Berlin

Hochrechnungen bei Sekt und Selters

Likud? Meretz? Jesch Atid? Nur wenige Sekunden nach 21 Uhr flüstern viele Namen durch den kleinen Raum über den Dächern von Berlin-Mitte. Dann flimmern die ersten Hochrechnungen aus dem israelischen Fernsehen über die Leinwand. Kein Aufatmen, kein Jubel. Es ist seltsam ruhig.

Die rund 30 Gäste der Keren-Hayesod-Wahlparty schauen wie gebannt auf die Zahlen und kombinieren: Wer könnte nun mit wem koalieren? Auch Shlomis Blicke verfolgen die vorläufigen Ergebnisse. Doch eigentlich ist der Opernsänger entspannt. »Ich bin ganz froh, dass vor allem kleinere Parteien eine Chance bekommen haben«, sagt der 28-Jährige. Er selbst war, weil in Berlin, nicht wählen.

Und auch, wenn Shlomi in Israel gewesen wäre: Seine Wahl hätte er wohl nicht verraten. Nicht einmal seinen Freunden. Aber nur aus einem einzigen Grund: »Es gibt noch Geheimnisse, die man für sich behalten muss.«

Wahlbeteiligung Kein Geheimnis wird aber gemacht um die Überraschung des Abends: die hohe Wahlbeteiligung. 66,6 Prozent der stimmberechtigten Israelis haben ihren Zettel in den blauen Umschlag gesteckt. »Eine solche Wahlbeteiligung hat es zuletzt Ende der 90er-Jahre gegeben«, sagt Jacob Snir, Gesandter von Keren Hayesod. Snir, der aus der Kibbuzbewegung stammt, ist Meretz-Wähler. Und das seit vielen Jahren. »Wir sind eine kleine, aber stabile Gruppe«, sagt Snir, der diesen Abend arrangiert hat.

Zwar habe sich nicht gerade besonders viel im Rechts-Links-Kräfteverhältnis getan, wie auch Shlomi feststellt, allerdings war diese Wahl in gewisser Weise doch eine besondere. Das zumindest beschreibt der Journalist Eldad Beck in einer Video-Einschätzung.

Nicht nur sei es die erste Wahl, die nach dem Arabischen Frühling stattfinde, sondern auch, dass drei Frauen kandidiert haben, sei etwas Neues gewesen. Zudem seien dieses Mal viele Journalisten angetreten, und auch Kandidaten, die keine vorherige Karriere beim Militär hatten. Bei früheren Wahlen wären die Biografien der Bewerber durchaus anders gewesen.

Jacob Snir, der die ersten Hochrechnungen genau beobachtet ist sich jedenfalls sicher: Es wird noch eine Überraschung an diesem Abend geben. Er sollte recht behalten.

Tu beAw

»Es war Liebe auf den ersten Blick«

Barbara und Reinhard Schramm sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Ein Gespräch über lange Ehen, Glück und Engagement

von Blanka Weber  19.08.2025

Geburtstag

Holocaustüberlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 18.08.2025

Projekt

Erhalten und sichtbar machen

Die ErinnerungsWerkstatt erforscht auf dem Neuen Israelitischen Friedhof jüdische Schicksale und bewahrt sie vor dem Vergessen

von Ellen Presser  18.08.2025

Münster

Wenn Musik tatsächlich verbindet

Wie ein Konzert die seit der Schoa getrennte Familie des berühmten Komponisten Alexander Olshanetsky wiedervereinte

von Alicia Rust  18.08.2025

Sachsen-Anhalt

Szenische Lesung zu jüdischer Familie Cohn in Wörlitz

Während der szenischen Lesung werde die Historie der beiden jüdischen Persönlichkeiten Moritz von Cohn und Julie von Cohn-Oppenheim mit einer Zeitreise ins 18., 19. und 20. Jahrhundert dargestellt

 18.08.2025

Porträt der Woche

Körper, Kopf, Gemeinschaft

Paz Lavie ist Israelin, Fitnesscoachin und Mamanet-Pionierin

von Gerhard Haase-Hindenberg  17.08.2025

Provenienz

Die kleine Mendelssohn

Lange Zeit galt sie als verschollen, nun ist die Stradivari-Geige wieder aufgetaucht. Doch die Restitution gestaltet sich problematisch

von Christine Schmitt  15.08.2025

Sport

Nach den Emotionen

Der Wechsel des deutsch-israelischen Fußballers Shon Weissman zu Fortuna Düsseldorf ist gescheitert. Er stolperte über seine Hasskommentare bei Social Media

von Ruben Gerczikow  14.08.2025

Nürnberg

Mit wem spiele ich heute?

Vor wenigen Wochen eröffnete die neue Kita »Gan Schalom« der Israelitischen Kultusgemeinde. Ein Besuch zwischen Klanghölzern, Turnmatten und der wichtigsten Frage des Tages

von Stefan W. Römmelt  14.08.2025