Bochum

Kulinarische Annäherung

Ein Koch als Botschafter: Tom Franz Foto: Flash 90

Tom Franz, gebürtiger Erftstädter, ist in Israel mittlerweile ein TV-Star, seit er im Januar die Kochshow Masterchef gewann. Franz und der Journalist Christoph Plate waren beim 3. NRW-Israel-Forum im Paul-Spiegel-Saal der Jüdischen Gemeinde Bochum zu Gast.

Der studierte Jurist erzählte wortgewandt, wie er zum Gesicht des modernen Deutschland in Israel wurde. Indem er nämlich zeigte, dass sich koscher und raffiniert in der Küche nicht ausschließen müssen. Mittlerweile fliegen dem 40-Jährigen die Herzen der Israelis nur so zu. Er werde überall erkannt und angesprochen. Franz ist einer, der abseits der Politik Brücken baut. »Israel«, sagt Franz, »ist unglaublich offen, tolerant und fortschrittlich.«

Schüleraustausch Sein Interesse am jüdischen Staat sei einst durch einen Schüleraustausch entfacht worden, zum Zivildienst kehrte er dorthin zurück. 2004 wanderte er schließlich ganz nach Israel ein. Der Historiker Shmulik Lahar, der sich um solche Austauschprogramme verdient gemacht hat, bildete gemeinsam mit dem Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Johannes Gerster und dem Nahost-Korrespondenten Ulrich Sahm das Podium der von Plate moderierten Diskussion »Brücken bauen«.

Auch Sahm setzt bisweilen auf die Kulinarik als Mittel der Völkerverständigung. Der Journalist bewirtet in seiner Jerusalemer Küche regelmäßig Reisegruppen von bis zu 50 Personen: »Bei mir gibt es den leckersten und schönsten Hummus im ganzen Land«, behauptet er. Botschafter Yakov Hadas-Handelsman geht in seiner Rede »Deutschland und Israel: Partner für die Zukunft« auf die politische und schicksalhafte Verbundenheit beider Länder ein. Auf den Nahost-Konflikt hat der Diplomat einen behutsam-optimistischen Blick: »Es bewegt sich was. Nicht schnell. Aber es bewegt sich.«

Staatsräson Der Autor und Journalist Werner Sonne sprach in seinem Vortrag von einer »Haftung« Deutschlands für die Sicherheit Israels. In Anlehnung an Angela Merkels denkwürdige Rede vor der Knesset 2008 hat er sein jüngstes Buch Staatsräson genannt und den Titel zwar mit einem Fragezeichen versehen, im Grunde aber betont er, dass genau so lange über die deutsche Verpflichtung, für Israels Sicherheit einzustehen, nachgedacht werden müsse, wie »Israels Nachbarn sich nicht ohne Wenn und Aber damit abfinden, dass ein jüdischer Staat entstanden ist, der sich mit allen Mitteln dagegen wehrt, wieder von der Landkarte getilgt zu werden«.

Organisator Sascha Hellen war zufrieden mit dem Tag, bedauerte aber, dass Israel noch allzu oft auf den Konflikt mit den Palästinensern reduziert werde. »Gerade deshalb ist das Forum wichtig«, sagte er der Jüdischen Allgemeinen. Insbesondere Menschen wie Franz wirkten da wie ein Gegengift: »Ein gewinnender Mann, die Jugendlichen waren begeistert.«

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025