77 Jahre nach dem Holocaust könnte im ostsächsischen Görlitz wieder eine Jüdische Gemeinde entstehen. Vertreter und Vertreterinnen der jüdischen Gemeinschaft in Sachsen hätten mit Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) über eine mögliche Gemeindegründung gesprochen, teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag in Görlitz mit.
Laut Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Sachsen befindet sich die Jüdische Gemeinde in Görlitz derzeit noch im Aufbau. Daher gelte weiterhin die seit den Nachkriegsjahren festgelegte Regelung, dass die Jüdische Gemeinde zu Dresden als Rechtsnachfolger der ehemaligen Görlitzer Gemeinde agiert. Für alle religiösen Fragen sei gegenwärtig Landesrabbiner Zsolt Balla aus Leipzig Ansprechpartner.
landesverband »Es ist wichtig, dass wir uns in Görlitz zum Gespräch zusammengefunden haben und miteinander im Gespräch bleiben«, erklärte die Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Sachsen, Nora Goldenbogen. Der Landesverband wolle den weiteren Aufbau einer Jüdischen Gemeinde in Görlitz unterstützen.
Das Ratsarchiv der Stadt Görlitz hatte im Dezember 2021 Teile einer vermutlich am 9. November 1938 aus der Synagoge verschwundenen Torarolle aus privater Hand erhalten. Vor einer möglichen Zerstörung 1938 gerettet und versteckt hatte sie der Vater des Görlitzer Pfarrers Uwe Mader.
Laut Landesrabbiner Balla sollten die sehr gut erhaltenen Dokumente nun Teil einer neuen Torarolle werden. Die Görlitzer Synagoge ist das einzige jüdische Gotteshaus in Sachsen, das in der NS-Pogromnacht nicht zerstört wurde. epd