Hamburg

Haus mit Tradition

Wolf Biermann war schon hier, die Autorin Katja Petrowskaja stellte ihren Roman Vielleicht Esther vor, Ruth Klüger und Barbara Honigmann lasen aus ihren Erinnerungen: Der Jüdische Salon am Grindel 59 in Hamburg war gleich nach seiner Eröffnung vor sieben Jahren ein Erfolgsmodell. Doch 2007 kam plötzlich das Aus. Das 1830 entstandene Haus war baufällig und nicht zu retten. Der Jüdische Salon mit dem Café Leonar musste ausziehen.

Doch dieses Aus war Inhaberin Sonia Simmenauer nur Anlass, noch mehr Energie in ihr Lieblingsprojekt zu stecken: einen jüdischen Salon in Hamburg mit Café. Simmenauer hat es geschafft. Am Montag konnte sie mit ihrem Team und mehr als 200 Gästen, darunter Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler, die Wiedereröffnung des Jüdischen Salons im neu erbauten Haus am Grindel 59 in Hamburg feiern.

Team »Jetzt wurde ein Haus extra für unseren Jüdischen Salon gestaltet, das hat mich sehr gerührt«, sagte Simmenauer. Die Musik-Agentin wurde an ihrem neuen Wohnort Berlin bereits gefragt, ob sie das Hamburger Erfolgsmodell »Jüdischer Salon« nicht auch in der Hauptstadt umsetzen wolle. »Mit dem Salon bleibe ich Hamburg treu«, verspricht Simmenauer und dankte vor allem ihrem Team: »Ich tue nichts, mein Team bringt alles.«

»Der Grindel war vor dem deutschen Kulturbruch Hamburgs Herzstück jüdischen Lebens, und jüdisches Leben gehört hierher«, sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler. Sie lobte Simmenauers Idee und Umsetzung des Salons: »Sie hat den Jüdischen Salon zu einer unverwechselbaren Größe mit internationalem Renommee in Hamburg entwickelt.« Mit ihrem Sohn Arnold habe Sonia Simmenauer das Café Leonar mit dem Jüdischen Salon nur wenige Häuser weiter am Leben erhalten und aus einem vorher wenig besuchten Lokal einen kulturellen Treffpunkt für jüdische Themen gemacht, so Kisseler.

Bibliothek Das neue Haus am alten Ort hat der Hamburger Architekt Andreas Heller entworfen und gebaut. Behutsam und doch als Solitär passt sich die Fassade in die Gründerzeitarchitektur ein. Heller hat die Innenarchitektur des alten Cafés mit modernen Elementen aufgewertet. Der Jüdische Salon liegt hinter dem Café. Von dem fast quadratischen Raum mit der kleinen Bibliothek blickt man in den Garten zur ehemaligen Druckerei im alten Hinterhaus.

Es ist ein Haus mit langer jüdischer Tradition, denn um 1900 befand sich dort die Höhere Töchterschule. 40 Prozent der Schülerinnen waren jüdisch. Ein historisches Geländer der Schule wurde in den Neubau integriert. Zudem blieb eine Wand im Jüdischen Salon unverputzt – als Symbol für den zerstörten Tempel in Jerusalem und dafür, dass der Mensch stets auf Wanderschaft ist.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  22.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025