Der 26. Juli wird Benny Salz noch lange in Erinnerung bleiben, wenn auch nicht in guter. Gemeinsam mit fünf weiteren Personen, allesamt Mitglieder der lokalen Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), war der frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mannheim auf dem Marktplatz der Stadt, um eine Veranstaltung der propalästinensischen Gruppe »Zaytouna« zu beobachten.
»Für mich war es bereits ein Unding, dass die Stadt eine solche Kundgebung überhaupt genehmigt hat«, so der 69-Jährige. »Zum einen befindet sich unsere Synagoge nur wenige Meter entfernt von dem Ort der Veranstaltung. Zum anderen musste man damit rechnen, dass es zu antisemitischen und terrorverherrlichenden Äußerungen kommt.« Denn Zaytouna ist kein unbeschriebenes Blatt.
Regelmäßig organisieren Aktivisten im Rhein-Neckar-Kreis Palästina-Demos
Regelmäßig organisieren ihre Aktivisten im Rhein-Neckar-Kreis Palästina-Demos, bei denen es in der Vergangenheit mehrfach zu Hassausbrüchen und Gewaltaufrufen kam, sodass der baden-württembergische Verfassungsschutz die Gruppe erst kürzlich als Verdachtsfall des säkularen propalästinensischen Extremismus eingestuft hat. »Allein deshalb hätte das Ganze nicht stattfinden dürfen.«
Über 200 Personen aus der sogenannten propalästinensischen Szene waren auf dem Marktplatz zusammengekommen. »Ausgelegt waren rund um den Brunnen Fotos von palästinensischen Kindern, die Israel angeblich alle ermordet hätte«, berichtet Salz weiter. Er und die anderen hätten sich die Bilder dann näher angeschaut. »Plötzlich wurden wir von Hebh Jamal, die gerade eine Rede hielt, beschimpft, woraufhin die Demonstranten auf uns aufmerksam wurden. Sie behauptete, wir würden die Fotos der ›Märtyrer‹ entweihen.« Auch Hebh Jamal ist keine Unbekannte, in der Vergangenheit hatte sie die Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 bereits öffentlich als »absolut notwendig« gerechtfertigt.
Sofort hätten sich mehrere Personen vor Salz sowie den anderen aufgebaut und sie bedroht. »Das geschah alles unter den Augen der anwesenden Polizisten, die nicht intervenierten, zu keinem Moment!« Angesichts dieses Szenarios hätten alle nur noch weggewollt. Doch plötzlich sei ein Mann auf Salz zugerannt, habe ihn gestoppt und mit beiden Händen so rabiat gepackt, dass das Hemd in Fetzen gerissen wurde. Daraufhin habe der Angreifer ihn mit voller Wucht auf das Kopfsteinpflaster geworfen. »Ich wurde ohnmächtig und habe nicht einmal bemerkt, dass ich bei dem Sturz meine Sandalen verloren hatte.«
Tags darauf sei er wegen starker Schmerzen ins Krankenhaus gegangen
Als Salz wieder zu sich kam, sei er gerade von zwei Polizisten emporgerissen worden, die ihn sofort und mehrfach sehr unfreundlich nach seinem Ausweis fragten, den Angreifer aber einfach hätten laufen lassen. »Ich wurde behandelt wie ein Täter. Es wurde nicht mal gefragt, ob ich medizinische Hilfe bräuchte.« Tags darauf sei er wegen starker Schmerzen und Prellungen ins Krankenhaus gegangen, wo er ambulant versorgt wurde. »Ich stehe weiterhin unter Schmerzmitteln«, so Salz noch Tage später.
Entsetzt ist er besonders von der Polizei, die den Vorfall anschließend kleinreden wollte und keine besonderen Vorkommnisse erkennen möchte. Dass Zaytouna behauptet, eines ihrer Mitglieder hätte einen »Störer« aufgefordert, den »Gedenkort« zu verlassen, und DIG-Mitglieder angeblich auf die Bilder und gegen Kerzen getreten hätten, kommt vielleicht wenig überraschend. »Die Tatsache, dass der Einsatzleiter der Polizei, der noch wenige Tage zuvor bei uns zu Gast in der Synagoge war und sich dort als Ansprechpartner im Falle von antisemitischen Vorfällen anbot, dann aber am Samstag seelenruhig dabei zuschaute, was geschah, und nichts unternahm, ist für mich der eigentliche Skandal.«