Familiengeschichte

Jubiläum im Haus des Kranichs

Die Mendelssohn-Gesellschaft feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Buch über die Bankiersfamilie

von Jérôme Lombard  05.02.2018 18:54 Uhr

Buchvorstellung in der Mendelssohn-Remise Foto: Uwe Steinert

Die Mendelssohn-Gesellschaft feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Buch über die Bankiersfamilie

von Jérôme Lombard  05.02.2018 18:54 Uhr

Am vergangenen Donnerstag stellte die Mendelssohn-Gesellschaft in ihrem Sitz in der Jägerstraße in Berlin-Mitte ein neues Buch zur Familiengeschichte der Mendelssohns vor. Das bei Hentrich & Hentrich erschienene Buch Das Haus des Kranichs widmet sich der Geschichte der Privatbankiers von Mendelssohn & Co. »Das Buch über eine der erfolgreichsten deutschen Privatbanken zeigt eine weitere Facette in der überaus langen und ereignisreichen Geschichte der deutsch-jüdischen Familie der Mendelssohns«, sagte André Schmitz, Vorsitzender der Mendelssohn-Gesellschaft, in seiner Begrüßungsrede.

Die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken an den jüdischen Aufklärer Moses Mendelssohn und seine Familie wachzuhalten. »Ich freue mich sehr, dass pünktlich zu unserem 50-jährigen Jubiläum ein so wichtiges Buch auf den Markt gekommen ist«, sagte Schmitz.Der Historiker und Publizist Sebastian Panwitz, selbst langjähriges Mitglied der Mendelssohn-Gesellschaft, hat sich für sein Buch über die Bankiers auf eine intensive Spurensuche in Archiven begeben. Denn anders als die Geschichten des Familiengründers Moses Mendelssohn und des weltweit bekannten Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy ist die Geschichte der von 1795 bis 1938 bestehenden Privatbank der Mendelssohns kaum bekannt.

Privatnachlässe Da große Teile des Bankarchivs während des Zweiten Weltkriegs in Berlin zerstört wurden, musste sich Panwitz durch die in unterschiedlichen Ländern lagernden Privatnachlässe der letzten Bankvorsitzenden und die Archive einstiger Geschäftspartner wie der Rothschilds in London und der russischen Internationalen Handelsbank in St. Petersburg wühlen, um an Informationen zu gelangen.

Herausgekommen ist ein 352 Seiten starkes Werk, das mit wissenschaftlichem Anspruch einen differenzierten Einblick in die vielschichtigen Tätigkeitsfelder einer der über viele Jahrzehnte wichtigsten Privatbanken in Preußen und Deutschland gibt. »Geld verdienen wollten die Mendelssohns wie alle anderen Unternehmer. Was sie von vielen ihrer Konkurrenten und Geschäftspartner unterschied, waren die Entscheidungen, wie sie Geld verdienten, welche Geschäfte sie übernahmen und mit wem sie Beziehungen eingingen«, sagte Autor Panwitz bei der Buchvorstellung.

Bürgertum Grundlegend für die Entscheidungen der Bankverantwortlichen sei ein Wertesystem gewesen, das sich einerseits auf Familientraditionen stützte und andererseits von einem starken bürgerschaftlichen Impetus getrieben worden sei, erläuterte der Historiker. Man erfährt nicht nur etwas über die schwierigen Anfänge der Bank als kleines Handels- und Geldinstitut am Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Aufstieg von Mendelssohn & Co zum international tätigen Kreditgeber und dem erzwungenen Untergang des Hauses während des Nationalsozialismus, sondern auch über die vielschichtigen Persönlichkeiten der beteiligten Akteure.

Vergleicht man das Wirken der fünf Generationen der Mendelssohns, die die Geschichte des Familienunternehmens maßgeblich geprägt haben, mit den Entwicklungen im Finanzwesen heute, wird deutlich: Auch mit einem auf gesellschaftlicher Verantwortung basierendem Wertekanon kann man in diesem Wirtschaftsbereich erfolgreicher Unternehmer sein.

»Die Mendelssohn-Bankiers gehörten zu dem Familienzweig, der zum Christentum konvertiert war, und doch hielten sie an der klassischen jüdischen Tradition des Einklangs von wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlichem Engagement fest«, erläuterte Panwitz.

In diesem Sinne seien sie auch ein Spiegelbild der deutsch-jüdischen Assimilationsgeschichte während des 19. Jahrhunderts, sagte der Autor.

München

Wehmütig und dankbar

Die Religionslehrerin Michaela Rychlá verabschiedet sich nach knapp 30 Jahren in den Ruhestand

von Luis Gruhler  15.09.2024

Europäische Rabbinerkonferenz

Bayern »topsicherer Platz« für Juden

Vor einem Jahr verlegte die Europäische Rabbinerkonferenz ihren Hauptsitz nach München. Ein guter Schritt, sagt der Generalsekretär. Und schaut im Rückblick auch auf den 7. Oktober: »eine der größten Herausforderungen«

 15.09.2024

Berlin

Die Tora ist zurück

Große Freude bei Masorti über eine geschenkte Rolle aus den USA. Der Verein verleiht sie an die Synagoge Oranienburger Straße

von Christine Schmitt  14.09.2024

Porträt der Woche

Eine Geschichte des Lichts

Roy Shapira ist Maler, lebt in Frankfurt und unterrichtet hebräische Kalligrafie

von Eugen El  14.09.2024

Heinrich-Heine-Universität

Charlotte Knobloch wird Gastprofessorin in Düsseldorf

Die ehemalige Zentralratspräsidentin wird zwei Vorlesungen halten

von Nicola Trenz  14.09.2024

Interview mit dem IKG-Sicherheitschef

»Wir leben in einer anderen Welt«

Gilad Ben-Yehuda über den Anschlag in München auf das israelische Generalkonsulat, die allgemeine Bedrohungslage und Folgen des 7. Oktober

von Leo Grudenberg  13.09.2024

Berlin

ESC-Teilnehmerin eröffnet Jüdische Kulturtage

Bis zum 22. September stehen nach Angaben der Festivalleitung mehr als 40 Veranstaltungen mit deutschen, israelischen und internationalen Kulturschaffenden auf dem Programm

 13.09.2024

Duisburg

Mit Musik auf das Leben

Zum zweiten Mal richtete die Zentralwohlfahrtsstelle das »Festival der Chöre« aus. Mehr als 150 Sängerinnen und Sänger reisten aus zahlreichen jüdischen Gemeinden an

von Claudia Irle-Utsch  12.09.2024

Interview

»Ein Tag des Aufbruchs«

Der Gemeindevorsitzende Jo-Achim Hamburger über einen Festakt in Nürnberg und Markus Söders »Schutzversprechen«

von Helmut Kuhn  12.09.2024