Berlin

Freiwillige vor

Selbst sportbegeistert wirbt Mona Meron um freiwillige Helfer für die European Maccabi Games. Foto: Stephan Pramme

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Freiwillige vor

Die European Maccabi Games suchen noch weitere Ehrenamtliche für 2015

von André Anchuelo  27.08.2014 09:32 Uhr

Israel, Judentum, Sport – alles, was mir schon immer wichtig war, ist jetzt Inhalt meines Jobs», sagt Mona Meron lachend. Die 26-Jährige leitet das Volunteer-Programm der European Maccabi Games (EMG) 2015. Ohne die Freiwilligen geht nichts bei den Spielen, die vom 27. Juli bis zum 5. August 2015 in Berlin stattfinden werden. Bei mehr als 2000 Athleten aus 30 Ländern, die sich in 20 Sportarten messen, muss das Drumherum professionell organisiert werden.

«Es geht schon am ersten Tag los, wenn die Teams von den Flughäfen und Bahnhöfen abgeholt werden müssen», sagt Meron. Für jedes Land gebe es einen Verantwortlichen unter den Volunteers, der möglichst die Landessprache des Teams beherrschen sollte, erklärt die junge Frau. Bei den Sportveranstaltungen selbst werden ebenfalls jede Menge Freiwillige gebraucht. Auch in den Teamhotels betreuen Volunteers die Sportler, genauso wie bei den Kulturevents des Rahmenprogramms.

T-Shirt Klaus Schubert kennt das alles schon lange. An über 200 Sportveranstaltungen hat der Berliner bereits als freiwilliger Helfer teilgenommen. Der 69-Jährige ist sozusagen ein alter Hase im Volunteer-Business. Obwohl, Business? «Nein», sagt der freiwillige Helfer, «ums Geschäft geht es dabei ja nicht.» Denn Geld gibt es in der Regel keines für Volunteers. «Man bekommt als Dankeschön schon mal ein T-Shirt, aber sonst ist das alles ehrenamtlich», erklärt er.

Mona Meron bestätigt das: «Wir kümmern uns um Unterkunft, Verpflegung und Fahrkarten. Außerdem bekommen unsere Volunteers einheitliche T-Shirts, Taschen und Hüte.» Das war es auch schon. Schubert weiß: «Das ist ja inzwischen bei allen großen Sportveranstaltungen so.» Und davon hat der Mann mit dem weißen Vollbart schon einige mitgemacht. DFB-Pokalfinale, Fußball-Länderspiele, Leichtathletik-Weltmeisterschaften, Marathonläufe – immer wieder war er als Freiwilliger dabei. «Es gibt eine richtige Gemeinschaft der Volunteers», betont er. Noch heute erinnert sich Schubert voller Freude an sein bisher schönstes Erlebnis: «2009 sind wir bei der Leichtathletik-WM vor 40.000 Zuschauern mit den Sportlern ins Olympiastadion eingelaufen – das war Gänsehaut pur.»

Gemeinschaftserlebnis Der Rentner ist kein Jude. Umso mehr freut er sich darauf, jüdische Sportler aus Europa kennenzulernen, viele Sprachen zu hören, mehr über andere Kulturen zu erfahren. «Wir fragen nicht, wer Jude ist und wer nicht», erläutert Meron. Die frühere Leistungssportlerin hat selbst schon als Brustschwimmerin für Israel an einer Makkabiade teilgenommen. Damals habe sie gesehen, wo die freiwilligen Helfer überall zupacken. «Viele von ihnen», erzählt die Tochter einer Berlinerin und eines Israelis, «waren früher selbst Athleten und sind nun als Volunteers dabei.»

So wie Yael Friedman. Sie hat 2011 bei den Maccabi Games in Wien Fußball gespielt. «Das war das schönste Erlebnis meines Lebens», erzählt die junge Frankfurterin. Vergangenes Jahr dann habe sie an der Makkabiade in Israel teilgenommen. «Das Zusammenkommen mit so vielen anderen Juden war ein tolles Gemeinschaftserlebnis», schwärmt die 19-Jährige. Die Volunteers hätten den Sportlern bei diesen großen Turnieren vieles erleichtert.

2015 wird Friedman nicht mehr als Athletin teilnehmen, weil sie demnächst ihr Studium in Israel aufnimmt und deshalb nicht mit den anderen Fußballspielerinnen trainieren kann. «Ich helfe aber gerne», sagt sie. Und deshalb wird sie 2015 in Berlin als Volunteer dabei sein. Dass Nichtjuden als Volunteers helfen, findet die Fußballspielerin gut: «Das zeigt auch Solidarität in diesen schweren Zeiten», sagt Friedman.

Voraussetzungen «Man braucht vor allem sehr viel Motivation», nennt Mona Meron die wichtigste Voraussetzung für die freiwilligen Helfer, «dann wird es auch unglaublich viel Spaß machen.» Sprachkenntnisse seien zwar vorteilhaft, so die gebürtige Berlinerin, die erst im März aus Israel in ihre Geburtsstadt zurückgekehrt ist. Aber die meisten Teilnehmer sprächen ohnehin zumindest Englisch, so Meron. Darüber hinaus wäre es natürlich schön, erklärt die Mitorganisatorin, wenn Bewerber eine gewisse Affinität zum Sport mitbrächten.

Außerdem sollten sie einige Mindestanforderungen erfüllen. So müssen Interessierte wenigstens 18 Jahre alt sein, bei Bewerbern aus Berlin reichen 16 Jahre. Denn alle Volunteers, die von außerhalb kommen, müssen ja auch irgendwo untergebracht werden. Vorzugsweise in Gastfamilien, die ebenfalls noch gesucht werden. «128 Volunteers haben wir schon», sagt Meron stolz. Mindestens 300 müssen es bis zum nächsten Sommer noch werden.

Manchmal geht es aber auch ganz schnell: Als ein Foto von Klaus Schubert, auf dem er ein Schild mit der Aufschrift «Ich bin stolz, ein EMG-Volunteer zu sein» hochhält, auf der Facebook-Seite der Maccabi Games eingestellt wurde, hätten sich gleich mehrere seiner Bekannten ebenfalls angemeldet, berichtet Schubert schmunzelnd. Er selbst hatte durch ein Rundschreiben des Berliner Fußball-Verbandes von den Spielen erfahren. «Viele Israelis in Berlin haben über Facebook von dem Volunteer-Programm gehört», sagt Meron. Aber auch über E-Mails, über Organisationen wie Taglit–Birthright und über Presseberichte versuche man, weitere Interessierte anzusprechen.

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