Musik

Lieder über die Liebe

Bei der Jewrovision 2018 trat Joel Schneider schon nicht mehr als Kandidat, sondern als Gastsänger auf. Foto: Gregor Zielke

Wenn Joel von der Schule nach Hause kommt, dann »muss« er sich erst einmal mit Musik beschäftigen. In seinem Zimmer schaltet er alle Geräte an und setzt sich wahlweise ans Schlagzeug oder ans Keyboard, um Rhythmen oder Melodien zu spielen, die ihm gerade durch den Kopf gehen.

Oder aber er arbeitet mit dem Soundprogramm des Computers. »Ich bin musikversessen«, sagt der 16-Jährige über sich. Und das Ergebnis seiner täglichen Arbeit und Leidenschaft kann man nun hören, denn soeben hat er zusammen mit seinem Freund, dem Rapper Liam, die CD A Matter of Perspective herausgebracht.

Selbstvermarktung Ohne Label übrigens, sondern selbstvermarktet. Die Texte hat Liam geschrieben. Joel zeichnet für die Musik verantwortlich und hat sie produziert. Zehn Songs sind nun auf der Scheibe verewigt. Die Texte handeln von Freundschaft, Liebe und Familie. »In verschiedenen Styles habe ich die Stücke komponiert«, sagt Joel. Die Melodien seien ihm »einfach so eingefallen«. Eineinhalb Jahre haben die beiden Kölner Jugendlichen an den Songs gearbeitet. Seit Mitte Juni ist die CD überall im Handel zu kaufen.

»Wir wollen die Leute mit unserer Musik begeistern«, sagen Liam und Joel unisono. Bei der jüngsten Jewrovision in Dresden heizte er das Publikum außerhalb des Wettbewerbs schon mal mit dem Song »What a Lovely Day« an. Später drückte er dann dem Kölner Jugendzentrum für seine Performance die Daumen, denn die Teilnehmer hatte er gemeinsam mit Judith Steinhauer gecoacht.

Tonstudio Die Musik begleitet Joel seit seiner frühesten Kindheit. »Mein Vater, Alex Schneider, hat eine Band und ein Tonstudio, schreibt Songs und produziert Musik«, zählt der 16-Jährige auf. Als Fünfjähriger spielte Joel bereits Schlagzeug und sang. Später entschied er sich, auch Klavier zu lernen. »Ich habe es mir selbst beigebracht, nicht nach Noten, sondern nach meinem Gehör.«

Anfangs hatte er sich noch für die Musik des Vaters begeistert, doch schon lange geht Joel seinem eigenen musikalischen Stil nach. Er mag Funk- und Soulmusik.

In der Jüdischen Grundschule in Köln übernahm Joel selbstverständlich die Gesangsrollen in den Musicals. Bei WIZO- Veranstaltungen in Frankfurt und Köln trat er auf, und schließlich war er bei der Jewrovision 2014 Frontmann, und das Kölner Jugendzentrum holte den ersten Platz. Ein Jahr später trat er wieder als Frontmann auf. Diese Erfahrungen motivierten ihn, bei The Voice Kids ein Videotape einzureichen. Von 30.000 Bewerbern kam er unter die Top 15 und bis ins Halbfinale.

»Revolverheld« Vor allem das Üben mit seinem Coach – »Revolverheld«-Frontmann Johannes Strate – regte ihn immer wieder an, und er konnte viel lernen. »Die Zeit war für mich sehr prägend.« Später nahm er nicht mehr an der Jewrovision teil. »Ich wollte aufhören, als es am schönsten war, und auch den Weg für andere frei machen.« Im Jugendzentrum blieb er aber und lernte dort Liam Loose, der rappt, kennen.

Auf dem Gymnasium schlägt er sich so durch, »denn es bleibt wenig Zeit zum Lernen«. Die Musik ist für ihn wichtiger. Aber wenn er genug Melodien verarbeitet hat, spielt er auf dem Bolzplatz Fußball. Vier Jahre Training im Verein haben ebenfalls Spuren hinterlassen. Als Schiedsrichter pfeift er Fußballpartien. Um sich seinen größten Zukunftswunsch zu erfüllen, wartet er bis zur Zeit nach dem Abitur: Er möchte gerne sein Tonstudio vergrößern und »nur noch Musik, Musik, Musik« machen. Am liebsten will er Musikproduzent werden.

www.facebook.com/joel.schneider.official

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025

Porträt der Woche

Endlich angekommen

Katharina Gerhardt ist Schauspielerin und fand durch ihren Sohn zum Judentum

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.12.2025

Würzburg

Josef Schuster: Hoffnung und Zivilcourage in schwierigen Zeiten

In einem Zeitungsbeitrag verbindet der Präsident des Zentralrates Chanukka mit aktuellen Herausforderungen

 12.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Wie jüdische Kinder Chanukka erleben

»Ich freu’ mich auf die Makkabäer«

Lichter, Dinos, Schokostreusel – was unsere Jüngsten in diesen Tagen am meisten mögen

von Christine Schmitt  11.12.2025

Sachsen

Mit Tiefgang und Pfiff

Am Sonntag wird in Chemnitz das »Jahr der jüdischen Kultur 2026« eröffnet

von Helmut Kuhn  11.12.2025