Buch-Tipp

Kreuzzugs-Schmöker

Spannung: 600 Seiten lang hält der Nebenkriegsschauplatz des Ersten Kreuzzugs, Mainz, den Leser bei Laune. Foto: Leinpfad Verlag

Buch-Tipp

Kreuzzugs-Schmöker

Claudia Platz erinnert, was 1096 in Mainz geschah

von Heide Sobotka  02.01.2013 10:33 Uhr

Ein Mönch wird ermordet, hasspredigende Einpeitscher durchziehen von Frankreich und aus Lothringen kommend das Rheinland. Eine geheimnisvolle Schöne umgarnt den Erzbischof von Mainz, und ein Agent der Kirche soll vor den heranrückenden Horden warnen und den Mord an Bruder Anselm aufklären. Dabei verliebt er sich in eine Jüdin. Der Plot eines Schmachtfetzens à la Hollywood, und dennoch ist der dicke Wälzer von Claudia Platz, Das Blut von Magenza, ein durchaus lesenswertes Buch. Es beschreibt die Vorbereitungen auf den Ersten Kreuzzug 1096.

Ein Jahr zuvor hat Papst Urban II. in Clermont eine Synode abgehalten, deren Ergebnis unter dem Motto »Gott will es so« der Aufruf zum Kreuzzug ist. Bauern, niedriger Adel, religiöse Eiferer sind aufgestachelt, die heiligen Stätten der Christenheit in Jerusalem zurückzuerobern. Wortführer hetzen auf ihrem Weg ins Heilige Land die Bevölkerung auf mitzuziehen. Mit dem Versprechen, die Sünden erlassen zu bekommen und Reichtümer zu erwerben, weltliche wie ideelle, ziehen Rittersprösslinge, die kein Erbe zu erwarten haben, Bauern und Knechte in den heiligen Krieg.

Verrat Der Weg nach Jerusalem ist lang, und das immer größer werdende Heer stiehlt sich von der Landbevölkerung, was es an Nahrung braucht. Städte mit einer einer größeren jüdischen Gemeinde gelten als besonders attraktiv, weil man sich hier Geld und Schätze erhofft. So wird auch Mainz zum Zielpunkt des marodierenden Kreuzfahrerheeres. Zunächst kann der Erzbischof die Stadt noch schützen, doch dann werden Wachposten bestochen, die Tore geöffnet, und die Kreuzfahrer beginnen ein fürchterliches Gemetzel, das die jüdische Bevölkerung am meisten trifft.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die wechselnden Schauplätze, Schicksale und Erzählstränge halten den Leser aber durchaus über seine 600 Seiten bei Laune. Die Liebesgeschichte zwischen dem Agenten der Kirche und der jungen Jüdin Sara, ein edler und weiser Steinmetz, der eigentlich aus einer angesehenen Adelsfamilie stammt, ein anscheinend bestechlicher, aber doch integrer Schultheiß sind das Personal, das die Geschichte immer wieder zusammenführt und auf seinen Höhepunkt hinführt.

Ein lohnenswerter anderer Blick auf die Geschichte der Kreuzzüge. Ein Personenverzeichnis und ein Glossar erleichtern den Zugang. Behoben hat der Verlag jetzt auch dankenswerterweise die vielen Schreibfehler, die noch in der ersten Auflage zu finden waren, und hat eine zweite Auflage gedruckt. Darüber hinaus ist Das Blut von Magenza jetzt auch als E-Book erhältlich.

Claudia Platz: »Das Blut von Magenza«. Leinpfad, Ingelheim 2012, 630 S., 14,50 €

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  22.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

WerteInitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 24.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025