Justiz

Gemeindechef von Halle bat Polizei vergeblich um Unterstützung

Gemeindechef Max Privorozki Foto: dpa

Justiz

Gemeindechef von Halle bat Polizei vergeblich um Unterstützung

Max Privorozki ist als Zeuge zum antisemitischen Attentat auf die Synagoge der Stadt befragt worden

 08.09.2020 16:23 Uhr

Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, ist am Dienstag als Zeuge zum Attentat auf die Synagoge der Stadt befragt worden. »Kontakt zur Polizei gab es immer«, sagte Privorozki in dem Prozess vor dem Oberlandesgericht Naumburg, der in Magdeburg stattfindet. Es habe bis zum Anschlag am 9. Oktober 2019 ein bis zwei Mal im Jahr Kontakt zu einem Ansprechpartner bei der Polizei gegeben.

Das Sicherheitskonzept sei von der Polizei erstellt und dort auch die Lage eingeschätzt worden: »Wir wurden dann nur benachrichtigt.« Die Gemeinde habe daher ein eigenes Sicherheitskonzept erstellt. Nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz 2016 habe er vergeblich um weitere Unterstützung bei der Polizei gebeten, so Privorozki.

Die Polizei sei bis zum Attentat für Kontrollen unregelmäßig an der Synagoge vorbeigefahren. Ein Polizeiwagen habe auch an Jom Kippur nicht vor der Synagoge gestanden. Die Türen zum Synagogen-Gelände seien geschlossen gewesen, wie immer während der Gottesdienste, sagte der 57-Jährige.

Über den Monitor der Überwachungskamera habe er gesehen, wie der Attentäter eine Frau erschossen habe: »Ich werde das nie vergessen.« Er habe dann den Notruf gewählt und auch umgehend den Zentralrat der Juden informiert, der andere Gemeinden warnen sollte.

Privorozki sagte, das Schlimmste sei, dass zwei Menschen ihr Leben verloren haben. Als Nebenkläger wolle er verstehen, wie ein Mensch von einem Antisemiten zum Mörder geworden sei und welche Rolle die Eltern spielten. Er könne nicht verstehen, dass Mutter und Vater nicht gewusst haben wollen, dass der Sohn »diese Operation« vorbereitete.

Bei dem Anschlag hatte Stephan B. vergeblich versucht, in die Synagoge einzudringen. Anschließend erschoss er zwei Menschen und verletzte weitere. Die Bundesanwaltschaft hat ihn wegen Mordes in zwei Fällen, versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiteren Straftaten angeklagt. epd

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025