Sachsen

Freizeitkicker und Schachverrückte

Die Fußballer des Dresdner Makkabi-Vereins Foto: Claudia Trache

Die Makkabi-Vereine in Sachsen haben Nachwuchsprobleme. In den Nuller-Jahren wiedergegründet, versuchen sie durch attraktive Veranstaltungen dem Vereinsleben neuen Aufschwung zu geben. Seit 2006 organisieren die Makkabi-Vereine aus Chemnitz, Leipzig und Dresden alle zwei Jahre die sächsischen Makkabi-Spiele, die abwechselnd in den drei sächsischen Städten ausgerichtet werden.

Die Teams treten dabei im Fußball, Volleyball, Tischtennis und Schach gegeneinander an. Voraussichtlich im Frühjahr des nächsten Jahres wird der TUS Makkabi Chemnitz nach 2008 zum zweiten Mal Ausrichter dieser Veranstaltung sein. 2001 gegründet, hat der Verein zurzeit 25 Mitglieder.

»Wir haben im Fußball eine reine Freizeitmannschaft, die ab und zu an kleinen Turnieren teilnimmt. Auch unsere Tennisspieler sind bei Freizeitturnieren vertreten«, sagt Alexander Lurie, bis Ende 2013 Vereinsvorsitzender. Das Volleyballteam der Männer spielt dagegen auch in der Chemnitzer Stadtliga. Sorgen macht dem 50-Jährigen die Entwicklung des Vereins. Zum einen verlassen viele der jungen Leute Chemnitz. Zum anderen hat der Verein vor allem viele ältere Mitglieder, ohne dass jüngere nachrücken. Viele der älteren Vereinsmitglieder sind aus Russland zugewandert und sprechen kaum Deutsch. Das Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit sei nicht besonders groß, meint Lurie.

Integrationsturnier Ähnliche Probleme hat auch der 2006 gegründete Makkabi-Verein in Dresden. Der gebürtige Litauer Vytautas Bubelis hat in seinem Leben schon verschiedene Sportarten betrieben und engagiert sich nun in Dresden, seit er mit seiner Familie vor zehn Jahren nach Sachsen kam. Die derzeit 35 Mitglieder sind im Fußball und Tischtennis aktiv. Während zwei Tischtennismannschaften in der Dresdner Stadtliga spielen, kickt das Fußballteam bei verschiedenen Freizeitturnieren mit. Im März dieses Jahres konnten sie das Integrationsturnier in Freital gewinnen.

»Noch im vergangenen Jahr hatten wir zwei Fußballmannschaften«, erzählt Bubelis. »Da haben wir ein Team aus jungen Leuten gestellt und außerdem eines mit älteren Spielern.« In den vergangenen beiden Jahren hat die jüdische Gemeinde in Dresden einen Makkabi-Cup im Fußball organisiert. Freizeitmannschaften, die mindestens drei Ausländer im Team hatten, haben gegeneinander gespielt.

Makkabiade Auch wenn der Verein in erster Linie bei kleineren Turnieren antritt, so hat er dennoch ein Mitglied in seinen Reihen, das bereits zweimal an einer Makkabiade teilgenommen hat. Lev Magazanik stand 2009 in Israel im deutschen U16-Fußballteam. Im vergangenen Jahr schaffte der 21-Jährige erneut den Sprung in das deutsche Fußballteam und war bei der Makkabiade im Heiligen Land dabei. Ende Juni dieses Jahres nahm er an einem Vorbereitungslehrgang teil mit dem Ziel, bei den European Maccabi Games 2015 in Berlin starten zu können. Der gebürtige Russe hat inzwischen sein halbes Leben in Dresden verbracht.

»Anfangs war es schwierig, ohne Sprachkenntnisse und ohne Freunde. Doch der Sport hat mir sehr geholfen. Inzwischen fühle ich mich in Dresden sehr wohl«, erzählt der ehrgeizige Fußballer, der ein paar Jahre im Nachwuchsteam von Dynamo Dresden kickte. Viele Jahre spielte er in der Mannschaft der SG Dresden-Striesen, fühlte sich dort sehr wohl. »Die Mannschaft hat viel für mich getan«, so der junge Mann, der im kommenden Jahr die Oberschule mit dem Fachabitur abschließen möchte.

Defensivspieler Auf der Suche nach neuen sportlichen Herausforderungen ist der Verteidiger inzwischen fündig geworden und spielt seit Kurzem in der zweiten Mannschaft von Dynamo Dresden. Die Teilnahme an Makkabiaden ist für ihn die Chance, sein Können zu zeigen, aber auch eigene Grenzen auszuloten. »Wann hat man als Amateurfußballer schon die Möglichkeit, bei derartigen internationalen Events dabei zu sein? Es ist etwas Riesiges. Hier treffe ich auch auf Spieler, die bereits Erfahrungen in der Bundesliga haben, und kann von ihnen lernen«, schwärmt Lev Magazanik.

Viele internationale Kontakte mit anderen Sportlern konnte er bereits knüpfen. Er freut sich aber auch darauf, die Mitspieler aus dem deutschen Makkabi-Team wiederzutreffen. Die European Maccabi Games in Berlin sind für ihn ein besonderer Anreiz. »In der Heimat will man sich doch als Team besonders gut präsentieren. Ich möchte Makkabi Deutschland gern mit meinen spielerischen Fähigkeiten unterstützen.« Und damit hat der junge Mann sein Ziel fest im Blick.

Studenten
Doch auch in Dresden kämpft der Verein mit Mitgliederschwund. »Einige von uns haben in einer anderen Stadt einen Beruf gefunden oder gehen zum Studium weg«, klagt Vytautas Bubelis. Doch gerade die Studenten halten ihrem Dresdner Makkabi-Verein die Treue, kommen in den Ferien zum Fußballspielen vorbei oder unterstützen das Team bei Turnieren.

Bis 2012 hatte Makkabi Dresden auch eine Volleyballmannschaft. »Der Mannschaftsleiter ist aus beruflichen Gründen weggezogen, und es fand sich keiner, der die Leitung übernommen hat«, erklärt der Litauer, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr berufstätig sein kann. Doch er hat bereits neue Pläne. Sein Ziel ist es, für 15- bis 18-jährige Mädchen ein Basketballteam aufzubauen.

Schach Der größte Makkabi-Verein in Sachsen ist mit rund 90 Mitgliedern Makkabi Leipzig. Der Verein entstand 2005 aus einer Schachgruppe mit zwölf Mitgliedern. Michael und Irina Lempert kamen 1996 aus der Ukraine nach Sachsen und engagieren sich seitdem im Leipziger Verein. Wie in den anderen Makkabi-Vereinen, so sind auch in Leipzig jüdische und nichtjüdische Mitglieder gleichermaßen willkommen. »Die Arbeit besonders mit den Kindern entwickelt sich in unserem Verein gut«, zeigt sich Irina Lempert zufrieden. Im Bereich Schach engagieren sie sich in zwei Leipziger Schulen mit Schach-Arbeitsgemeinschaften.

Außerdem wird Fußball, Volleyball und Tischtennis angeboten. Zudem gibt es eine Abteilung Wandern. Zwei Tischtennismannschaften spielen in der Stadtliga, je ein Schachteam startet in der Bezirksliga und in der ersten Bezirksklasse. Das Volleyballteam ist seit mehreren Jahren in der Hobbyliga Leipzig aktiv und hat sich inzwischen in die Leistungsklasse B vorgekämpft.

Stadtmeisterschaften
Mit Unterstützung des Landessportbundes Sachsen organisiert Makkabi Leipzig regelmäßig Integrationsturniere im Schach und Tischtennis. »Wir wollen ganz bewusst Deutsche zu uns einladen, damit auch unsere meist russischsprachigen Mitglieder Kontakte knüpfen können«, betont die Ukrainerin. Bereits zum vierten Mal hat Makkabi Leipzig in diesem Jahr die Stadtmeisterschaft im Schach organisiert. Auch die Idee, sächsische Makkabi-Spiele zu veranstalten, kommt vom Leipziger Verein.

Die ersten Spiele wurden 2006 in der Messestadt ausgetragen. »Unser Ziel ist es, ein Familienfest mit Sport, Spiel, aber auch gemeinsamem Singen und gemütlichem Beisammensein zu gestalten«, sagt Irina Lempert. Bei allem Engagement bleibt das fehlende Geld das größte Problem, teilt sie die Einschätzung von Vytautas Bubelis aus Dresden. Vielleicht finden sich ja Sponsoren für das Sport-Event im Frühjahr. Lohnen würde es sich allemal, die jüdischen Sportvereine in Sachsen zu unterstützen.

Lohheide

Vor 80 Jahren starb Anne Frank im KZ Bergen-Belsen

Blumen, Fähnchen, Stofftiere: Nirgendwo in der Gedenkstätte Bergen-Belsen werden so viele Gegenstände abgelegt wie am Gedenkstein für Anne Frank

von Michael Althaus  22.01.2025

Berlin

Sicher in der Kunst

Im Herbst 2024 wurde die Jüdische Kunstschule gegründet. Sie soll ein »Safe Space« für Kreative sein. Ein Besuch in zwei Workshops

von Katrin Richter  21.01.2025

München

Zeugnisse jüdischen Lebens

Das Landesamt für Denkmalpflege kartografiert die Friedhöfe in Thalkirchen und Freimann

von Ellen Presser  21.01.2025

Fundraising

In Rons Namen

Die Eltern eines ermordeten israelischen Soldaten widmen ihrem Sohn ein Tierheim und sammeln Spenden für das Projekt. In Berlin sind zwei Benefizkonzerte geplant

von Christine Schmitt  21.01.2025

Berlin

Margot Friedländer: »Die Demokratie schwankt«

Die 103-Jährige wurde von den Nazis ins KZ Theresienstadt verschleppt. Vor dem nationalen Holocaust-Gedenktag warnt sie: »Seid vorsichtig«

von Verena Schmitt-Roschmann  21.01.2025

Oldenburg

Anschlag auf Synagoge bei  »Aktenzeichen XY ... Ungelöst«

Ein Unbekannter hatte einen Brandsatz gegen die massive Tür des Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen

 20.01.2025

Jahrestag

Das Grauen seit 80 Jahren im Kopf

Albrecht Weinberg wird bald 100. Er gehört zu den wenigen Zeitzeugen, die noch von der Verfolgung und Ermordung der Juden berichten können. Gerda Dänekas hat ihn ermuntert, seine Geschichte zu erzählen - und damit beider Leben verändert

von Karen Miether  20.01.2025

Schoa-Gedenken

Scholz: »Jüdisches Leben, das ist Deutschland«

Bei einer Gedenkveranstaltung in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt sagt der Bundeskanzler 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz: »Ich trete jedem Schlussstrich entgegen«

 19.01.2025

Dokumentation

»Was bedeutet Auschwitz heute noch für Deutschland?«

Am Sonntag gedachte die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main des 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hielt eine Gastrede

 19.01.2025