Gedenken

»Erinnerung hat kein Verfallsdatum«

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat an die besondere Verantwortung der Deutschen zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausens erinnert, gegen Unrecht aufzustehen. Das Kriegsende sei für die Deutschen keine Befreiung von der Vergangenheit gewesen, sondern »eine Befreiung, um uns der Vergangenheit zu stellen und hoffentlich aus ihr lernen zu können«, sagte Steinmeier am Sonntag in der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg.

Verantwortung zu übernehmen bedeute deshalb für ihn, gegen jegliche Form von Fremdenhass und Diskriminierung aufzustehen: »Weil wir es in der Hand haben, in was für einem Land wir 70 Jahre nach dem Grauen der Schoa gemeinsam leben wollen«, sagte der Bundesaußenminister vor mehr als 70 KZ-Überlebenden aus zahlreichen Ländern.

Befreiung In Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende kamen ums Leben. Das KZ Sachsenhausen wurde am 22. April 1945 von der Roten Armee befreit.

Mit Blick auf ausländerfeindliche, antisemitische und rechtsextreme Ausschreitungen sagte Steinmeier, »das ist nicht das weltoffene Land, für das die große Mehrheit der Deutschen steht«. Dass es dennoch diese Vorfälle gebe zeige, dass das aktive Erinnern an das menschenverachtende NS-Regime noch lange nicht zu Ende ist.

»Die Erinnerung hat kein Verfallsdatum«, betonte Steinmeier. »Dieser Gedanke sollte uns leiten, wenn wir in diesem Jahr des Endes des Zweiten Weltkrieges gedenken.«

Verpflichtung In der Befreiung vom Nationalsozialismus, dem Wiederhineinwachsen in die europäische und internationale Gemeinschaft liege heute die besondere Verpflichtung, für diejenigen menschlichen und politischen Prinzipien einzustehen, »die Deutschland an Orten wie Sachsenhausen auf so einzigartige Weise geschunden hat«, betonte der SPD-Politiker. Diese Verantwortung gelte gleichermaßen »im Inneren unserer Gesellschaft als auch für unsere Rolle in der Welt«.

Dabei erinnerte Steinmeier an die mittlerweile seit 50 Jahren bestehenden diplomatischen Beziehungen zu Israel. Angesichts des Holocaust erscheine es »wie ein Wunder, dass Deutschland und Israel heute in tiefer Freundschaft verbunden sind«, sagte der Außenminister.

Steinmeier bedankte sich auch bei den Gedenkstätten und Organisationen für die von ihnen geleistete »Erinnerungsarbeit«. Sie sorgten dafür, dass die persönlichen Geschichten der NS-Opfer »nicht ungehört verhallen«. epd

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025