Mannheim

»Ich wurde behandelt wie ein Täter«

Salz’ Hemd wurde bei dem Angriff zerrissen. Foto: privat

Mannheim

»Ich wurde behandelt wie ein Täter«

Ein Palästina-Aktivist attackierte Benny Salz, den früheren Gemeindevorsitzenden, vor den Augen der Polizei

von Ralf Balke  11.08.2025 16:50 Uhr

Der 26. Juli wird Benny Salz noch lange in Erinnerung bleiben, wenn auch nicht in guter. Gemeinsam mit fünf weiteren Personen, allesamt Mitglieder der lokalen Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), war der frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mannheim auf dem Marktplatz der Stadt, um eine Veranstaltung der propalästinensischen Gruppe »Zaytouna« zu beobachten.

»Für mich war es bereits ein Unding, dass die Stadt eine solche Kundgebung überhaupt genehmigt hat«, so der 69-Jährige. »Zum einen befindet sich unsere Synagoge nur wenige Meter entfernt von dem Ort der Veranstaltung. Zum anderen musste man damit rechnen, dass es zu antisemitischen und terrorverherrlichenden Äußerungen kommt.« Denn Zaytouna ist kein unbeschriebenes Blatt.

Regelmäßig organisieren Aktivisten im Rhein-Neckar-Kreis Palästina-Demos

Regelmäßig organisieren ihre Aktivisten im Rhein-Neckar-Kreis Palästina-Demos, bei denen es in der Vergangenheit mehrfach zu Hassausbrüchen und Gewaltaufrufen kam, sodass der baden-württembergische Verfassungsschutz die Gruppe erst kürzlich als Verdachtsfall des säkularen propalästinensischen Extremismus eingestuft hat. »Allein deshalb hätte das Ganze nicht stattfinden dürfen.«

Über 200 Personen aus der sogenannten propalästinensischen Szene waren auf dem Marktplatz zusammengekommen. »Ausgelegt waren rund um den Brunnen Fotos von palästinensischen Kindern, die Israel angeblich alle ermordet hätte«, berichtet Salz weiter. Er und die anderen hätten sich die Bilder dann näher angeschaut. »Plötzlich wurden wir von Hebh Jamal, die gerade eine Rede hielt, beschimpft, woraufhin die Demonstranten auf uns aufmerksam wurden. Sie behauptete, wir würden die Fotos der ›Märtyrer‹ entweihen.« Auch Hebh Jamal ist keine Unbekannte, in der Vergangenheit hatte sie die Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 bereits öffentlich als »absolut notwendig« gerechtfertigt.

Sofort hätten sich mehrere Personen vor Salz sowie den anderen aufgebaut und sie bedroht. »Das geschah alles unter den Augen der anwesenden Polizisten, die nicht intervenierten, zu keinem Moment!« Angesichts dieses Szenarios hätten alle nur noch weggewollt. Doch plötzlich sei ein Mann auf Salz zugerannt, habe ihn gestoppt und mit beiden Händen so rabiat gepackt, dass das Hemd in Fetzen gerissen wurde. Daraufhin habe der Angreifer ihn mit voller Wucht auf das Kopfsteinpflaster geworfen. »Ich wurde ohnmächtig und habe nicht einmal bemerkt, dass ich bei dem Sturz meine Sandalen verloren hatte.«

Tags darauf sei er wegen starker Schmerzen ins Krankenhaus gegangen

Als Salz wieder zu sich kam, sei er gerade von zwei Polizisten emporgerissen worden, die ihn sofort und mehrfach sehr unfreundlich nach seinem Ausweis fragten, den Angreifer aber einfach hätten laufen lassen. »Ich wurde behandelt wie ein Täter. Es wurde nicht mal gefragt, ob ich medizinische Hilfe bräuchte.« Tags darauf sei er wegen starker Schmerzen und Prellungen ins Krankenhaus gegangen, wo er ambulant versorgt wurde. »Ich stehe weiterhin unter Schmerzmitteln«, so Salz noch Tage später.

Entsetzt ist er besonders von der Polizei, die den Vorfall anschließend kleinreden wollte und keine besonderen Vorkommnisse erkennen möchte. Dass Zaytouna behauptet, eines ihrer Mitglieder hätte einen »Störer« aufgefordert, den »Gedenk­ort« zu verlassen, und DIG-Mitglieder angeblich auf die Bilder und gegen Kerzen getreten hätten, kommt vielleicht wenig überraschend. »Die Tatsache, dass der Einsatzleiter der Polizei, der noch wenige Tage zuvor bei uns zu Gast in der Synagoge war und sich dort als Ansprechpartner im Falle von antisemitischen Vorfällen anbot, dann aber am Samstag seelenruhig dabei zuschaute, was geschah, und nichts unternahm, ist für mich der eigentliche Skandal.«

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Berlin

Jüdisches Krankenhaus muss Insolvenz anmelden

Viele Krankenhäuser stehen unter enormem wirtschaftlichem Druck. Ein Berliner Haus mit fast 270-jähriger Geschichte musste nun Insolvenz anmelden: Das Jüdische Krankenhaus will damit einen Sanierungsprozess starten

 08.12.2025

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025