Frankfurt

Erinnerungen an Beni Bloch sel.A.

Benjamin »Beni« Bloch sel. A. (1943–2019) Foto: ZR

Er habe den Jugendlichen »die Welt der Unbeschwertheit und des Schutzes« geboten – Benjamin »Beni« Bloch, der langjährige Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Die das sagt, ist Esther Schapira, Journalistin und Filmemacherin.

Sie selbst, die 1961 geboren wurde, hat den verehrten Beni Bloch sel. A. kennengelernt, als sie ein Teenager war. Und sie spricht von ihm voller Wärme und Zuneigung am vergangenen Sonntag – anlässlich der zweiten Jahrzeit von Beni Bloch während einer Online-Gedenkzeremonie.

WERK Sie ist nicht die Einzige, die an diesem Tag an den »großen Mann der ZWST« erinnert. Groß in jeder Hinsicht: von Statur wie auch vom Herzen und von der Lebendigkeit. Offiziell heißt es, er sei jahrzehntelang der Direktor der ZWST gewesen. Manche behaupten, er war buchstäblich die Wohlfahrtsstelle.

Blochs Wegbegleiter sprechen voller Wärme und Zuneigung von ihm.

Zu denen, die ihm zur zweiten Jahrzeit noch einmal ein lebendiges, ehrendes Gedenken erbieten während dieser Feierstunde, die coronabedingt nur online stattfinden kann, gehört auch Abraham Lehrer. Er ist der Präsident der ZWST. Und er erinnert daran, mit welchem Enthusiasmus sich Beni Bloch den Kindern und Jugendlichen zugewandt habe. Er habe sie auf einen »ordentlichen und jüdischen Lebensweg« vorbereiten wollen.

Auch für die jungen Erwachsenen hat Beni Bloch viele Jahrzehnte besonders viel Kraft. Mit ihnen reiste er zu allen Stätten des Grauens. Diese Reisen waren – wie kann es anders sein – bestens organisiert und immer von Zeitzeugen begleitet. Er organisierte diese Reisen, so Ebi Lehrer, aus einer tiefen Emotion heraus.

BIOGRAFIE Gleiches gilt für die Organisation des Freiwilligendienstes in Israel und auch für nach Deutschland eingereiste Jüdinnen und Juden aus der Sowjetunion. Für sie setzte er sich immer wieder ein. Kannte er doch das Gefühl, als Migrant in einem Land neu ankommen zu müssen. Er selbst war 15, als er von Israel nach Frankfurt am Main umsiedelte.

Für ihn waren Offenheit und Freundlichkeit wesentliche Wesenszüge. Deshalb sagte er auch deutlich seine Meinung – ohne je zu demütigen.

So ein Leben!, heißt der Dokumentarfilm von Minka Pradelski und Norma Drimmer. Dieser Film, der am Sonntag gezeigt wurde, macht auf sehr emotionale Weise deutlich, welch großen Verlust die jüdische Gemeinschaft mit Beni Blochs Tod von knapp zwei Jahren erlitten hat. Sie zeigt die tiefen Spuren des beliebten Mannes, dem mit liebevollem Respekt begegnet wurde – so wie er selbst den Menschen begegnete.

Für ihn waren Offenheit und Freundlichkeit wesentliche Wesenszüge. Deshalb sagte er auch deutlich seine Meinung – ohne je zu demütigen. Der Film ist entstanden mit viel Sympathie für die Leistungen Blochs, mit einem Augenzwinkern und mit Humor. Die 50 Minuten Gedenken an Beni Bloch müssen unvollständig bleiben. Denn das, was er für die jüdische Gemeinschaft getan hat, ist unermesslich viel.

Lesen Sie mehr dazu in unserer nächsten Printausgabe.

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

München

Gedenken in schwerer Zeit

Die Stadt erinnerte an jüdische Opfer des NS-Regimes. Die Angehörigen aus Israel konnten wegen des Krieges nicht anreisen

von Luis Gruhler  01.07.2025

Lesen

Über eine Liebe nach dem Holocaust

Die österreichische Schriftstellerin Melissa Müller stellte im Münchener Literaturhaus ihr neues Buch vor

von Helen Richter  01.07.2025

Auszeichnung

Strack-Zimmermann erhält Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit

Die FDP-Politikerin wird für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt

 29.06.2025

Erfurt

Ende eines Krimis

Seine Entdeckung gilt als archäologisches Wunder: Mehr als 25 Jahre nach dem Fund des Erfurter Schatzes sind vier weitere Stücke aufgetaucht

von Esther Goldberg  29.06.2025

Porträt der Woche

Heilsame Klänge

Nelly Golzmann hilft als Musiktherapeutin an Demenz erkrankten Menschen

von Alicia Rust  29.06.2025

Interview

»Wir erleben einen doppelten Ausschluss«

Sie gelten nach dem Religionsgesetz nicht als jüdisch und erfahren dennoch Antisemitismus. Wie gehen Vaterjuden in Deutschland damit um? Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Konversion und »jüdische Gene«

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  29.06.2025

Solidarität

»Sie haben uns ihr Heim und ihre Herzen geöffnet«

Noch immer gibt es keinen regulären Flugbetrieb nach Israel. Wir haben mit Israelis gesprochen, die in Deutschland gestrandet sind. Wie helfen ihnen die jüdischen Gemeinden vor Ort?

von Helmut Kuhn  26.06.2025

Meinung

Mannheim: Es werden bessere Tage kommen

Wegen Sicherheitsbedenken musste die jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der »Meile der Religionen« absagen. Die Juden der Stadt müssen die Hoffnung aber nicht aufgeben

von Amnon Seelig  25.06.2025