Berlin

Mach mit, mach’s nach

Seit Donnerstagabend ist das 5. jüdische Lernfestival Limmud.de in der Jüdischen Oberschule Berlin eröffnet und hat mit Gesangsworkshops, Lesungen oder Vorträgen schon viele Menschen angezogen.

Über 500 Gäste »vom Baby bis zum über 90-Jährigen«, wie der Limmud-Vorsitzende Alexander Smolianitski in seiner Eröffnungsrede am Donnerstagabned sagte, nehmen an dem Festival, das seine Zelte zum ersten Mal seit vier Jahren nicht am Werbellinsee, sondern in Berlins Mitte aufgeschlagen hat, teil.

lernen Am Freitagvormittag gab es in der Schulaula auch ein Gespräch mit Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Für ihn ist die Unterstützung des Limmud-Festivals eine Herzensangelegenheit. »Eine sinnvollere Förderung als den Limmud kann ich mir gar nicht vorstellen«, sagte er zu Beginn der Diskussion. Das Lernen habe im Judentum bekanntlich einen ganz besonderen Stellenwert. »Seit Jahrtausenden hat bei uns nicht derjenige das meiste Sozialprestige, der am meisten Geld besitzt, sondern derjenige, der am meisten Lernen gelernt hat in seinem Leben.«

Graumann hob hervor, dass ihm sein Engagement für den Limmud auch deshalb besonders wichtig sei, weil beim Lernfestival vom liberalen Judentum bis hin zur Orthodoxie unterschiedliche Strömungen gemeinsam unter einem Dach zusammenkommen und einander respektvoll begegneten. »Der Limmud zeigt: Im deutschen Judentum ist Vielfalt inzwischen Normalität geworden.« Diese Vielfalt sei eine historische Entwicklung, die es unbedingt zu bewahren gelte. »Wer die Einheit will, der muss die Vielfalt leben und respektieren«, sagte Graumann.

Motto Am Tag zuvor war Alexander Smolianitski der Journalistin Toby Axelrod im Amt als Vorsitzender gefolgt. Er ist ob der Leistung des Limmud-Teams, das sich aus freiwilligen Helfern zusammensetzt, überaus glücklich: »Es ist eine Freude für uns alle«, sagt der 20-Jährige. Nicht nur, dass sich so viele junge und ältere Menschen gefunden haben, sondern auch, weil die Schule Erinnerungen wecke, denn viele der »Limmudniks«, wie sich die Besucher selbst gern nennen, waren Schüler der JOS.

Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, für den Limmud »ein fester Bestandteil des jüdischen Lebens in Deutschland« ist, wünscht sich, dass das Engagement, das dort gezeigt werde, »über die Grenzen von Berlin hinaus Schule machen sollte«. Viele Gemeinden könnten sich davon eine Scheibe abschneiden. Denn das Motto »Von Juden, für Juden« zeige vor allem in der Arbeit der vielen Ehrenamtlichen, dass es »keine abstrakte Organisation« gibt. Deswegen wünscht Kramer dem Festival spannende Diskussionen und neue Denkanstöße. Schließlich bräuchte man »mehr Brücken als Gräben«.

Auch Uwe Jacobs, der stellvertretende Schulleiter der JOS, die im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, versprach allen Teilnehmern tolle Tage. Eine kleine halbernste Bitte hatte der Pädagoge allerdings: »Ich hoffe, dass die Schule bestehen bleibt.« Denn anders als am Werbellinsee ist Limmud.de in den Räumen der Jüdischen Oberschule nur zu Gast.

Aber so richtig Sorgen muss sich Jacobs nicht machen, denn mit der gemütlichen Lounge und der Limmud-Bar hat das Team zwei Orte, an denen sich die Leute treffen können. Allerdings gibt es da noch eine kleine Herausforderung, wie Frauke Ohnholz, eine der Co-Chairs, verrät: »Wir haben noch keinen Flaschenöffner.« Wer einen mitbringe, das verspricht sie, der bekomme ein Freigetränk.

Allein die Aussicht darauf und auf das Programm wird sicherlich noch den einen oder anderen bewegen, bei Limmud vorbeizuschauen. Das Festival läuft bis zum Sonntag.

www.limmud.de

Berlin

»Ein Stück Heimat«

Was blieb übrig nach den NS-Verbrechen? Und was hatte es lange vorher gegeben? Das Leo-Baeck-Institut sammelt seit 70 Jahren Briefe, Tagebücher und Co. Und ist mit seinen Themen Einwanderung und Flucht brandaktuell

von Leticia Witte  19.05.2025

Porträt der Woche

Die Überlebens-künstlerin

Sarah Blumenfeld fand durch den Krebs zu ihren Wurzeln und wurde Cancer Coach

von Alicia Rust  18.05.2025

Berlin

Centrum Judaicum zeigt »Gefühlsdinge«

Die Ausstellung diskutiert wie Objekte Erinnerungen und Emotionen transportieren

 18.05.2025

Uni

Wunsch nach Gemeinschaft

Ein Workshop bei ELES greift die wenig beleuchteten Probleme jüdischer »Erstakademiker« auf

von Helmut Kuhn  18.05.2025

Pädagogik

Karin Prien gegen private Handynutzung an Grundschulen

Die Bundesbildungsministerin betont: »Wir müssen uns damit sehr schnell und sehr intensiv beschäftigten.«

 17.05.2025

Tel Aviv/Ravensburg

Ricarda Louk kämpft für das Andenken an ihre Tochter Shani

Am 7. Oktober 2023 wollte Ricarda Louks Tochter mit anderen jungen Menschen tanzen und feiern – dann kam das Massaker der Hamas. Vor einem Jahr wurde Shanis Leiche gefunden. So geht es ihrer Familie heute

 16.05.2025

Berlin

»So monströs die Verbrechen der Nazis, so gigantisch dein Wille, zu leben«

Leeor Engländer verabschiedet sich in einer berührenden Trauerrede von Margot Friedländer. Wir dokumentieren sie im Wortlaut

von Leeor Engländer  15.05.2025

Trauerfeier

Die unbeugsame Berlinerin

Nach dem Tod von Margot Friedländer trauert ganz Berlin um eine besondere Frau, die als Holocaust-Überlebende unermüdlich für Menschlichkeit eintrat. Bei ihrer Beisetzung nahmen hochrangige Gäste nun Abschied

von Sigrid Hoff  15.05.2025

Abschied

Eine letzte Verneigung

Die am 9. Mai verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist am Donnerstag in Berlin beigesetzt worden. An der Trauerfeier nahmen neben Wegbegleitern auch die gesamte Staatsspitze teil

von Markus Geiler  15.05.2025