Interview

»Jede Woche wäre zu viel«

Noga Hartmann Foto: Rafael Herlich

Frau Hartmann, schwänzen die Schüler der I. E. Lichtigfeld-Schule freitags den Unterricht, um bei »Fridays for Future« demonstrieren zu können?
Ja. Einige unserer Jugendlichen gehen zur Demo, sie machen sich ein eigenes Bild. Dort treffen sie auch Jugendliche von anderen Schulen. Es ist eine bunte Mischung bei den Demonstrationen unterwegs. Ich finde es nicht so schlimm, dass sie sich dort engagieren. Wir sind gelassen und entspannt.

Wie gehen Sie als Schulleiterin mit dem Fernbleiben um?
Alle hessischen Schulen haben einen Leitfaden vom Schulamt bekommen. Darin steht, dass die Schüler in diesem Fall unentschuldigt fehlen. Wir sind eine staatlich anerkannte Privatschule und unterliegen dem Schulamt. Interessanterweise hat das Kultusministerium das Mitdemonstrieren nicht verboten.

Und wie kommunizieren Sie mit den Eltern?
Wir haben sie gebeten, uns Bescheid zu geben, wenn ihre Kinder daran teilnehmen, damit wir wissen, wo unsere Schüler sind.

Wie oft demonstrieren die Jugendlichen denn?
Nicht jede Woche – und es handelt sich lediglich um ein paar Stunden, also sie fehlen noch nicht einmal den ganzen Schultag. Wir Pädagogen haben gesagt, dass wir sie nicht hindern wollen, aber jede Woche wäre zu viel.

»Wir Pädagogen haben gesagt, dass wir die Schüler nicht hindern wollen.« Noga Hartmann

Können die Schüler von den Demos profitieren?
Jüdische Schulen wollen immer alles, immer soll alles schnell gehen, und das Niveau muss hoch sein. Nun beschäftigen sich die Jugendlichen von alleine mit dem Thema Klimaschutz. Und sie sammeln bei den Demos eigene Erfahrungen. Ich habe neulich beim Schul-Mittagessen mitbekommen, wie einige Demonstranten anderen von ihren Eindrücken erzählten. Und es wurde heftig diskutiert, beispielsweise, was es bedeutet, wenn alle ein E-Auto hätten, und was überhaupt mit der Autoindustrie los sei. Einige halten die Batterie für das E-Auto das kleinere Übel, andere den Benziner.

Es wird ja gerne und häufig kritisiert, dass die Kids immer vor den Bildschirmen sitzen und dabei das wirkliche Leben verpassen ...
... und nun sehen wir, dass das gar nicht stimmt. Sie sind aktiv. Sie denken an die Umwelt, an die Mitmenschen, engagieren sich und lernen, dass sie auch etwas bewirken können. Mit »Fridays for Future« wird etwas verändert. Sie sammeln dadurch gute Erfahrungen. Jetzt steht die Europawahl an, und viele dürfen nun mitwählen, also mitentscheiden.

Hat die I. E. Lichtigfeld-Schule das Thema Klimaschutz auch auf ihrem Lehrplan?
Als Fach haben wir Politik und Wirtschaft, darin geht es unter anderem auch um Klimaschutz. Aber wir haben viele Projekte an der Schule – fast das ganze Jahr über –, mit denen wir immer wieder auf die Problematik aufmerksam machen wollen. Beim Mitzvah Day haben unsere Kleinen Jutebeutel angemalt und beim Supermarkt an Leute verteilt, damit sie nicht auf Plastiktüten zurückgreifen müssen. Ebenso engagieren wir uns beim Papierrecycling. Ferner spielt bei uns der Wasserverbrauch eine Rolle, den wir so gering wie möglich halten wollen. Wir wollen auch etwas bewirken – genauso wie unsere Schüler.

Mit der Leiterin der I. E. Lichtigfeld-Schule in Frankfurt am Main sprach Christine Schmitt.

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025

Berlin

Gegen den Strom

Wie der Ruderklub »Welle-Poseidon« in der NS-Zeit Widerstand leistete und bis heute Verbindung zu Nachfahren seiner jüdischen Mitglieder pflegt

von Alicia Rust  23.11.2025