Potsdam

»Grenzen der Belastbarkeit«

Ankündigung: Gebaut wird, doch wer die neue Synagoge nutzt, ist längst noch nicht geklärt. Foto: Goetz Schleser

Im Dauerstreit um den Neubau der Potsdamer Synagoge hat Horst Mentrup jetzt das Handtuch geworfen. Der Vorsitzende des Bauvereins Neue Synagoge Potsdam will im Februar sein Amt nach dreijähriger Arbeit abgeben und nicht wieder kandidieren.

Als sein Nachfolger gilt der Potsdamer Anwalt und Kommunalpolitiker Peter Schüler. Er lebt seit 1983 in der Stadt an der Havel, ist jüdischer Abstammung, gehört aber keiner der nunmehr drei in Potsdam existierenden jüdischen Gemeinden an. Gerade dies könnte Schüler für eine stärkere Vermittlerposition prädestinieren, als sie die bisherigen Vorsitzenden hatten.

verstecktes Spiel Dabei zieht der scheidende Mentrup, ehemaliger Staatssekretär des Brandenburgischen Finanzministeriums, eine durchaus positive Bilanz. In einem Brief an die Vereinsmitglieder betont Mentrup, dass »der derzeit um die Synagoge laufende Streit wenig mit Religion und Architektur, dafür umso mehr mit Positionen hinter den Kulissen zu tun« habe. Und im Klartext: »Die Grenzen der Belastbarkeit in einer freiwilligen Aufgabe sind für mich inzwischen – nicht nur zeitlich – deutlich überschritten.« Mentrups Verzicht auf den Vereinsvorsitz bedauern jüdische Gemeinde und Politiker gleichermaßen.

»Das Erreichte hat viel mit seiner Person und seinem Einsatz zu tun, aber wir müssen seinen Wunsch respektieren, nun nicht mehr in der allerersten Reihe zu stehen«, sagt Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Schulze Eggert. Seit Ende 2009 waren sowohl der Bauverein wie auch die Einheitsgemeinde in Potsdams Innenstadt massiver, zeitweise auch polemischer Kritik der Betergemeinschaft »Minjan Potsdam« um den israelischen Musiker Ud Joffe und den vormaligen Gemeinderabbiner Nachum Presman ausgesetzt. Ihr Hauptwurf: Die Innengestaltung der geplanten Synagoge entspräche – obwohl von mehreren orthodoxen Rabbinern unabhängig voneinander geprüft – nicht den halachischen Standards.

Kampagne Im vergangenen Jahr gründeten Joffe und Presman schließlich eine eigene »Synagogengemeinde Potsdam e.V.«. Die Kampagne gegen das Synagogenprojekt der Einheitsgemeinde, die zum Landesverband der Jüdischen Gemeinden Brandenburg gehört, setzten sie unvermindert fort.

Der designierte Bauvereinsvorsitzende Schüler, der bisher Schatzmeister des Synagogen-Bauvereins war, zählt zu den Verfechtern eines späteren Stiftungsmodells für die Potsdamer Synagoge. »Wir können nicht allen drei Gemeinden ein eigenes Gotteshaus bauen«, schätzt Schüler die Lage nüchtern ein. »Aber nach Bauabschluss könnte eine Stiftung, in der Land, Kommune und Bauverein zusammenarbeiten, die Synagoge betreiben und somit allen jüdischen Gruppierungen eine Nutzung ermöglichen.«

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Beschuldigter bittet um Entschuldigung

Am 5. April 2024 war ein Brandsatz gegen die massive Tür des jüdischen Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen worden

 11.06.2025