Sport

»Gesund zu bleiben, ist eine religiöse Pflicht«

Immer unterwegs: Rabbiner Shlomo Afanasev Foto: Gregor Zielke

Rabbiner Shlomo Afanasev, Sie bieten am Gemeindetag wieder ein Marathontraining an. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Eigentlich eher aus einer Notwendigkeit heraus. Ich hatte vor ein paar Jahren zu der Veranstalterin beim Zentralrat gesagt: Ich kann am Sonntagfrüh leider kein Programm machen, ich muss doch mein Marathontraining absolvieren. Und sie sagte: Na, dann bieten Sie das doch einfach als gemeinsame Aktivität an. Es kamen gleich zehn Leute, obwohl wir sonntags richtig früh loslegen und am Samstagabend beim Gemeindetag ja immer lange gefeiert und auch gut gegessen wird. Das hat mich beeindruckt. Dann habe ich gesagt, wir machen das beim nächsten Mal gleich nochmal. Jetzt ist es schon eine kleine Tradition.

Inzwischen haben Sie das Training schon dreimal angeboten. Wer kommt denn da normalerweise?
Tatsächlich mehr Frauen als Männer. Inzwischen haben wir ein paar Stammläuferinnen, die jedes Jahr dabei sind. Und beim letzten Mal waren sogar ein paar Teenager mit von der Partie. Aber die meisten sind doch schon eher über 30, eben die, die schon um sieben Uhr morgens Lust haben, loszurennen. Dann geht es eine Runde durch den Tiergarten, ungefähr fünf Kilometer, und dann zurück zum Hotel. Für alle, die noch mehr wollen, machen wir dann noch eine zweite Runde, also insgesamt zehn Kilometer. Das ist dann schon ein Viertelmarathon!

Sie sind orthodoxer Rabbiner, seit einem Jahr auch Gemeinderabbiner von Hannover. Wann kommen Sie eigentlich noch dazu, Marathon zu laufen?
Es ist sehr wichtig, neben der geistigen Arbeit auch den Körper in Bewegung zu halten und gesund zu bleiben, das ist sogar eine religiöse Pflicht. Das sage ich auch meinen Gemeindemitgliedern und meinen Kindern. Natürlich muss nicht jeder gleich einen Marathon rennen, das ist vielleicht gar nicht so gesund. Man muss aufpassen, dass einen das Ego da nicht zu sehr pusht. Aber ein bisschen Laufen, dazu braucht man nur ein Paar Schuhe, vielleicht eine Flasche Wasser, und schon kann es losgehen. Auch ich habe so angefangen. Ich habe damals viel im Rabbinerseminar gesessen, ich war jahrelang Dozent für Halacha. Da sitzt man einfach viel, und dann gibt es am Schabbat und an den Feiertagen natürlich auch immer viel und gut zu essen. Da musste ich schon darauf achten, kein Übergewicht zu bekommen. Ich wollte nur ein bisschen abnehmen, aber dann hat mich der Ehrgeiz gepackt.

Sie haben 2014 mit dem Laufen angefangen, 2018 schafften Sie die 42,195 Kilometer des Berliner Marathons in gut drei Stunden. Wann brechen Sie Ihre nächsten Rekorde?
Gerade bin ich leider noch wegen eines Skiunfalls etwas eingeschränkt, aber ich versuche, weiter in Bewegung zu bleiben. Deswegen freue ich mich auch auf Sonntag und hoffe, dass alle trotz Schnee und Kälte Lust haben, mit mir zu trainieren. Es wird ein großer Spaß, versprochen!

Mit dem Gemeinderabbiner von Hannover sprach Mascha Malburg.

Porträt der Woche

Familie, Glaube, Neubeginn

Edouard Joukov stammt aus Russland und fand seinen Platz in der Ulmer Gemeinde

von Brigitte Jähnigen  28.11.2025

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  28.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025