Interview

Fünf Minuten mit

Ido Porat Foto: Birgit Maurer

Interview

Fünf Minuten mit

Ido Porat über die Neugründung der sozialistischen Jugendbewegung Hashomer Hatzair

von Katrin Richter  31.07.2012 11:49 Uhr

Herr Porat, nach 73 Jahren wird am heutigen Donnerstag die Jugendbewegung Hashomer Hatzair in Berlin wiedergegründet. Welche Ziele haben Sie?
Wir möchten jungen Juden ein alternatives jüdisches Leben bieten. Das heißt, wir orientieren uns an den jüdischen Feiertagen, treffen uns an den Wochenenden. Wir machen viele Aktionen und möchten zwischen den Juden, die hier und nicht in Israel leben, eine Verbindung herstellen.

In dieser Richtung gibt es gerade in Berlin viele Angebote. Worin unterscheidet sich Hashomer Hatzair von den anderen?
Wir sind eine sozialistische Bewegung. Darin haben wir unsere Wurzeln, und das macht uns aus. Auch unser Bezug zur Religion ist ein wenig anders als zum Beispiel der von Chabad Lubawitsch oder der Jüdischen Gemeinde.

Inwiefern?
Wir stehen der Kibbuz-Bewegung sehr nahe. Festtage wie Sukkot oder Pessach werden bei uns auf sehr ländliche Art gefeiert. Beim großen Seder an Pessach zum Beispiel sitzen alle zusammen. Auch bei anderen Gelegenheiten feiern Frauen und Männer gemeinsam. Generell richten wir uns an Menschen, die das Judentum eher etwas allgemeiner sehen.

Warum haben Sie den Verband gerade zu diesem Zeitpunkt neu gegeründet?
Eigentlich war immer klar, dass es Hashomer Hatzair nach dem Verbot durch die Nazis wieder geben sollte. In den vergangenen Jahren haben wir viel mit der »Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken« zusammengearbeitet. Auch mit dem Willy Brandt Center in Jerusalem stehen wir in engem Kontakt. Heute, anders als vor 20 Jahren, leben viel mehr Israelis und Juden in Deutschland. Wir haben diesen Trend verfolgt und auch gehört, dass sich junge Leute, die uns schon aus anderen Städten kannten, erkundigt haben, ob es Hashomer Hatzair auch in Deutschland geben würde. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen.

Wie gestaltet sich denn die Zusammenarbeit mit der Sozialistischen Jugend, den Falken?
Es gibt einen regen Ideenaustausch und wir organisieren Camps zusammen. Einer der Grundsätze von Hashomer Hatzair ist, dass die Bewegung sozialistisch ist. Wie modern ist Sozialismus heute? Er ist sehr angesagt und wichtig. Es gibt eine starke Verbindung zwischen Judentum und Sozialismus. Allein die Frage der Arbeitszeiten. Außerdem haben wir noch immer einen intensiven Kontakt mit der Kibbuzbewegung, auch wenn sich in den vergangenen Jahren in deren Struktur eine Menge verändert hat. Unsere Ideale und Ideen wie Gerechtigkeit für alle, Gleichheit aller Menschen und dass sich Arbeit für alle lohnen muss, sind geblieben. Aber wir reagieren als Bewegung natürlich auch auf die neuen Zeiten.

Mit dem Vorsitzenden von Hashomer Hatzair in Deutschland sprach Katrin Richter.

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025

Solidarität

»Israel kann auf uns zählen«

Wie die Israelitische Kultusgemeinde München mit Spenden den Menschen vor Ort konkret helfen will

von Vivian Rosen  13.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025