Schawuot

Mein Lieblingseis

Foto: Getty Images

Wenn Ariela Haimoff zur Eisdiele aufbricht, dann weiß sie vorher noch nicht, für welche Sorte sie sich entscheiden wird. »In meinem Lieblings-Eiscafé gibt es drei Reihen mit je 15 Sorten«, sagt die 14-Jährige aus Hannover. Unterschiedliche Farben versprechen verschiedene Geschmacksrichtungen, aber Ariela legt sich nicht gerne fest: »Ich habe keine Lieblingssorte.«

Die Gymnasiastin wählt nach Lust und Laune aus. Neulich hat sie sich für etwas Ausgefallenes entschieden, nämlich für Schwarze-Johannisbeer-Sorbet: »Das war gut.« Aber bisher hat ihr noch jedes Eis geschmeckt. Meistens schlendert Ariela mit ihren Freunden zur Eisdiele.

Hergestellt hat sie es noch nie selbst, aber einmal, als sie noch kleiner war, hat sie zumindest mit dem Gedanken gespielt. Doch der Plan scheiterte daran, dass sie nicht wusste, wo sie es lagern sollte, denn damals lag kein Schnee.

Eiscreme-Party »Da war ich wirklich noch ein Kind«, sagt sie heute lachend. Sie isst zu jeder Tageszeit gerne Eis, nur nicht nach dem Joggen: »Danach ist es nicht gesund.« Doch an Schawuot wird Ariela nicht trainieren, sondern in der Jüdischen Gemeinde Hannover feiern. An diesem Fest isst man traditionell Milchspeisen. Ein Grund ist, dass die Tora in der Bibel mit Milch verglichen wird.

In Hannover organisiert die Jüdische Gemeinde in der Haeckelstraße gemeinsam mit Chabad eine Eiscreme-Party. »Erst wird gebetet, und dann essen wir Eis«, sagt Ariela. Anschließend gibt es ein Programm, das die 14-Jährige mit vorbereitet hat. Auch ein Rollenspiel zum Buch Ruth wird aufgeführt, das an Schawuot in der Synagoge gelesen wird.

 

Marcel aus Dortmund mag die Sorte Erdbeer. Prinzipiell ist er nur rotem Eis wohlgesonnen. Andere Farben lehnt er entschieden ab.

 

Frozen YOGURT »In letzter Zeit esse ich wenig Eis, denn ich bin umgestiegen auf Frozen Yogurt«, sagt Janek Maydanskyy. Mit seinen Freunden geht er öfters in einen neuen Laden in Hannover, der Extra-Angebote für Schüler hat. »Ich mag die Toppings so gerne«, gesteht der 15-Jährige.

Derzeit muss sein Frozen Yogurt mit einer Mangosoße überzogen werden, dann kommt etwas Knusper-Honig-Müsli drauf und zum Schluss Schokolade – so ist es für ihn perfekt.

Allerdings kennt er auch Zeiten, in denen er das Eiscafé links liegen lassen musste, denn früher litt Janek an einer Allergie und konnte keine Milchprodukte zu sich nehmen. Ein Jahr lang verzichtete er auf alle Produkte, in denen ein bisschen Milch drinsteckt. Mittlerweile hat er die Allergie so gut im Griff, dass er unbekümmert Frozen Yogurt genießen kann.

Spaghetti-Eis Wenn ihm doch mal nach Eis ist, dann mag er am liebsten Spaghetti-Eis, das ist Vanille mit Erdbeersoße oder nur Vanille. Janek denkt bei Schawuot nicht nur an den religiösen Hintergrund und an die Eiscreme-Party, sondern auch an andere Süßigkeiten: »Es gibt immer Schokolade.«

Zum Feiern wird auch Janek in die Jüdische Gemeinde in Hannover gehen. Zwischenzeitlich wohnte er mit seiner Familie in Gifhorn, einer kleineren Stadt in Niedersachsen. »Da sind wir mindestens einmal im Monat nach Hannover gefahren, um das jüdische Leben genießen zu können.« Als seine Familie in die Landeshauptstadt zurückzog, freute er sich sehr, die alten Freunde wiederzutreffen, mit denen er nun Frozen Yogurt isst.

Zitrone, Vanille, Schokolade, Blaubeere und Erdbeere – das sind die Lieblingssorten von Isabell Ferres aus Düsseldorf. Wenn die Siebenjährige in ein Eiscafé geht, dann meistens mit ihren Eltern. Weit muss sie nicht laufen, denn die Eisdiele ist in der Nähe ihrer Wohnung.

eis-unfälle An einen ärgerlichen Moment ihres Lebens erinnert sich die Zweitklässlerin, die die jüdische Grundschule besucht, noch gut: »Ich saß auf einem Stein, und mir fiel das Eis runter.« Zu Schawuot gibt es bei ihr außer Eis auch Schokolade, Lollis und Kaugummis.

Marcel Michel Noga würde am liebsten jeden Tag ins Jugendzentrum Dortmund gehen. Nun freut sich der Siebenjährige doppelt auf Schawuot, denn am Sonntag werden die Kids im Juze selbst Eis herstellen. »Ich habe keine Ahnung, denn ich habe es noch nie gemacht«, sagt Marcel. Aber er ist sehr neugierig.

Was er mag, ist Erdbeereis. Überhaupt ist der Erstklässler nur rotem Eis wohlgesonnen, andere Farben lehnt er energisch ab. Vor allem Schokolade und Vanille schmecken ihm nicht. Geärgert hat er sich schon mal, als ihm das Eis auf die Hose tropfte, aber runtergefallen ist es ihm noch nie.

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025

Hamburg

»An einem Ort getrennt vereint«

In der Hansestadt soll die Bornplatzsynagoge, die in der Pogromnacht von den Nazis verwüstet wurde, wiederaufgebaut werden. Ein Gespräch mit dem Stiftungsvorsitzenden Daniel Sheffer über Architektur, Bürokratie und Räume für traditionelles und liberales Judentum

von Edgar S. Hasse  13.09.2025