Statistik

Mitgliederschwund gebremst

Die Zahl der Mitglieder in den jüdischen Gemeinden Deutschlands ist auch im vergangenen Jahr wieder leicht gesunken – doch der Abwärtstrend hat sich verlangsamt. Das geht aus einer Statistik hervor, die am Mittwoch von der Zentralwohlfahrtstelle der Juden in Deutschland (ZWST) veröffentlicht wurde. Aktuell sind demnach 101.338 Mitglieder in den jüdischen Gemeinden registriert. 2012 lag die Mitgliederzahl bei 102.135.

Seit dem Jahr 2008 ist laut ZWST ein »leichter und kontinuierlicher« Rückgang der Mitgliederzahlen zu verzeichnen. Entgegen mancher Befürchtungen sei dieser Rückgang 2013 mit weniger als einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr aber »deutlich geringer als erwartet« ausgefallen.

Bei ihrer jährlichen Statistik greift die ZWST auf Daten von insgesamt 106 Gemeinden zurück. Die Erhebung ist laut Mitteilung der Zentralwohlfahrtsstelle repräsentativ und spiegelt die demografischen Entwicklungen und Tendenzen der jüdischen Bevölkerung wider. Die Datenerhebung, so hieß es weiter, sei die einzige dieser Art in Deutschland. Da aber nicht alle in der Bundesrepublik lebenden Juden Mitglieder einer jüdischen Gemeinde sind, erhebe die Analyse »keinen Anspruch auf Vollständigkeit«.

Überalterung Aus der Statistik geht hervor, dass die jüdischen Gemeinden zunehmend unter Überalterung leiden. Größter Posten unter den Abgängen sind mehr als 1200 Todesfälle im Jahr 2013. Der Anteil der über 60-jährigen Gemeindemitglieder stieg von 33 Prozent im Jahr 2000 auf 45 Prozent im Jahr 2013. Nur etwa 21.000 Juden gehörten laut dieser Statistik der Altersgruppe bis 30 Jahre an.

Die meisten Zugänge 2013 stellten weiterhin die »Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion«, unmittelbar gefolgt von Neumitgliedern aus dem Ausland. Die Gemeinden in Berlin und Frankfurt am Main profitieren vom ausländischen Zuzug am meisten.

zuwanderung Bei den 467 neuen Mitgliedern aus der ehemaligen Sowjetunion handele es sich aber »kaum um tatsächliche Neuzuwanderer«, so die ZWST. Aufgrund der umfassenden Neuregelung des Aufnahmeverfahrens durch das Zuwanderungsgesetz wurde die jüdische Zuwanderung seit Januar 2005 erheblich erschwert. Es wird daher angenommen, dass unter den Gemeindezugängen aus der ehemaligen Sowjetunion viele Menschen sind, die schon länger in Deutschland leben und sich erst jetzt dazu entschlossen haben, einer jüdischen Gemeinde beizutreten.

Wie die Zentralwohlfahrtsstelle weiter mitteilte, haben rund 400 Menschen ihre Gemeinde innerhalb des Jahres 2013 gewechselt. Den höchsten Abgang in andere Gemeinden hatte Mecklenburg-Vorpommern als eher kleiner Landesverband zu verzeichnen. Die Zahl der Gemeindeaustritte sei mit rund 400 Personen ebenfalls gering, so die ZWST. Davon seien allein 25 Prozent, also etwa 100 Austritte, auf die Jüdische Gemeinde zu Berlin entfallen.

www.zwst.org/de/service/mitgliederstatistik

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025