Interview

Fünf Minuten mit …

Keine Angst vor großen Herausforderungen: Rabbiner Konstantin Pal Foto: Tobias Barniske

Interview

Fünf Minuten mit …

Rabbiner Konstantin Pal über seinen Berufsstart in den Thüringer Gemeinden

von Olaf Glöckner  08.11.2010 14:26 Uhr

Herr Pal, Glückwunsch zur Ordination! Sie werden Rabbiner in Thüringen. Haben Sie keine Angst vor dem »fernen Osten«?
Nein, kein bisschen. Meine Ausbildung zum Rabbiner erfolgte ja selbst im Osten, am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam. Studienbegleitende Praktika haben mich – neben den Westgemeinden Bad Segeberg, Pinneberg und Göttingen – auch nach Rostock, Schwerin und schließlich nach Erfurt geführt. Und hier in Thüringen arbeite ich schon seit Anfang Oktober.

Die von Ihnen zu betreuenden Gemeinden in Erfurt, Jena und Nordhausen haben etwa 800 Mitglieder. Sie haben keinen Vorgänger, beginnen Sie bei null?
Der Ausdruck »Stunde null« ist unzutreffend, denn in Thüringen bewegen sich die Dinge schon lange. Die Erfurter Gemeinde hat beispielsweise ein Jugendzentrum, eine wunderbare Synagoge und einen Chor. Freitags kommt in allen drei Gemeinden ein Minjan zustande, jetzt versuchen wir dasselbe auch für den Samstag. In allen drei Orten werde ich regelmäßig Religionsunterricht anbieten, und gemeinsam werden wir versuchen, auch kulturell einiges aufzubauen. Es gibt also viele Anknüpfungspunkte und zum Glück sehr aufgeschlossene und kreative Leute vor Ort.

Ist die Jüdische Landesgemeinde Thüringen – einmal abgesehen von ihrem Vorsitzenden Wolfgang Nossen – eine komplett russischsprachige?
Auch das wäre eine unzulässige Vereinfachung. Sicher, die ganz überwiegende Zahl der Mitglieder kommt aus der früheren Sowjetunion. Daneben gibt es aber einzelne Personen, die noch vor dem Krieg in Deutschland geboren wurden und die Schoa überlebt haben. Daneben haben wir ein paar einheimische Familien, welche noch zu DDR-Zeiten zum Judentum konvertiert sind. In sehr kleiner Zahl sind schließlich auch Israelis in Thüringen anzutreffen.

Sie selbst sind in Moskau geboren und sprechen Russisch. Ist das ein Vorteil?
Ja, das stimmt. Mit meinen russischen Sprachkenntnissen habe ich es vielleicht einfacher. Und manche Gemeindemitglieder, die Probleme mit der deutschen Sprache haben, kann ich so besser erreichen. Nicht nur in allgemeinen Angelegenheiten, sondern auch, wenn es um persönliche Befindlichkeiten geht.

Haben Sie bei Ihrem Berufsstart persönliche Vorbilder vor Augen?
Ich bewundere den Rambam für seine Rationalität, Martin Buber für seine Spiritualität und meine Lehrer, die Rabbiner Tuvia Ben-Chorin und Edward van Voolen für ihre Menschlichkeit.

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Beschuldigter bittet um Entschuldigung

Am 5. April 2024 war ein Brandsatz gegen die massive Tür des jüdischen Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen worden

 11.06.2025