Interview

Fünf Minuten mit ...

Michael Yedovitzky Foto: Maria Kusmierz

Interview

Fünf Minuten mit ...

Michael Yedovitzky über die Jewish Agency und ihre Aktivitäten in Deutschland

von Detlef David Kauschke  30.12.2013 14:17 Uhr

Herr Yedovitzky, wie sieht die Bilanz 2013 der Jewish Agency in Deutschland aus?
Wir haben ein sehr erfolgreiches Jahr hinter uns, mit vielen neuen Programmen. Dazu zählt Nevatim, mit dem wir Initiativen und Ideen junger jüdischer Erwachsener fördern. Auch Morim möchte ich erwähnen, ein Förderprogramm für jüdische Jugendbildung, bei dem Gemeinden und jüdische Organisationen die Themen ihrer schulischen Bildung ausbauen und erweitern können. Wir haben mit unseren Angeboten mehrere Tausend junge Menschen erreicht, allein an unserer PT-Convention, einem Treffen in Warschau im November, haben rund 300 junge Erwachsene aus Deutschland teilgenommen. Auch unsere Programme in Israel sind stark nachgefragt: Masa, Taglit, Onward, Wahl.

Wie steht es mit der Alija?
Etwa 120 Menschen sind 2013 von Deutschland nach Israel gegangen, haben Alija gemacht. Die Zahlen sind im Vergleich zu den vergangenen Jahren mehr oder weniger unverändert. Es ist nicht so wie in Frankreich oder anderen europäischen Ländern, wo es einen erheblichen Anstieg gab.

Wie erklären Sie sich das?
Ich denke, dass wir derzeit in der Bundesrepublik eine andere Situation erleben als in manchen europäischen Nachbarländern. Gott sei Dank. Ich weiß nicht, was morgen sein wird. Junge Juden in Deutschland leben heute in einer Welt, die ihnen viele Möglichkeiten gibt. Sie suchen hier nach Sinn und Bedeutung im Leben. Wir sind dazu da, ihnen die jüdische Option aufzuzeigen, die eine unglaublich große Bedeutung hat. Man muss dies nur entdecken, dabei wollen wir helfen. Dazu sind wir da.

Haben sich die Aufgaben der Jewish Agency verändert?
Einst war die Förderung der Alija unser Hauptziel. Inzwischen sind unsere Aufgaben vielfältiger. Selbstverständlich sind wir froh über jeden Einzelnen, der Alija macht. Wir denken auch, dass unsere Bemühungen zumindest einen Teil von ihnen dazu gebracht hat, über eine Zukunft in Israel nachzudenken. Aber unsere Aktivitäten konzentrieren sich nun mehr darauf, die jüdische Identität der jungen Menschen zu stärken. Einen Teil von ihnen wird das veranlassen, irgendwann einmal Alija zu machen. Andere werden in ihrer Gemeinde oder den zahlreichen jüdischen Organisationen aktiv. Es gibt auch jene, die keine Alija machen und sich auch nicht in einer Gemeinde engagieren wollen, aber die vielleicht bei einer unserer Veranstaltungen ihren Partner kennengelernt haben, und die dann eine jüdische Familie gründen, ihre Kinder in jüdischer Tradition erziehen – auch das ist uns willkommen.

Die Jewish Agency engagiert sich also für die Stärkung der jüdischen Zukunft in Deutschland?
Wir sehen unsere Aufgabe vorrangig darin, die jüdische Identität zu stärken. Das Ergebnis ist eine stärkere Bindung zur Gemeinde und dem lokalen jüdischen Leben. Dieses Ziel drückt sich vor allem in der Kooperation mit vielen Gemeinden und Organisationen aus. Dass die Stärkung der jüdischen Identität einen Menschen dazu veranlassen kann, nach Israel zu gehen, ist Realität. Aber ohne eine Stärkung der jüdischen Identität gäbe es eben auch keine Stärkung der Gemeinden. Wir sind Partner der Gemeinden. Ohne sie könnten wir auch im neuen Jahr unsere gemeinsamen Aufgaben nicht bewältigen.

Mit dem Direktor der Abteilung für Deutschland und Zentraleuropa der Jewish Agency sprach Detlef David Kauschke.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  22.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025