Bildungsabteilung im Zentralrat

Filme nach Auschwitz

Doron Kiesel, Wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden Foto: picture alliance/dpa

Das Medium Film ist wichtig für das kulturelle Gedächtnis, das das Erinnern - und das Vergessen - organisiert, so die Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden. »Besonders in Filmen, die sich mit der Schoa auseinandersetzen, wird die Macht des Erinnerten, des Verdrängten oder des Erfundenen sichtbar«, heißt es in der Ankündigung für das Seminar »Filme nach Auschwitz - Pädagogische Perspektiven auf mediale Erinnerungen«. Dieses findet heute und morgen in Kooperation mit der Goethe-Universität in Frankfurt am Main statt.

»Filme sind das zentrale Medium, gerade in Anbetracht einer historischen Epoche, in der die Überlebenden ja kaum noch unter uns sind«, sagt Doron Kiesel, Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrates, im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. »Doch es ist wichtig, bestimmte historische Prozesse, Erinnerungen, vielleicht auch Konstruktionen von Erinnerung noch mal festzuhalten oder zu initiieren, um somit einer Generation junger deutscher Lehramtsstudierender die Möglichkeit zu eröffnen, sich mit der jüdischen Perspektive auf Erinnerung und auf die Folgen der Schoa auseinanderzusetzen.«

Zusammenhang Die Veranstaltung widmet sich »diesem bewusst breit verstandenen Zusammenhang von Film und kulturellem Gedächtnis«, so Kiesel. Ziel sei es, »pädagogische Perspektiven der Vermittlung biografischer und historischer Zusammenhänge zu eröffnen.«

Vorgesehen ist zunächst ein Podiumsgespräch zum zentralen Thema »Film und Erinnerung« mit Prof. Dr. Astrid Erll und Prof. Dr. Véronique Sina von der Goethe-Universität, Dr. Lea Wohl von Haselberg von der Filmuniversität »Konrad Wolf« Babelsberg sowie Christiane von Wahlert, aus dem Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung.

Doron Kiesel und Julie Grimmeisen, die Akademische Leiterin im israelischen Generalkonsulat in München, erörtern am Dienstag das Thema »Erinnerungskultur in der israelischen Gesellschaft«. Kiesel sagte der Jüdischen Allgemeinen, es sei sehr wichtig, den Studierenden begreiflich zu machen, dass die israelische Gesellschaft »eine Gesellschaft von Überlebenden ist, die sich heute in der zweiten, dritten und vierten Generation weiterhin mit Folgen der Traumatisierung auseinanderzusetzen haben - und zugleich eine neue Gesellschaft mit all ihren politischen, militärischen Herausforderungen im Alltag.«

Gesellschaft von Opfern »Die Tatsache, dass in einer Gesellschaft von Opfern möglicherweise ein anderer Zugang zur historischen Erinnerung möglich und notwendig ist, als in einer Gesellschaft von Tätern, sollte ebenfalls verstanden werden. Diese Differenz herauszuarbeiten, ist meines Erachtens wichtig, um auch wiederum Berührungspunkte zu schaffen«, betont Kiesel.

Beim Seminar in Frankfurt wird zudem die polnisch-israelisch-deutsche Koproduktion »Delegation« gezeigt und anschließend diskutiert. Diese beschreibt die emotionale Reise der Schüler Frisch, Nitzan und Ido zu früheren Konzentrationslagern in Polen.

»Umbruch in der Erinnerungskultur - Nachfolgende Generationen im Blick« ist ein weiteres Thema, das Lea Wohl von Haselberg und Doron Kiesel behandeln. Nach einer Vorführung des Films »Three Minutes - A Lengthening« von Bianca Stigter über Formen des ästhetischen Umgangs, folgt die Abschlussdiskussion.

Querschnittsthema »Ich möchte, dass sich Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen mit der Erziehung nach Auschwitz beschäftigen«, sagt Doron Kiesel. »Und mir geht es darum, dass dieser Aspekt gewissermaßen als Querschnittsthema, also interdisziplinär, auch immer wieder im schulischen Zusammenhang erfahren, diskutiert und reflektiert wird. Das gilt gleichermaßen für Schüler, die einen deutschen Hintergrund wie auch solche, die einen Migrationshintergrund haben.«

Die Bildungsabteilung des Zentralrates der Juden in Deutschland organisiert regelmäßig Veranstaltungen zu gesellschaftlich bedeutenden Schwerpunkten. Zuletzt stand in Frankfurt das Thema »Antisemitismus in jugendrelevanten Lebenswelten« im Mittelpunkt.

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht zum Thema in unserer Printausgabe vom 20. Juli.

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