Gegen zwei Neonazi-Aufmärsche zum 31. Todestag des NS-Kriegsverbrechers Rudolf Heß sind für Samstag in Berlin umfangreiche Proteste geplant. Die Vorsitzende des Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus, Lala Süsskind, rief am Freitag zur Teilnahme an einer von ihr mit organisierten Kundgebung gegen die Neonazi-Veranstaltung auf.
»Ich will es nicht erdulden, dass diese schrecklichen Menschen hier marschieren«, sagte Süsskind. »Wir müssen alle für die Demokratie kämpfen! Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen in Spandau Gesicht zeigen werden.« Die Kundgebung wurde vom Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin ins Leben gerufen, zu dem rund zwei Dutzend Organisationen gehören.
teilnahme Bereits am Donnerstag riefen auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (beide SPD) zur Teilnahme an den Protesten auf. Es sei wichtig, für eine »Gesellschaft ohne Hass und Hetze Gesicht« zu zeigen, betonte Giffey, die früher Bürgermeisterin von Berlin-Neukölln war. »Berlin ist eine freie, tolerante und weltoffene Metropole«, erklärte Müller: »Wir werden keinen Angriff gegenüber Andersdenkenden, Andersgläubigen und Anderslebenden dulden.«
Zu den mehr als zehn Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in verschiedenen Stadtteilen seien insgesamt mehr als 5000 Teilnehmer angemeldet, teilte eine Polizeisprecherin mit. Zu den Neonazi-Aufmärschen in Spandau und zum Bahnhof Lichtenberg werden demnach jeweils 500 Anhänger der rechten Szene erwartet.
Nach Polizeiangaben sind allein im Bezirk Spandau sieben Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus angemeldet. Dort nahm sich Rudolf Heß am 17. August 1987 im alliierten Kriegsverbrechergefängnis mit 93 Jahren das Leben. Das im damaligen britischen Sektor West-Berlins gelegene Gefängnis wurde danach abgerissen. Damit sollte verhindert werden, dass die Haftanstalt zu einem Anziehungsort für Neonazis wird. epd/ja