Die Jüdische Landesgemeinde Thüringen und die Veranstalter des Festivals Yiddish Summer Weimar haben vor einer Zusammenarbeit der CDU mit der AfD gewarnt. »Wir appellieren an die CDU Thüringen, einen solchen Tabubruch nicht zu begehen und den guten, weltweiten Ruf Thüringens als Heimat jüdischen Lebens und kreativer, impulsgebender jüdischer und jiddischer Kultur nicht aufs Spiel zu setzen«, heißt es in einer am Dienstagabend in Erfurt verbreiteten Erklärung.
Man sei vom Aufruf diverser Thüringer CDU-Politiker, die ergebnisoffene Gespräche mit der AfD bezüglich der Bildung einer Landesregierung wollten, schockiert. Vielfalt, kulturelle Pluralität, Toleranz, Offenheit und internationale Zusammenarbeit seien genauso wie Schutz und Förderung kultureller und religiöser Minderheiten die Leitmotive ihrer Arbeit.
WEIMAR Sie stünden diametral den nationalistischen und rassistischen Forderungen der AfD gegenüber, erklären die Unterzeichner der Erklärung. Zu ihnen gehören der Vorsitzende der Landesgemeinde Reinhard Schramm und für den Yiddish Summer Alan Bern, Katrin Füllsack und Andreas Schmitges vom Vorstand des Trägervereins Other Music Academy.
Zuvor hatte bereits der Zentralrat der Juden die Forderung mehrerer Thüringer CDU-Politiker kritisiert, in Anbetracht der schwierigen Landtagswahlergebnisse offen auch für Gespräche mit der AfD zu sein. «Die Thüringer CDU-Kommunalpolitiker, die gesprächsoffen für die AfD sein wollen, handeln verantwortungslos. Denn sie tragen dazu bei, die AfD weiter salonfähig zu machen», sagte Zentralratpräsident Josef Schuster.
Schuster forderte von der Landes-CDU, «sich aktiv am Gesprächsprozess mit ALLEN demokratisch gewählten Parteien im Thüringer Landtag (zu) beteiligen». Dabei wird eine förmliche Zusammenarbeit sowohl mit der Linken als auch der AfD ausgeschlossen, so wie es ein Bundesparteitag ausgeschlossen hat.
Nach der Landtagswahl am 27. Oktober und dem Verlust der rot-rot-grünen Mehrheit im Landtag zeichnet sich in Thüringen noch keine neue Regierungsmehrheit ab. CDU-Landesvize Michael Heym forderte vorige Woche von seiner Partei, auch mit der AfD Gespräche aufzunehmen. Dafür erntete er bundesweite Kritik. Mit einem »Appell konservativer Unionspolitiker« unterstützen Heym jetzt 17 Thüringer Parteifreunde, darunter ein ehemaliger Landrat und ein Landtagsabgeordneter. epd/ja