In Rostock gab es Theatralisches, in Rottweil Gebackenes, und in Osnabrück fertigten Gemeindemitglieder Kerzen für die Hawdala – drei Städte, die symbolisch für den Tag der guten Taten, den Mitzvah Day, stehen. Drei von insgesamt 150 sozialen Initiativen, die das gesellschaftliche Miteinander unter dem Motto »Ein Licht für die Welt« am vergangenen Sonntag wieder ein wenig gestärkt haben.
»Der Mitzvah Day zeigt, wie stark das ehrenamtliche Engagement der Menschen in unseren Gemeinden ist«, sagt Marat Schlafstein.
In mehr als 50 Städten kamen Freiwillige zusammen, lasen Seniorinnen und Senioren vor, sammelten herumliegenden Müll von Parkwiesen oder unterstützten hilfsbedürftige Menschen.
1000 Plätzchen verzieren, verpacken und verteilen
So wie in München. Dort kamen rund 20 Helferinnen und Helfer der Liberalen Gemeinde Beth Shalom zusammen, um 1000 Plätzchen zu verzieren, zu verpacken und sie anschließend in zwei Wohnheimen für obdachlose Frauen und Männer zu verteilen. Außerdem halfen die Freiwilligen den Münchener Tafeln, so wie das Team des Zentralrats der Juden einige Tage zuvor bei der Berliner Tafel.
An dieser Aktion hatte sich auch Zentralratspräsident Josef Schuster beteiligt. »Mit dem Mitzvah Day setzen wir in jedem Jahr das Zeichen: Jeder Einzelne kann etwas bewegen. Jeder Einzelne hat es in der Hand, die Welt ein kleines Stück besser zu machen«, betonte Schuster. »Gerade in Zeiten abnehmenden gesellschaftlichen Engagements wird jeder Einsatz umso bedeutender. Ich danke deshalb allen, die sich im ganzen Land eingebracht haben.«
Keine gute Tat ist zu klein am Mitzvah Day, der viele Gemeinden und Sonntagsschulen in ein frisches Apfelgrün färbt.
Keine gute Tat ist zu klein am Mitzvah Day, der viele Gemeinden und Sonntagsschulen in ein frisches Apfelgrün färbt: grüne T-Shirts, grüne Ballons, grüne Wimpel. Die Teams sind schon von Weitem zu erkennen, wenn sie zum Beispiel im Freien kochen oder zugewachsene Grabsteine wieder sichtbar machen.
Wie beispielsweise das Mitzvah-Day-Team der Jüdischen Gemeinde Flensburg, das unter dem Motto »Gummistiefel« das Eingangstor und den Gedenkstein für die Opfer der Schoa auf dem Jüdischen Friedhof putzte. Die Helferinnen und Helfer sammelten abgefallenes Laub, Büsche wurden in Form geschnitten.
»Der Mitzvah Day zeigt«, betont Marat Schlafstein, Leiter für Programme und Veranstaltungen und Jugendreferent beim Zentralrat, »wie stark das ehrenamtliche Engagement der Menschen in unseren Gemeinden ist.« Viele von ihnen engagierten sich nicht nur in ihren Gemeinden, sondern auch in Projekten und Initiativen für die gesamte Gesellschaft, in ganz unterschiedlichen Bereichen. »Ohne dieses anhaltende, vielfältige Ehrenamt und den Mizwot dieser Menschen gäbe es vieles nicht, was unser jüdisches Leben und unser Miteinander heute trägt.«
Bei den Kindern der Chabad Hebrew School in Hannover hing am Mitzvah Day schon ein Hauch von Chanukka in der Luft. Mit ihren Latkes erfreuten die Schülerinnen und Schüler nicht nur die eigenen Eltern.
Theater, Putzen, Backen und Basteln
Überhaupt ging es in vielen Gemeinden süß und lecker zu. Mit selbst gebackenen Kuchen, Cookies und Tartes wurde der kalte Tag auch gemütlich. Wer sich übrigens darüber informieren wollte, was in einem Theater so passiert, der konnte das in Rostock tun, denn dort hatten die 30 Engagierten einen Workshop für Kinder organisiert, der ihnen die unterschiedlichen Spielformen eines Puppentheaters näherbrachte und erklärte, was man eigentlich unter einem Schattentheater versteht.
Ob nun Theater, Putzen, Backen oder Basteln. Am Tag der guten Taten schenken Menschen alljährlich anderen Menschen Zeit, um die Welt ein klein wenig besser zu machen – etwas Schöneres kann es doch kaum geben.