Hilfsprogramm

Fünf Minuten mit…

Daniel Alter über SchazMaz und die Möglichkeit, sich Rabbiner auszuleihen

von Heide Sobotka  20.09.2010 18:50 Uhr

Koordiniert das SchazMaz-Programm der Allgemeinen Rabbinerkonferenz: Rabbiner Daniel Alter Foto: Nikolai Wolff / Fotoetage

Daniel Alter über SchazMaz und die Möglichkeit, sich Rabbiner auszuleihen

von Heide Sobotka  20.09.2010 18:50 Uhr

Herr Rabbiner Alter, viele kleinere Gemeinden haben keinen Rabbiner. Wie kann man ihnen helfen?
Das SchazMaz-Programm – was man mit Vorbeter/Lehrer interpretieren kann – der Allgemeinen Rabbinerkonferenz leiht Rabbiner, Kantoren und Vorbeter an die Gemeinden aus, die bei uns anfragen.

Was kostet es die Gemeinden?
Die Gemeinden zahlen nur einen Anteil, etwa 200 Euro Honorar für den Rabbiner, für Kantoren und Vorbeter ist der Anteil geringer. Hinzu kommen Anfahrt und Unterkunft. Damit sind die Schabbatgottesdienste sowie ein Workshop honoriert.

Was macht eine Gemeinde, die gar kein Geld hat?
Auch da können wir helfen. Wir prüfen, wie es um die Finanzen der Gemeinden bestellt ist und wie ehrlich sie den Kultus pflegen. Sollte eine Gemeinde nicht in der Lage sein, das Honorar bezahlen zu können, so übernehmen wir das aus unserem Budget.

Wie errechnet sich Ihr Budget?
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat uns für dieses Programm eine Summe zur Verfügung gestellt. Der Rest sollte sich aus dem Gemeindeanteil ergeben. Abgerechnet wird alles über den Zentralrat, koordiniert durch uns.

Zu welchen Anlässen werden Rabbiner, Vorbeter nachgefragt?
Zur Zeit sind es natürlich Anfragen vor allem zu den Feiertagen. Wir helfen dort aus, wo es beispielsweise überhaupt keine Rabbiner gibt, oder der zuständige Rabbiner durch Krankheit oder Urlaub verhindert ist, oder es besondere Anlässe gibt, wie Hochzeiten, Barmizwa, Beerdigungen.

Wie kontaktiert man Sie?
Ich bin sozusagen Koordinator und Schaltstelle zwischen den Rabbinern, Kantoren, Vorbetern auf der einen Seite und den an-
fragenden Gemeinden auf der anderen Seite. Im Ideal ruft oder mailt die Gemeinde mich an (schazmaz@gmx.de, Telefon 030/22 410 252) und sagt, wir hätten gern einen Rabbiner für Simchat Tora. Dann erfrage ich, ob sie einen liberalen, traditionellen oder konservativen Gottesdienst bevorzugen und schaue, wer zur Verfügung steht.

Können Sie so kurzfristig reagieren?
Zu Simchat Tora kriegen wir das noch hin.

Die kurzen Einsätze können aber keinen Seelsorger vor Ort ersetzten ...
Das Schazmaz-Programm ist zwar nicht auf Dauer ausgelegt. Also wir betreuen die Gemeinden nicht etwa regelmäßig zweimal im Monat. Dennoch vertrauen sich viele Gemeindemitglieder auch bei den kurzen Besuchen uns an, reden über ihre Ängste etwa bei einer Erwachsenen-Britmila, oder fragen nach Vorbereitungen auf Hochzeiten.

Welche Formen des Gottesdienstes können Sie anbieten?
Alle von liberal bis traditionell und konservativ. Wer mit uns zusammenarbeiten möchte, dem können wir auch jemanden anbieten. Neulich wünschte sich eine Gemeinde einen sefardischen Gottesdienst. Rabbiner Daniel Katz übernahm ihn. Anschließend dankte man ihm und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. »Nein, nein«, sagte er, »ich bin von der Allgemeinen Konferenz.« In Herford habe ich gerade Gottesdienste zu Jom Kippur abgehalten, in einer traditionell betenden Gemeinde.

Wie hoch schätzen Sie den Bedarf an »Ersatzrabbinern« ein?
Durch das Wachstum und den zunehmenden Pluralismus im deutschen Judentum steigt der Bedarf an Rabbinern und qualifizierten Vorbetern. Daher fragen uns sowohl Unionsgemeinden wie auch Einheitsgemeinden des Zentralrats. Alle unsere Rabbiner sind so ausgebildet, dass sie sich mit orthodox betenden Gemeinden arrangieren können und haben das auch in den vergangenen Monaten sehr erfolgreich getan.

Mit dem Mitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz sprach Heide Sobotka.

»Jetzt ist die Zeit«

Kirchentag in Nürnberg

Im Programm sind zahlreiche jüdische Themen vertreten

von Joshua Schultheis  05.06.2023

Nürnberg

Erstmals wieder ein Gottesdienst an ehemaliger Hauptsynagoge

Am früheren Standort des von den Nazis zerstörten Gotteshauses soll der Schabbat begangen werden

 05.06.2023

Portät der Woche

Blick in die Seele

Alisa Goldman ist Verhaltenstherapeutin und arbeitet im Jüdischen Krankenhaus in Berlin

von Gerhard Haase-Hindenberg  04.06.2023

JLEV

Ein volles Programm

Der Vorstand des neuen liberal-egalitären Verbandes arbeitet an einem umfangreichen Angebot

von Christine Schmitt  04.06.2023

Frankfurt

Ein »Mentsch« mit Verstand

Der Gemeindevorsitzende und Architekt Salomon Korn wird 80 Jahre alt. Eine Würdigung von FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube

von Jürgen Kaube  03.06.2023

Gratulation

Meister der geschliffenen Worte

Der Frankfurter Gemeindevorsitzende und Architekt Salomon Korn wird 80. Ein Grußwort des Zentralratspräsidenten

von Josef Schuster  03.06.2023

Historischer Sieg

Makkabi zieht in den DFB-Pokal ein

Der jüdische Fußballverein setzt sich im Landespokal in einem dramatischen Spiel gegen Sparta Lichtenberg durch

 03.06.2023

Abitur

Noten und Streiche

An immer mehr jüdischen Schulen kann die Hochschulreife erlangt werden

von Christine Schmitt  02.06.2023

Frankfurt

»Schweigen bedeutet Zustimmung«

Zahlreiche Menschen demonstrierten gegen das umstrittene Konzert von Roger Waters

von Pascal Beck  02.06.2023