der chassidisch-orthodoxen Gemeinschaft stellte in der Auswahl offenbar kein Problem für die Gemeinde dar. Es sei durchaus thematisiert worden, dass es möglicherweise einen Interessenkonflikt zwischen Bistritzkys Tätigkeit als Landerabbiner und der Zugehörigkeit zu Chabad geben könne und wie sich beides in Zukunft miteinander vereinbaren lässt. »Im Vordergrund standen aber die Person des Rabbiners und sein bisheriges Wirken«, sagt Philipp Stricharz, der stellvertretende Vorsitzende der Gemeinde.

Stricharz freut sich sehr über die Besetzung des vakanten Postens und die Entscheidung für Bistritzky: »Rabbiner Bistritzky und seine Frau Chani haben, seit sie 2003 nach Hamburg gekommen sind, unermüdlich für das Hamburger Judentum und ein lebendiges jüdisches Leben in Hamburg gearbeitet.« Stricharz beschreibt die Einigung auf Bistritzky als Resultat zunächst »ergebnisoffener Gespräche«. Danach sei die Entscheidung durch die Vorstandsmitglieder einstimmig getroffen worden.

breite Basis Auch Beirat und Kultuskommission trügen die Wahl des neuen Landesrabbiners einstimmig mit. Erst im Sommer 2011 war der komplette Vorstand der Gemeinde neu gewählt worden, die Suche nach einem neuen Landesrabbiner galt als eines seiner dringlichsten Vorhaben.

Nun fiel die Wahl auf Shlomo Bistrikzky, der in New York, Manchester und Berlin studierte, wo er 1999 zum Rabbiner ordiniert wurde. Der neue Landesrabbiner lebt mit seiner Frau Chani, die an der Talmud-Tora-Schule Hebräisch und Religion unterrichtet, bereits seit acht Jahren in der Hansestadt. Das Paar hat sechs Kinder.

Ursprünge Bistritzky, der in Jerusalem geboren wurde, wuchs im nordisraelischen Safed mit sieben Geschwistern auf. Sein Vater Levi war dort Oberrabbiner. Für die Famlie Bistritzky liegen in Hamburg familiäre Ursprünge. Urgroßvater Markus Bistritzky war 1920 von Königsberg nach Hamburg gekommen und besaß ein Geschäft im Levantehaus in der Innenstadt.

Die Urgroßeltern wurden von den Nazis 1942 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Großvater Loeb Bistritzky wurde 1926 in Hamburg geboren. Seine Familie war Anfang 1938 vor der Naziverfolgung nach Rotterdam und dann nach New York geflohen. Seit 2006 lebt Loeb wieder in Hamburg und eröffnete gemeinsam mit seinem Enkel das Hamburger Chabad-Zentrum. Für die Familie Bistritzky beginnt nun mit der Amtseinführung von Shlomo ein neues Kapitel in der jüdischen Geschichte der Hansestadt.

Urteil

Klage von jüdischem Erben gegen Sparkasse Hagen bleibt erfolglos

Der Großvater des Klägers hatte den Angaben zufolge 1932 ein Konto bei der Sparkasse in Hagen eröffnet und darauf Geld eingezahlt. Später floh er mit seiner Ehefrau in die Schweiz

 07.05.2025

Digitale Erinnerung

Neue App zeigt Deutschland-Karte mit Nazi-Verbrechen

Von 1933 bis 1945 haben die Nationalsozialisten Menschen enteignet, missbraucht, getötet. Die Untaten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik versammelt eine neue App. Schon zum Start gibt es eine Erweiterungs-Idee

von Christopher Beschnitt  07.05.2025

Jom Haschoa

Geboren im Versteck

Bei der Gedenkstunde in der Münchner Synagoge »Ohel Jakob« berichtete der Holocaust-Überlebende Roman Haller von Flucht und Verfolgung

von Luis Gruhler  05.05.2025

Berlin/Potsdam

Anderthalb Challot in Apartment 10b

In Berlin und Potsdam beginnt am 6. Mai das Jüdische Filmfestival. Die Auswahl ist in diesem Jahr besonders gut gelungen

von Katrin Richter  05.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  04.05.2025 Aktualisiert

Nachruf

»Hej då, lieber Walter Frankenstein«

Der Berliner Zeitzeuge und Hertha-Fan starb im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Stockholm

von Chris Meyer  04.05.2025

Essay

Das höchste Ziel

Was heißt es eigentlich, ein Mensch zu sein? Was, einer zu bleiben? Überlegungen zu einem Begriff, der das jüdische Denken in besonderer Weise prägt

von Barbara Bišický-Ehrlich  04.05.2025

Zusammenhalt

Kraft der Gemeinschaft

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern feierte das Fest der Freiheit im Geiste von Tradition und Herzlichkeit

von Rabbiner Shmuel Aharon Brodman  03.05.2025

Porträt der Woche

Die Zeitzeugin

Assia Gorban überlebte die Schoa und berichtet heute an Schulen von ihrem Schicksal

von Christine Schmitt  03.05.2025