Militärrabbiner

»Juden in Bundeswehr müssen selbstverständlich werden«

Militärrabbiner für Norddeutschland: Shmuel Havlin Foto: picture alliance/dpa

Der Militärrabbiner Shmuel Havlin wünscht sich, dass Judentum in der Bundeswehr als etwas ganz Normales angesehen wird.

»Juden in der Bundeswehr müssen zur Selbstverständlichkeit werden, ebenso wie Christen und Muslime in der Bundeswehr völlig normal und selbstverständlich sein müssen«, sagte Havlin in Hamburg dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Havlin ist seit Ende 2022 als Militärrabbiner bei der Bundeswehr beschäftigt, offiziell ins Amt eingeführt wurde er am 1. Juni 2023. Sein Zuständigkeitsbereich erstreckt sich über Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen.

Seelsorge für jüdische Soldaten ebenso wie für nicht-jüdische

Innerhalb der Bundeswehr berichte er über das Judentum und biete Seelsorge an, für jüdische Soldaten ebenso wie für nicht-jüdische, sagte Havlin.

»In den religionsneutralen Runden geht es um ethische und moralische Themen, Bundeswehr-Angehörige können dort Fragen stellen und erhalten Antworten«, sagte Havlin, der in Israel geboren wurde. Mit den meisten treffe er sich zunächst im Lebenskundlichen Unterricht (LKU). Später wendeten sich einzelne Soldaten dann gezielt an ihn und bäten um Hilfe oder seelsorgerliche Begleitung.

Seit 2021 beschäftigt die Bundeswehr Militärrabbiner. Bundesweit seien es derzeit sechs, zehn sollen es werden, an fünf Standorten, sagt Havlin. »Pro Standort ist ein Militärrabbiner liberal und einer orthodox. Ich bin der orthodoxe in Hamburg.«

Seit 2021 beschäftigt die Bundeswehr Militärrabbiner

Der Militärrabbiner schätzt, dass es in der Bundeswehr deutschlandweit rund 400 Jüdinnen und Juden gibt. Ihm ist wichtig, dass sie ihre Religion frei ausüben können. »In der jüdischen Religion gibt es viele Ge- und Verbote. Wir Militärrabbiner tragen dazu bei, dass die Bundeswehr auf diese Besonderheiten Rücksicht nimmt.«

Soldaten das Judentum vorzustellen, findet Havlin wichtig, »denn oft begegnen Menschen in Deutschland dem Judentum das erste Mal leider auf eine ganz andere Art, nämlich, indem sie Schlagzeilen lesen und darin erfahren, dass mal wieder etwas Schlimmes passiert ist. Dabei hat das Judentum viel mehr anzubieten, als nur Sicherheitsmaßnahmen treffen und sich gegen Antisemitismus zur Wehr setzen zu müssen.«

Zwischen dem Nahost-Konflikt und seiner Arbeit gebe es »keine direkte Verbindung und ich darf mich in meiner Funktion als Militärangehöriger und -rabbiner auch nicht dazu äußern«, sagt Havlin. Da Teile seiner Familie aber in Israel lebten, beschäftige er sich sehr mit der dortigen politischen Lage. Stelle ihm dazu jemand eine Frage, »darf ich diese zumindest persönlich beantworten«. epd

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