Die achtjährige Yael mag keinen Spinat. Dem zehnjährigen David schmeckt hingegen das Gemüse sehr gut, aber er darf keine Nüsse essen, und Jonathans Fischallergie ist so schlimm, dass er sogar in Lebensgefahr geriete, wenn er aus Versehen ein Stückchen Lachs oder Kabeljau in den Mund nehmen würde.
Wenn sich die Berücksichtigung der Vorlieben, Abneigungen und natürlich vor allem der Lebensmittelunverträglichkeiten der kleinen Gäste schon bei einem Kindergeburtstag zu einer logistischen Meisterleistung entwickeln kann, wie aufwendig muss es erst sein, Speisepläne für die Daycamps und Ferienlager zu erstellen.
»Essen ist natürlich ein wichtiges Thema für unsere Kinder und erst recht auch für deren Eltern, die daran interessiert sind, dass ihre Kinder gut versorgt sind«, sagt Pessi Gotfrid-Levy, Leiterin des Jugendzentrums Amichai in Frankfurt am Main.
Büfett Das Jugendzentrum bekomme nur am Sonntag oder bei besonderen Veranstaltungen Essen geliefert. »Bei einem Day-camp erhalten wir beispielsweise das, was auf dem Monatsplan vorgesehen ist. Für sonntags bestelle ich eher mal Schnitzel mit Pommes oder Reis und auch mal ein Falaffel-Büfett.«
Früher bereitete die Mutter eines der Kinder sonntags Essen zu. »Das ist leider momentan nicht der Fall, das war ganz toll und sehr flexibel für uns«, bedauert Gotfrid-Levy. Der Darmkeim Ehec sei natürlich auch im Jugendzentrum ein Thema gewesen, sagt die Leiterin. Am Speiseplan wurden aufgrund der Warnungen vor dem Virus »Änderungen vorgenommen, was rohes Gemüse betrifft, statt Rohkostsalat gab es dann andere Beilagen und statt Obst ausnahmsweise öfter Wassereis.«
Lieblingsspeisen Und was essen die Kinder besonders gern? »Gemüse, Reis und Frikadellen«, weiß Gotfrid-Levy, nicht sehr beliebt sei dagegen Fisch, den es freitags gibt. Ausgenommen natürlich: Fischstäbchen, da greifen alle zu.
Und auch für Kinder mit Lebensmittelallergien oder -unverträglichkeiten ist gesorgt: »Da bekommen wir extra vorbereitete Portionen, jeweils mit dem Namen des Kindes versehen«, erklärt die Jugendzentrums-Leiterin.
Die Jüdische Gemeinde Darmstadt bietet in der letzten Woche der Sommerferien traditionell ein einwöchiges Daycamp an, bei dem die jungen Teilnehmer natürlich auch verpflegt werden. »Die letzten Male war es immer sehr heiß, da wollten die Kinder lieber trinken als essen«, sagt Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Und gerade im Sommer ist Eis der große Renner. »Das gibt es fast jeden Tag«, sagt Neumann.
Allergien Lebensmittelunverträglichkeiten seien noch nicht so oft vorgekommen, so Neumanns Erfahrungen: »Viel häufiger sind da schon Heuschnupfen oder Asthma.« Aber natürlich könnten sich die Eltern auch ganz sicher sein, dass ein Kind, das zum Beispiel allergisch auf Nüsse reagiere, die krank machenden Lebensmittel nicht auf seinem Teller vorfindet. »Da passen wir selbstverständlich ganz genau auf.« Schon im Anmeldebogen werde deswegen nach eventuellen Allergien gefragt.
Dass das Essen koscher ist, verstehe sich ebenfalls von selbst. »Die warmen Speisen werden in der koscheren Küche der Gemeinde zubereitet, und deswegen gibt hin und wieder auch Lieblingsgerichte praktisch aller Kinder. »Würstchen, Pizza, Pommes, Spaghetti dürfen nicht fehlen«, erzählt Neumann und lacht.
Insgesamt bemühe man sich aber, Abwechslung zu bieten: »Mal gibt es Pasta, mal Falaffel, dann Borekas und natürlich Würstchen – man kann schon sagen, dass es essenstechnisch international zugeht«, sagt Neumann.
lunchpaket Zu Ausflügen werden dagegen meistens kalte Lunchpakete mitgenommen, enthalten sind Brote und Obst. Und dann müssen die Betreuer allerdings auch manchmal mit Enttäuschungen rechnen, denn es werden nur die kalten Erfrischungen gekauft, die auch in der Koscher-Liste stehen. »Da gab es letztens lange Gesichter, denn ausgerechnet das Eis, das die meisten Kinder gern gehabt hätten, war nicht parve.«
In der Jüdischen Gemeinde Kassel wird neben Mini-Machanot während der Sommerferien auch ein einwöchiges Machane angeboten, deren kulinarisches Highlight für die teilnehmenden Kinder aus einem Grillnachmittag besteht, wie die ehemalige Vorsitzende Esther Hass erzählt.
Rabbiner Schlomo Freyshist hatte ursprünglich für Lag Baomer, den mit einem Picknick gefeierten 33. Tag zwischen Pessach und Schawuot, koschere Hähnchenteile in Dortmund besorgt – und nun bekommen auch die Kinder für ihr großes Grillevent extra aufbewahrtes koscheres Geflügel. »Bei uns in der Stadt gibt es keinen koscheren Laden«, bedauert Hass.
Deswegen, und auch, weil Fleisch nicht gerade billig ist, hat sich die Küche im Gemeindezentrum auf »Fisch und Milchiges spezialisiert, das ist am einfachsten, Fleischiges machen wir dann in erster Linie nur zu Pessach.«
Während des Machanes werden die Kinder, die am Freitag bei den Vorbereitungen für Schabbat helfen dürfen, koscher verpflegt. »Am liebsten mit Spaghetti, die sind immer der ganz große Hit. Und unser Rabbiner ist die ganze Zeit dabei und achtet darauf, dass alles vorschriftsmäßig abläuft.«