Berlin

Gemeinde wählt am Sonntag

Der amtierende Gemeindevorsitzende Gideon Joffe von Koach (deutsch: Stärke) und der Rechtsanwalt und Publizist Sergey Lagodinsky von Emet (deutsch: Wahrheit) (v.l.) Foto: PR/Gregor Zielke

In Deutschlands größter Jüdischer Gemeinde in Berlin wird am Sonntag eine neue Repräsentantenversammlung gewählt. Um die 21 Sitze im Parlament der etwa 10.000 Mitgliedern zählenden Gemeinde bewerben sich 40 Kandidaten.

Dabei stehen sich im Wesentlichen zwei Bündnisse gegenüber: Das Wahlbündnis Koach (deutsch: Stärke) des amtierenden Gemeindevorsitzenden Gideon Joffe tritt mit 21 Frauen und Männern an. Die oppositionelle Liste Emet (deutsch: Wahrheit) unter Führung des Rechtsanwaltes und Publizisten Sergey Lagodinsky bietet 17 Kandidaten auf. Dazu kommen zwei Einzelkandidaten.

präsentation Die Fronten in der Gemeinde gelten als verhärtet. Das wurde auch bei der offiziellen Vorstellungsrunde der Kandidaten am Mittwoch im Gemeindehaus deutlich. Während die einen das »sichere Fahrwasser« lobten (Koach-Kandidat Eduard Datel), in das der amtierende Gemeindevorstand die Gemeinde dank gesicherter Finanzierung geführt habe, beklagten andere, darunter Emet-Kandidat Nathan Del, die »tiefen Gräben« in der Gemeinde, die es zu überwinden gelte. »Man kann verschiedener Meinung sein, aber wir müssen miteinander reden«, appellierte Del, der erstmals nicht als Einzelkandidat, sondern mit dem oppositionellen Wahlbündnis Emet antritt, eindringlich.

Die Opposition wirft Joffe »Intransparenz« und »diktatorisches Gebaren« vor. Ihr Spitzenkandidat Sergey Lagodinsky fordert mehr demokratische Strukturen für die Gemeinde-Institutionen. Er warnt zudem vor einer Spaltung der Einheitsgemeinde.

»Wir müssen uns als Gemeinde gegen Antisemitismus und Diskriminierung von Israel stellen«, sagte Lagodinsky am Mittwoch. Um als Gemeinde zu überleben, seien dafür vor allem zwei Dinge wichtig: »Stolz auf die Gemeinde und Exzellenz an ihrer Spitze und in ihren Institutionen wie Schulen und Altersheimen«.

Vor allem Vertreter des etablierten West-Berliner Judentums drohen mit Austritt oder haben die Gemeinde bereits verlassen. Eine vor zwei Jahren gestartete Neuwahl-Initiative wurde in einem umstrittenen Verfahren durch das Präsidium der Repräsentantenversammlung ausgebremst. Beide Seiten warfen sich daraufhin Manipulationen vor.

transparenz Gideon Joffe selbst zieht eine positive Bilanz seiner Amtszeit und verweist auf die bisherigen Erfolge. Er sagte, er könne keinerlei Spaltungstendenzen erkennen. Er habe dort mehr Transparenz geschaffen, wo bislang einige wenige durch gute Kontakte von Dienstleistungen der Gemeinde wie Kita- und Schulplatz oder Seniorenwohnungen profitiert haben.

Zu seinem größten Erfolg zählt er, die Gemeinde vor der drohenden Pleite gerettet zu haben. Tatsächlich erstritt der Gemeindevorstand in einem Gerichtsverfahren gegen den Berliner Senat höhere Zuwendungen von zwei Millionen Euro jährlich. Joffe dankte den Kandidaten seines Wahlbündnisses für ihre Motivation. Er sagte, er sei davon überzeugt, gemeinsam werde man »den positiven Reformkurs gehen können als Mannschaft«.

Vor vier Jahren bekam Joffe viele Stimmen von russischen Zuwanderern, darunter vielen älteren Gemeindemitgliedern. Emet setzt bei der Wahl am 20. Dezember besonders auf die Verdrossenen und die Jugend. Die Wahlbeteiligung vor vier Jahren lag allerdings bei mageren 27 Prozent. epd/ja

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Neuer Staatsvertrag für jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt

Das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt soll bewahrt und gefördert werden. Dazu haben das Land und die jüdischen Gemeinden den Staatsvertrag von 2006 neu gefasst

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025