Limmud

Neue Pläne

»Wichtig ist bei Limmud vor allem das Prinzip der Vielfältigkeit«, Organisatorin Frauke Ohnholz Foto: Ayala Goldmann

Limmud

Neue Pläne

2018 soll kein großes Festival stattfinden, sondern eintägige Treffen

von Ayala Goldmann  06.06.2017 13:06 Uhr

Frau Ohnholz, Sie sind seit zehn Jahren bei Limmud aktiv. Was hat das jüdische Lernfestival bewirkt, seit es 2008 zum ersten Mal in Deutschland stattfand – damals am Werbellinsee bei Berlin?
Das jüdische Leben in Deutschland ist wesentlich bunter geworden. Es gibt heute viel mehr Veranstaltungen, die von Einzelnen und von Freiwilligen organisiert werden.

Ist das wirklich Limmud zu verdanken?
Vielleicht war auch nur die Zeit reif dafür.

Das erste runde Jubiläum ist ein Meilenstein – doch Limmud geht mit Schulden aus diesem 10. Festival ...
Ja, wir haben ein Defizit von 40.000 Euro. Die Limmud-Fundraising-Kampagne wird ehrenamtlich durchgeführt. Wir wenden uns jetzt auch an Firmen in ganz Deutschland und stellen Limmud als ehrenamtliches, zivilgesellschaftliches Engagement vor. 2018 soll es kein Limmud-Festival geben. Das stimmt, es wird nicht ein mehrtägiges Lernfestival, sondern mehrere eintägige Veranstaltungen geben. Limmud geht auf Tour.

Wo sollen die Limmud-Tage stattfinden?
Das hängt davon ab, wo sich Limmudniks finden. Wir packen ja nicht unseren Koffer und stellen ihn irgendwo ab, sondern aus den Städten oder Regionen heraus müssen sich Leute finden, die sagen, wir möchten ein Limmud-Event machen. Und dann sagen wir: Wunderbar, was braucht ihr?, und unterstützen sie dabei. Wichtig ist dabei vor allem das Prinzip der Vielfältigkeit – dass man sich also nicht einer bestimmten jüdischen Richtung anschließt, weder liberal noch orthodox. Wir führen jetzt Gespräche mit Leuten in Essen, wo es schon seit drei Jahren einen Limmud-Tag gibt, wir reden mit Leuten in Freiburg, und das bedeutet, dass es auch für die Region Basel interessant ist, wir haben Gespräche in Hannover, und natürlich wird es wieder einen Limmud-Tag in Berlin geben.

Mehrere Sponsoren sind in diesem Jahr abgesprungen – darunter auch das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk, das die Teilnahme von Studenten mitfinanziert hat. Ist Limmud in der jüdischen Welt weniger populär als früher?
Nein, das glaube ich nicht. Sponsoren wechseln öfter, das macht Fundraising zu diesem schwierigen Geschäft, und wir machen das ehrenamtlich. Wir sind alle voll berufstätig, und die gesamte Organisation läuft in der Freizeit, nach einem 40-Stunden-Job. Und wenn man zu wenige Freiwillige hat, werden zu viele Aufgaben auf zu wenige Schultern verteilt. Wir müssen unser gesamtes Fundraising neu aufbauen, wir werden uns als Organisation neu aufstellen, und deswegen wird Limmud 2018 anders sein.

Wird es dann 2019 wieder ein Limmud-Festival geben?
Das hängt davon ab, ob wir einen neuen Veranstaltungsort finden. Wir brauchen einen Ort, der bereit ist, unserer eigenes koscheres Catering zu übernehmen – der also die Küche schon einige Tage vor Veranstaltungsbeginn an unser Catering abgibt, damit sie gekaschert werden kann. Das war zuletzt sowohl am Werbellinsee schwierig, wo das Limmud-Festival von 2008 bis 2014 stattfand, als auch in Neuharlingersiel in Ostfriesland, wo wir das Festival seit 2015 veranstaltet haben. Wir sind unserem koscheren Caterer Avi Toubiana sehr dankbar, dass er trotz allen Schwierigkeiten für seine Mitarbeiter auch in diesem Jahr mit von der Partie war.

Wieso ist das Catering so kompliziert?
Limmud bedeutet für das Catering: Es müssen 14 Mahlzeiten vorbereitet werden, man muss für Schabbat vorkochen, und das alles auf engstem Raum, weil wir im DJH-Ressort Neuharlingersiel nur einen kleinen Teil der warmen Küche bekommen haben und auch die kalte Küche improvisiert wurde. Wir sind jetzt im Gespräch mit verschiedenen jüdischen und israelischen Hoteliers. Unser Wunsch ist, dass wir wieder einen Ort finden, der so aussieht wie Neuharlingersiel – oder eben diese campusartige Freifläche der Europäischen Jugendbegegnungsstätte am Werbellinsee.

Limmud hatte diesmal 300 Teilnehmer, darunter 80 Kinder und Jugendliche, die einen ermäßigten Preis bezahlen. Die Teilnehmerzahlen sind seit 2015 gesunken. Liegt das am Veranstaltungsort – oder daran, dass es »Konkurrenzveranstaltungen« wie den BtJ-Schabbaton in Dresden gibt?
Ich denke, es ist beides. Neuharlingersiel ist eigentlich ein perfekter Ort, aber für viele Leute ist die Nordsee zu weit weg. Und eine Familie kann sich oft aus finanziellen Gründen nur für ein solches Event pro Jahr entscheiden – wie die Jahrestagung der Union Progressiver Juden, den BtJ-Schabbaton, den Jugendkongress des Zentralrats oder eben Limmud. Und wenn es Zentralratsveranstaltungen gibt, die wesentlich preiswerter sind, dann entscheidet sich mancher eher dafür.

Mit dem Limmud-Vorstandsmitglied sprach Ayala Goldmann

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