München

»Nachbarn bauen Brücken«

Spaß garantiert: Karussell auf dem Jakobsplatz Foto: Marina Maisel

Ein handbetriebenes Kinderkarussell dreht sich mitten auf dem Jakobsplatz. Handwerker zeigen an ihren Ständen, wie man früher genäht, gefilzt und gesponnen hat. Es gibt historische Spiele zu entdecken, einen Bücherflohmarkt, und für das leibliche Wohl ist auch gesorgt.

Mehrere Tausend Münchner waren an einem heißen Juli-Tag zum Jakobsplatz gekommen, um mit den Anrainern das Jakobi-Fest unter dem Motto »Nachbarn bauen Brücken« zu feiern. Die Veranstalter, die in der Nähe des Platzes wohnen, hatten hier bereits vor fünf Jahren anlässlich des 850. Geburtstags Münchens zum ersten Mal das Jakobi-Fest gefeiert.

Anrainer Hans-Georg Küppers, Münchner Kulturreferent und Schirmherr der Veranstaltung, zeigte sich begeistert: »Was ich schon damals toll gefunden habe, ist, dass die Anrainer mitten in der Stadt Brücken bauen zwischen den Religionen, zwischen den kulturellen Einrichtungen und gemeinsam so ein Fest auf die Beine stellen. Toll, dass es nach fünf Jahren wieder geklappt hat.«

Diesmal knüpfte das Fest mit seinem Angebot an die Tradition des historischen Jahrmarkts an, der früher auf dem Jakobsplatz war. Doch die Besucher des Fests interessierten sich auch für die Gegenwart: Die Türen der Nachbarn standen jedem offen. »Die Synagogenführungen waren komplett ausgebucht. Es gab keinen freien Stuhl mehr«, sagt die Leiterin des IKG-Kulturzentrums Ellen Presser.

Einen ähnlichen Andrang erlebte das Orag-Haus, das sonst nicht allgemein zugänglich ist. Kostüme aus über 100 Jahren Maßschneider-Innung konnten die Besucher hier in einer Ausstellung betrachten. Das Alten- und Service-Zentrum, ein zentraler Treffpunkt für viele ältere Menschen im Viertel, präsentierte die Fotoausstellung »Licht« des Künstlers Lars Wunderlich.

Afrikanisch Auf der Bühne spielten Musikgruppen aus München und Umgebung. Darunter unter anderem die Brass Band, das Klezmer-Trio »Souvenir«, die Schwesternband des Angerklosters und »White«. Afrikanische Musik und eine Capoeira-Vorführung der Glockenbachwerkstatt gab es ebenfalls zu hören. Tänze steuerte das Theresia-Gerhardinger Gymnasium bei. Moderne jüdische Tänze präsentierte, gewohnt professionell, das Showballett »Genesis« der IKG.

Zwischen den historischen Jahrmarktständen, an denen Grußkarten, Bücher, Bilder, Schmuck, selbst gemachte Marmelade und Spitzen angeboten wurden, traten zur Freude aller fast lebensgroße Puppen auf. Die Charaktere, drei alte Damen, wurden von Schauspielern geführt und setzten sich mit dem Thema Alter auseinander – eine Aktion vom Theater TJP aus Straßburg und der Compagnie Là Où.

Einen Schminkstand und eine Fotowand hatte die Kultusgemeinde aufgebaut. Den Kindern bereitete das Planschen im Springbrunnen vor dem Gemeindezentrum viel Freude. Eine Ordensschwester brachte die Atmosphäre das Jakobi-Fests auf den Punkt: »Es ist ein wunderschönes Fest, das tolle Wetter, die Sonne, der blaue Himmel. Und auch die Stimmung hier auf dem Platz, die vielen Darbietungen, die bunte Vielfalt – wir können nur dankbar sein für so ein gutes Nachbarschaftsfest.«

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert