Herr Rabbiner Alter, viele kleinere Gemeinden haben keinen Rabbiner. Wie kann man ihnen helfen?
Das SchazMaz-Programm – was man mit Vorbeter/Lehrer interpretieren kann – der Allgemeinen Rabbinerkonferenz leiht Rabbiner, Kantoren und Vorbeter an die Gemeinden aus, die bei uns anfragen.
Was kostet es die Gemeinden?
Die Gemeinden zahlen nur einen Anteil, etwa 200 Euro Honorar für den Rabbiner, für Kantoren und Vorbeter ist der Anteil geringer. Hinzu kommen Anfahrt und Unterkunft. Damit sind die Schabbatgottesdienste sowie ein Workshop honoriert.
Was macht eine Gemeinde, die gar kein Geld hat?
Auch da können wir helfen. Wir prüfen, wie es um die Finanzen der Gemeinden bestellt ist und wie ehrlich sie den Kultus pflegen. Sollte eine Gemeinde nicht in der Lage sein, das Honorar bezahlen zu können, so übernehmen wir das aus unserem Budget.
Wie errechnet sich Ihr Budget?
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat uns für dieses Programm eine Summe zur Verfügung gestellt. Der Rest sollte sich aus dem Gemeindeanteil ergeben. Abgerechnet wird alles über den Zentralrat, koordiniert durch uns.
Zu welchen Anlässen werden Rabbiner, Vorbeter nachgefragt?
Zur Zeit sind es natürlich Anfragen vor allem zu den Feiertagen. Wir helfen dort aus, wo es beispielsweise überhaupt keine Rabbiner gibt, oder der zuständige Rabbiner durch Krankheit oder Urlaub verhindert ist, oder es besondere Anlässe gibt, wie Hochzeiten, Barmizwa, Beerdigungen.
Wie kontaktiert man Sie?
Ich bin sozusagen Koordinator und Schaltstelle zwischen den Rabbinern, Kantoren, Vorbetern auf der einen Seite und den an-
fragenden Gemeinden auf der anderen Seite. Im Ideal ruft oder mailt die Gemeinde mich an (schazmaz@gmx.de, Telefon 030/22 410 252) und sagt, wir hätten gern einen Rabbiner für Simchat Tora. Dann erfrage ich, ob sie einen liberalen, traditionellen oder konservativen Gottesdienst bevorzugen und schaue, wer zur Verfügung steht.
Können Sie so kurzfristig reagieren?
Zu Simchat Tora kriegen wir das noch hin.
Die kurzen Einsätze können aber keinen Seelsorger vor Ort ersetzten ...
Das Schazmaz-Programm ist zwar nicht auf Dauer ausgelegt. Also wir betreuen die Gemeinden nicht etwa regelmäßig zweimal im Monat. Dennoch vertrauen sich viele Gemeindemitglieder auch bei den kurzen Besuchen uns an, reden über ihre Ängste etwa bei einer Erwachsenen-Britmila, oder fragen nach Vorbereitungen auf Hochzeiten.
Welche Formen des Gottesdienstes können Sie anbieten?
Alle von liberal bis traditionell und konservativ. Wer mit uns zusammenarbeiten möchte, dem können wir auch jemanden anbieten. Neulich wünschte sich eine Gemeinde einen sefardischen Gottesdienst. Rabbiner Daniel Katz übernahm ihn. Anschließend dankte man ihm und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. »Nein, nein«, sagte er, »ich bin von der Allgemeinen Konferenz.« In Herford habe ich gerade Gottesdienste zu Jom Kippur abgehalten, in einer traditionell betenden Gemeinde.
Wie hoch schätzen Sie den Bedarf an »Ersatzrabbinern« ein?
Durch das Wachstum und den zunehmenden Pluralismus im deutschen Judentum steigt der Bedarf an Rabbinern und qualifizierten Vorbetern. Daher fragen uns sowohl Unionsgemeinden wie auch Einheitsgemeinden des Zentralrats. Alle unsere Rabbiner sind so ausgebildet, dass sie sich mit orthodox betenden Gemeinden arrangieren können und haben das auch in den vergangenen Monaten sehr erfolgreich getan.
Mit dem Mitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz sprach Heide Sobotka.