Interview

»Ich habe jeden Tag mit Anne zu tun«

Buddy Elias Foto: Uwe Steinert

Herr Elias, das kürzlich in Amsterdam uraufgeführte Theaterstück über das Leben von Anne Frank ist heftig in die Kritik geraten. Was entgegnen Sie?
Es gibt nicht viel dagegen zu sagen. Denn es war ein ganz wunderbares Theatererlebnis. Einige Zeitungen schrieben von einem Musical. Es hat nichts, aber auch gar nichts mit einem Musical zu tun. Es war ein ergreifender wunderbarer Abend und jede Kritik die da kommen sollte, zum Beispiel, dass man etwas konsumieren konnte in der Pause. Ja mein Gott es ist ein Theater gewesen, kein Friedhof! Und die Leute wollen sich in der Pause etwas unterhalten, oder sich erfrischen. Das ist normal im Theater. Es war ein wunderbarer Theaterabend. Das Publikum ist mit dem, was ich jetzt sage, einverstanden.

Wird Anne Frank heute kommerzialisiert?

Jein. Es gibt natürlich solche Fälle, bei denen versucht wird, Anne zu kommerzialisieren. Wir haben zum Beispiel einmal in Spanien eine Firma gestoppt, die Anne-Frank-Jeans herstellen wollte. Aber solche Sachen stoppen wir. Also man kann nicht sagen: Anne Frank wird kommerzialisiert. Es gibt Fälle, wo es versucht wird. Aber wenn wir davon hören schreiten wir sofort ein.

Jubiläen wie der 85. Geburtstag Anne Franks sind oftmals Kristallisationspunkte der Erinnerung. Wie geht es Ihnen heute mit dem Gedenken an Ihre Cousine?
Ich denke jeden Tag an sie. Ich bin der Präsident des Anne Frank Fonds und erhalte jeden Tag E-Mails von überall auf der Welt. Von Leuten die wissen, dass ich der letzte noch lebende Verwandte von Anne Frank bin. Ich habe jeden Tag mit Anne Frank zu tun.

Haben Sie eine spezielle Erinnerung an Anne, die heute ganz besonders präsent ist?
Ja, ich habe einige. Anne war so ein lustiges Mädchen. Und sie wollte immer etwas Spezielles haben. Sie hat immer gern Theater gespielt. Einmal hat sie mich gebeten, ich solle doch an den Schrank von der Omi gehen und ein Kleid, einen Hut und ein Paar Schuhe von ihr anziehen und die Omi imitieren. Sie können sich vorstellen, wie ich ausgesehen habe in einem Kleid von meiner Großmutter. Aber Anne hat sich natürlich köstlich dabei amüsiert.

Was können Kinder und Jugendliche, die heute in Annes Alter sind, noch aus ihren Tagebüchern lernen?
Humanismus. Menschenliebe. Keine Diskriminierung! Niemand soll diskriminiert werden wegen Religion, wegen Nationalität, wegen Hautfarbe. Das war Annes großer Wunsch: Frieden zwischen allen Völkern und allen Nationen!

Wie hat Ihnen das Theaterstück »Annes Tagebuch« gefallen, das anlässlich des Festaktes von Schülern des Anne Frank Gymnasiums in Berlin aufgeführt wurde?
Das war ganz große Klasse. Wirklich wunderbar gemacht. Ganz großartig. Sowohl musikalisch als auch textlich einfach wunderbar.

Mit Buddy Elias sprach Jakob Mühle.

Buchvorstellung

Sprache, Fleiß und eine deutsche Geschichte

Mihail Groys sprach im Café »Nash« im Münchener Stadtmuseum über seine persönlichen Erfahrungen in der neuen Heimat

von Nora Niemann  20.10.2025

Chemnitz

Erinnerungen an Justin Sonder

Neben der Bronzeplastik für den Schoa-Überlebenden informiert nun eine Stele über das Leben des Zeitzeugen

 19.10.2025

Porträt der Woche

Leben mit allen Sinnen

Susanne Jakubowski war Architektin, liebt Tanz und die mediterrane Küche

von Brigitte Jähnigen  19.10.2025

Miteinander

Helfen aus Leidenschaft

Ein Ehrenamt kann glücklich machen – andere und einen selbst. Menschen, die sich freiwillig engagieren, erzählen, warum das so ist und was sie auf die Beine stellen

von Christine Schmitt  19.10.2025

Architektur

Wundervolles Mosaik

In seinem neuen Buch porträtiert Alex Jacobowitz 100 Synagogen in Deutschland. Ein Auszug

von Alex Jacobowitz  17.10.2025

Nova Exhibition

Re’im, 6 Uhr 29

Am 7. Oktober 2023 feierten junge Menschen das Leben. Dann überfielen Hamas-Terroristen das Festival im Süden Israels. Eine Ausstellung in Berlin-Tempelhof zeigt den Horror

von Sören Kittel  17.10.2025

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025