Ehre

»Monument Man« in Karlsruhe

Harry Ettlinger in der Kunsthalle Karlsruhe vor einem Selbstbildnis von Rembrandt, das er nach Kriegsende in einem Stollen bei Heilbronn fand. Foto: dpa

»In all my young 88 years, I would never have imagined such an honor – In all meinen jungen 88 Jahren hätte ich mir so eine Ehre nie vorgestellt«: Harry Ettlinger war sichtlich berührt, als er am Samstag eine der höchsten Auszeichnungen des Landes Baden-Württemberg entgegennahm, die Staufermedaille in Gold.

Seine Arbeit ist inzwischen in aller Welt bekannt: Er war einer der 345 »Monuments Men«, deren Geschichte von Regisseur George Clooney kürzlich verfilmt wurde. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg sollten sie geraubte Kunstwerke in Deutschland aufspüren und sie den rechtmäßigen Besitzern in Deutschland und Europa zurückgeben. Wie zum Beispiel den Kunsthallen und privaten Kunstsammlern, die sie während des Krieges in Bergwerken und Salzminen eingelagert hatten, damit sie nicht zerstört wurden.

Flucht Nicht immer war auch geraubte Kunst darunter. So entdeckte Ettlinger, der sich als einfacher Soldat mit 19 Jahren für diese Aufgabe meldete, weil er fließend Deutsch konnte (1938, einen Tag nach seiner Barmizwa, musste er als Heinz Ettlinger mit seiner Familie aus Deutschland fliehen), in Heilbronn und Kochendorf die Bestände der Kunsthalle Karlsruhe. Ihr damaliger Leiter, Kurt Martin, hatte sie dorthin geschafft, zusammen mit vielen privaten Wertgegenständen, unter anderem Stradivari-Geigen, Mozartnoten und dem »Homo heidelbergensis«.

Ein besonderer Zufall, denn Ettlinger war gebürtiger Karlsruher, sein Großvater Otto Oppenheimer war Tuchfabrikant in Bruchsal, seine Eltern hatten ein Frauenbekleidungsgeschäft in der Haupteinkaufsstraße in Karlsruhe, der Kaiserstraße. Und eines der Bilder, ein Selbstporträt von Rembrandt, kannte er aus der großen Ex-libris-Sammlung seines Großvaters. Das Original hatte er allerdings nie gesehen, denn die Kunsthalle war seit 1933 geschlossen.

Kunstrettung In einer spannenden und kurzweiligen, mitunter durch Ettlingers Anekdoten auch witzigen Veranstaltung wurde am Samstag nicht nur Harry Ettlinger befragt. Über die Hintergründe dieser ganz besonderen Kunstrettung »für uns und die nachfolgenden Generationen«, wie Kunsthallenleiterin Pia Müller-Tamm sagte, gaben vor allem Tessa Rosebrock, die Provenienzforscherin der Kunsthalle, und Christhard Schrenk, Leiter des Stadtarchivs Heilbronn, Auskunft.

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Безопасность

»Ни одно еврейское мероприятие не должно быть отменено«

После трагедии в Сиднее президент Центрального совета евреев Германии Йозеф Шустер обращается с личным посланием ко всем евреям Германии: не позволяйте отнять у вас радость Хануки

von Йозеф Шустер  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Hamburg

»Strong. Jewish. Here.«

Der Jugendkongress 2026 der ZWST setzt ein bewusstes Zeichen des Selbstbewusstseins und der Präsenz

von Imanuel Marcus  18.12.2025

Umbenennung

Medien: Berlin erhält Yad-Vashem-Straße

Ein neues Holocaust-Gedenken mitten im Berliner Regierungsviertel - Ein Teilabschnitt der Dorotheenstraße soll künftig den Namen der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem tragen. Die zweite Umbenennung in kurzer Zeit

 18.12.2025