Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, fordert im interreligiösen Dialog stärkeren Einsatz gegen Antisemitismus. »Wir haben viel erreicht im interreligiösen Dialog. Wir Juden haben Freunde und Verbündete, auch und gerade in den Kirchen«, sagte Schuster am Montagabend in Augsburg. »Aber der Nahostkonflikt hat auch manchen Graben aufgerissen«, fügte Schuster hinzu. »Wenn unsere Dialogpartner die Grundlagen jüdischer Sicherheit und Existenz in Frage stellen - und dazu gehört nun mal der Staat Israel -, dann ist der Dialog schwierig, wenn nicht unmöglich.«
Er erwarte eine unmissverständliche Haltung gegen Antisemitismus, so Schuster. Wer Israel dämonisiere, könne nicht glaubwürdig gegen Antisemitismus einstehen.
Schuster erhielt am Montagabend im Kurhaus Göggingen den mit 12.500 Euro dotierten Preis Augsburger Friedensfest 2025. Stadt und Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern würdigen damit nach eigenen Angaben seinen Einsatz für Verständigung, Toleranz und den Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus.
Ruf nach Distanzierung
Schuster ergänzte, Frieden sei die Präsenz von Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und gegenseitigem Respekt. »Gerade im interreligiösen Dialog müssen die Beteiligten sich deswegen klar von jenen distanzieren, die den Frieden untergraben. Das geschieht auch. Aber es muss noch mehr ins Bewusstsein aller dringen.« Zuvor hatte Schuster etwa darauf verwiesen, dass neulich in Hamburg ein Pfarrer Israel »Vernichtungswillen« unterstellt habe.
Außerdem kritisierte Schuster Zohran Mamdani, den New Yorker Bürgermeister in spe. In der Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde außerhalb Israels habe man einen Mann gewählt, der Israel die Legitimität abspreche. Bei solchen Leuten sei »Hopfen und Malz verloren«.
Als Laudator sagte der frühere Bundestagspräsident und Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert (CDU), Schuster sei ein Friedensstifter und seit vielen Jahren die vernehmbare und verlässliche Stimme der Jüdinnen und Juden in Deutschland. »Aber er ist darüber hinaus eine unerlässliche Stimme für den interreligiösen Dialog und für das gesellschaftliche Zusammenleben.« Lammert beklagte: »Es gibt nicht nur Antisemitismus, er wird immer offener zur Schau gestellt.« Und weiter: »Die Frage, wie ernst wir das ‚Nie wieder‘ meinen, muss die Gesellschaft beantworten.
«Einzigartiger Feiertag
Das Hohe Friedensfest wird in Augsburg am 8. August begangen. Diesen Sommer jährte es sich zum 375. Mal. Das Augsburger Friedensfest ist der einzige gesetzliche Feiertag in Deutschland, der nur in einer Stadt gilt. Es kam auf, nachdem die Protestanten nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) das Recht zur Religionsausübung und ihre Kirchen wiedererlangt hatten.
Der Augsburger Friedenspreis wird seit 1985 vergeben. Der Preis zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich um ein tolerantes und friedvolles Miteinander der Kulturen und Religionen verdient gemacht haben. 2023 ging er an die ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf.